Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem China GP: (06:23 Min.)

Die Formel 1 reist von Bahrain gleich für das dritte Rennen im Kalender 2018 nach China weiter. Nach den ersten beiden Grands Prix ist der WM-Kampf zwischen Mercedes und Ferrari schon wieder in vollem Gange. Max Verstappen ist wieder außer Rand und Band und hinter den Top-Teams sorgen Toro Rosso, Haas, McLaren & Co. für Spannung im Mittelfeld.Motorsport-Magazin.com mit den Brennpunkten für das Rennwochenende in Shanghai.

Brennpunkt #1: Ferrari jetzt Favorit?

Mercedes schien die Formel-1-Konkurrenz nach dem ersten Qualifying der Saison in Melbourne fast schon im Würgegriff zu haben. Die silberne Dominanz blieb in Australien und Bahrain jedoch aus. Profitierte Ferrari im Albert Park noch von einer glücklichen VSC-Phase, schien die Scuderia in der Wüste tatsächlich eine Nummer zu groß für Lewis Hamilton und Valtteri Bottas.

Sebastian Vettel machte in Sakhir gleich doppelt Party, als er mit Pole Position und Sieg ein nahezu perfektes Wochenende feierte. Kimi Räikkönen musste aufgrund eines komplett verkorksten Boxenstopps zwar eine Nullnummer hinnehmen, doch der SF71H scheint nach zwei Rennen bisher die spitzere Waffe für den WM-Kampf zu sein. In China sind die Roten offiziell die Gejagten.

Vettel spielt Ferraris Favoritenrolle herunter: "Auch wenn die ersten beiden Rennen für uns unglaublich liefen und für die anderen nicht so sehr, kann noch viel passieren. Wichtig wird sein, dass wir überall schnell sind. Das hilft, denn je schneller dein Paket ist, desto eher fühlst du dich eins mit dem Auto und bist in der Lage, alles herauszuholen, wenn es wirklich darauf ankommt."

Brennpunkt #2: Mercedes zu konservativ?

Während Ferrari den besten Saisonstart seit 2004 hingelegt hat, ist Mercedes mit seinem schlechtesten seit 2013 konfrontiert. In der Hybrid-Ära gewannen die Silberpfeile immer mindestens eines der ersten beiden Rennen. Die Pace dafür scheint auch 2018 bisher da zu sein, doch strategisch haben sich die Taktiker von Teamchef Toto Wolff bisher nicht mit Ruhm bekleckert. In Australien wurde die VSC-Phase nicht richtig eingeschätzt, in Bahrain war es Ferraris Taktik.

Mercedes selbst hatte mit der Einstopp-Strategie in Bahrain eigentlich alles richtig gemacht, fühlte sich zu Rennmitte fast schon wie der sichere Sieger. Am Ende gewann Vettel, weil sich die Silbernen zu sicher gefühlt hatten. "Wir haben nun bei zwei Rennen in Folge mit einem Auto Schadensbegrenzung betrieben und mit dem anderen den Sieg knapp verpasst. Beide Rennen wurden durch kleinste Details entschieden, aber das macht es nicht besser", so die Ansage von Wolff.

In der Fahrer-WM liegt Hamilton bereits 17 Punkte hinter Leader Vettel, in der Konstrukteurs-WM fehlen Mercedes auf Ferrari zehn Zähler - aber auch nur dank des Ausfalls von Räikkönen in Bahrain. "Die Punkte, die du nicht machst, sind die, die die Weltmeisterschaft entscheiden können", so Wolff, der in Shanghai mehr sehen will: "Vielleicht erhalten wir dort die Gelegenheit, um einige der Fehler der vergangenen Wochen auszugleichen und eine Performance zu zeigen, die Mercedes würdig ist."

Formel 1 2018: Rennanalyse Bahrain GP: (25:11 Min.)

Brennpunkt #3: Platzt der Knoten bei Red Bull?

