Mit gewaltigen Erwartungen starteten McLaren und Fernando Alonso, vor allem dank der neuen Power Units von Renault, in die neue Formel-1-Saison 2018. Von Podien, ja sogar vom Angriff auf die Spitze war schon wieder in bester Ron-Dennis-Manier die Rede - auch wenn Big Ron natürlich längst nicht mehr zum Traditionsteam von McLaren gehört.

Nach zwei Rennen mit doppelter Punkteausbeute und WM-Rang drei - vor Red Bull - sieht es zumindest auf dem Papier tatsächlich ziemlich gut aus für McLaren. Doch täuscht das nicht über die wahre Performance hinweg. Vor allem im Qualifying hinkt McLaren den erklärten Zielen noch deutlich hinter, nicht einmal das Q3 sahen Alonso und Stoffel Vandoorne. Im Rennen profitierten die McLaren-Piloten von besserer Rennpace, aber auch einigen Problemen der Konkurrenz.

Alonso: Was haben die Leute von McLaren eigentlich erwartet?

Genau wegen dieser Realität muss Fernando Alonso auch vor dem China GP in Shanghai die Arbeit des Rennstalls verteidigen. "Ich weiß gar nicht, was die Leute von einer Saison auf die andere und bei gleichen Regeln eigentlich genau erwartet haben", wundert sich Alonso in seinen ersten Interviews vor dem dritten Formel-1-Rennen 2018 über die seitens einiger Beobachter - aber eben auch von McLaren selbst - hohen an McLaren gesetzten Erwartungen.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem China GP (06:23 Min.)

"Letztes Jahr lagen drei Teams vor allen anderen und dieses Jahr sind sie vor allen geblieben", gibt sich Alonso etwas genervt. Zudem sei McLaren doch schon sehr viel besser. "Vergangenes Jahr hatten wir null Punkte aus drei Rennen", erinnert Alonso. "Stoffel hat nicht einmal den Start in Bahrain geschafft. Und dieses Jahr waren es in zwei Rennen vier Autos in den Punkten und P3 in der Konstrukteursmeisterschaft."

Nur McLaren hat in Formel 1 2018 noch keine Fehler gemacht

Das sei ein sehr guter Start. "Wenn wir Fakten, nicht Gefühle, Wünsche oder Träume ansehen. Wenn wir die Fakten betrachten, ist das ein sehr guter Start." Alonso ist durchaus klar, dass McLaren dabei zu großen Teilen von Defekten, nicht mangelnder Pace, der Konkurrenz profitierte. Doch müsse eben auch die Zuverlässigkeit stimmen, so der Spanier.

"McLaren ist das einzige Team, das keine mechanischen Fehler oder Fehler in seinen Abläufen hatte", stellt Alonso klar. "Mit den Boxenstopp-Problemen von Ferrari, Haas und den Red Bull Ausfällen … da bleibt nur ein Team ohne Probleme an allen beiden Wochenenden und das ist nur McLaren. Selbst Mercedes hat schon ein paar Mal das Getriebe gewechselt. Hoffentlich bleiben wir zu 100 Prozent zuverlässig und stark, das garantiert uns sonntags Punkte", ergänzt der zweifache Formel-1-Weltmeister.

Alonso: China guter Gradmesser für McLaren

All das könne sich jedoch schnell ändern, mahnt Alonso. Immerhin hatte McLaren noch bei den Testfahrten in puncto Zuverlässigkeit sehr viel schlechter ausgesehen. "Aber der Saisonstart lief jetzt soweit sehr positiv", sagt Alonso. In China hofft der Spanier zudem, nun jedoch auch eigener Kraft besser kämpfen zu können.

"Es ist ein guter Kurs, um hoffentlich endlich das Mittelfeld anzuführen. Wir haben in Australien und Bahrain jetzt viele verschiedene Performances der Teams gesehen. Hier ist ein guter Ort, um zu bestimmen, wo McLaren wirklich in dieser Mittelfeld-Gruppe steht. Hoffentlich holen wir gute Punkte", sagt Alonso. "Sonntags war die Saison schon gut, hoffentlich können wir hier auch am Samstag einen Schritt nach vorne machen", ergänzt der McLaren-Fahrer.

Stoffel Vandoorne: Qualifying-Pace muss besser werden

Teamkollege Stoffel Vandoorne bestätigt: "Wir hatten keine 100 Prozent idealen Wochenenden. Wir haben in den ersten beiden Rennen gut abgeschnitten, da wir uns aus allem rausgehalten haben. In Sachen Pace hätten wir vielleicht etwas mehr erwartet, aber wie das Auto performt ist ehrlich gesagt etwa das, was wir erwartet haben. Wir es sich verhält und anfühlt sogar zu 100 Prozent. Wir müssen im Qualifying aber auf jeden Fall einen Schritt nach vorne machen. Wir sind noch immer in diesem Mittelfeld und da zählt jede Zehntel."

Nach China bringe McLaren dann viele Upgrades, um diesen Schritt zu beschleunigen. "Das machen zwar alle, aber hoffentlich können wir etwas Schlaueres und mehr bringen, um nach vorne zu schauen. Nicht nur im Mittelfeld, sondern auch, um näher an den Top-Leuten zu sein", hofft Alonso.