Während Mercedes trotz Abstrichen voll im WM-Kampf ist, steht Red Bull vor dem dritten Saisonrennen immer noch mit ganz leeren Händen da. In Australien und Bahrain war weder die Performance der Technik, noch die der Fahrer überzeugend. In der WM liegt das Team an vierter Stelle sogar hinter McLaren."Das schaut schlecht aus, weil wir das Potenzial in keiner Weise nutzen konnten", so Dr. Helmut Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

In China müssen Daniel Ricciardo und Max Verstappen endlich abliefern, damit der WM-Zug für Red Bull nicht schon wieder gleich zu Saisonbeginn abfährt. Marko merkte jedoch an, dass was das angeht noch keine Panik herrscht: "Wir werden nicht aufgeben, denn wir waren im vorigen Jahr noch deutlich schlechter in den ersten Rennen und das Auto war schlechter. Wir kennen das Potenzial und es kommen andere Strecken, auf denen es für uns deutlich leichter sein sollte."

Zu diesen Strecken zählt auch Shanghai. Im Jahr 2009 holte Vettel für Red Bull den ersten Sieg der Teamgeschichte und auch in den vergangenen Jahren sah das Team dort nicht allzu schlecht aus. Als Red-Bull-Land würde Marko China jedoch nur unter gewissen Voraussetzungen bezeichnen. "Wenn es regnet. Der Regen hat uns dort immer geholfen. Voriges Jahr ist Verstappen mit den Intermediates sehr stark nach vorne gefahren", so der Österreicher.

Brennpunkt #4: Wer wird der Mittelfeld-Held von Shanghai?

Während das Kräfteverhältnis an der Spitze bisher schon äußerst schwierig einzuschätzen ist, gibt das Mittelfeld der Formel 1 sowohl Fahrern als auch Experten bisher noch mehr Rätsel auf. In Australien war Haas klar die vierte Kraft, mit Renault und McLaren in Schlagdistanz. Zwei Wochen später fuhr Pierre Gasly im Toro Rosso plötzlich Kreise um seine Gegner. Sein vierter Platz in Bahrain war eine absolute Sensation, nachdem er sich in Australien noch auf dem letzten Startplatz qualifiziert hatte.

Was das Aufbäumen von Toro Rosso Honda wert war, wird sich in Shanghai zeigen. Ebenfalls zeigen wird sich, ob McLarens Ausrutscher von Bahrain auch nur ein Ausrutscher bleibt. Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne waren in Sakhir wie zu Honda-Zeiten im Q2 rausgeflogen und im Rennen nur mit Ach und Krach in die Punkte gefahren. "Wir haben hier unterperformt. Das darf uns nicht noch einmal passieren", mahnte Alonso angesichts der schwachen Leistung.

Toro Rosso hatte das Mittelfeld in Bahrain im Griff, Foto: Sutton
Toro Rosso hatte das Mittelfeld in Bahrain im Griff, Foto: Sutton

Brennpunkt #5: Geht das Williams-Debakel weiter?

Ebenfalls etwas zu beweisen hat Williams in China. Lance Stroll und Sergey Sirotkin kamen mit den letzten Plätzen in Qualifying und Rennen endgültig ganz am Ende des Feldes an. Der Haussegen in Grove scheint angesichts dessen schon nach zwei Rennen nicht mehr ganz gerade zu hängen. Schon nach Australien hatte Stroll dem FW41 kein gutes Zeugnis ausgestellt und auch nach Bahrain klang das nicht anders: "Wir haben im Moment das langsamste Auto und ich bin mir sicher, dass wir das Maximum herausgeholt haben."

Technikchef Paddy Lowe hingegen gab bereits zu, dass ein erfahrener Pilot wie Felipe Massa oder Robert Kubica für eine Standortbestimmung mit dem diesjährigen Auto durchaus hilfreich wäre. Eine Antwort auf die schwache Performance seines Teams konnte der ehemalige Mercedes-Mann bisher nämlich nicht finden. "Es gibt nichts, was offensichtlich wäre. Wir haben alles erledigt. Wenn wir die Antwort hätten, wären wir jetzt nicht in dieser Situation. Wir sehen ganz einfach nicht schnell aus", so Lowe.