Valtteri Bottas musste sich Sebastian Vettel beim zweiten Rennen zur Formel-1-Saison 2018 in Bahrain nur um eine halbe Sekunde geschlagen geben. Dank des besseren Reifens eröffnete der Finne in der Schlussphase die Jagd auf den Ferrari-Star und sorgte so für ein Herzschlag-Finale in der Wüste. Der verpasste erste Mercedes-Sieg in dieser Saison wurmte Bottas.

"Wenn man mit solch einem geringen Rückstand Zweiter wird, nachdem man am Ende so eine gute Pace hatte, ist das extrem enttäuschend", gab Bottas zähneknirschend zu Protokoll. Der Mercedes-Pilot hatte in den Schlussrunden seinen Reifenvorteil genutzt und Vettels Vorsprung gerade rechtzeitig zur letzten Runde vollständig aufgeholt.

Als das Führungsduo zum letzten Mal die Start- und Zielgerade herunterfuhr, war Bottas erstmals in Schlagdistanz. Es fehlte bei der Anfahrt auf Turn 1 nicht mehr viel zum entscheidenden Angriff, der ihn in diesem spannenden Finale zum Sieger hätte machen können. Letztendlich reichte es jedoch nicht.

Bottas hätte es gegen Vettel höchstens auf eine Kollision ankommen lassen können

"Ich schaute, ob er die Tür offen lässt, ob er einen Angriff von mir erwartete oder nicht", so Bottas, der bis zum letzten Moment den Anschein machte, als ob er ein Manöver setzt. "Bevor er zu bremsen begann, richtete er sein Auto so aus, dass ich sehen konnte, dass er meinen Angriff erwartete und bereit war, mich zu blocken", fügte er an.

"Ich verstand also, dass es für mich keine Möglichkeit gab. Du hättest es natürlich trotzdem versuchen und es auf eine Berührung oder einen Unfall anlegen können, aber ich war einfach ein paar Meter zu weit weg", zeigte Bottas sich einsichtig, der bei seiner knappen Niederlage einmal das serviert bekam, was er im vergangenen Jahr in Russland und Österreich Vettel auftischte.

Bei diesen beiden Siegen des Finnen 2017 war Vettel nämlich derjenige, der den Mercedes bis zum Zielstrich jagte und in den Schlussrunden mit einer Offensive für Spannung sorgte. Nach der Beinahe-Attacke in der ersten Kurve blieb ein weiterer Angriff von Bottas in der letzten Runde jedoch aus.

Der Abstand zwischen Vettel und Bottas war bei der Zieldurchfahrt denkbar knapp, Foto: Sutton
Der Abstand zwischen Vettel und Bottas war bei der Zieldurchfahrt denkbar knapp, Foto: Sutton

Bottas und Mercedes fühlten sich in Sicherheit

"Die letzten drei Runden wurde es mit den Reifen für mich auch sehr knifflig. Etwa fünf Runden vor Schluss, als ich ihm folgte, machte es sich bemerkbar", so Bottas, der zwar mit der härteren und langlebigeren Medium-Reifenmischung unterwegs war, diesen Vorteil in der Dirty Air hinter dem Ferrari aber Stück für Stück einbüßte.

Am Ende fehlten nur etwas mehr als sechs Zehntel. Doch wäre mehr drin gewesen, wenn Bottas das Tempo früher angezogen hätte? "Es war etwa 20 Runden vor dem Ende, als ich die Information bekam, dass Seb wohl eine Einstopp-Strategie versuchen würde", so der 28-Jährige, der wie seine Strategen bis zu diesem Zeitpunkt von einem Zweistopper bei der Scuderia ausgegangen war.

"Davor waren wir zu 80 Prozent sicher, dass sie zwei Boxenstopps machen würden. Ich hatte das Team sogar zur Hälfte meines Stints gefragt, ob sie wollen, dass ich zu ihm aufschließe oder ob ich den Reifen managen soll", fügte Bottas an. Am silbernen Kommandostand schien die Einstopp-Strategie angesichts der dort erwarteten Ferrari-Taktik keinen Anlass zu einer erhöhten Schlagzahl zu geben.

"Ich war nicht wirklich in Eile. Hätte ich früher begonnen zu pushen... es ist schwierig zu sagen, ob mir das geholfen hätte oder ob ich am Ende nicht noch mehr Probleme mit den Reifen bekommen hätte", war Bottas unschlüssig, ob eine Einstopp-Taktik bei einer früheren Attacke überhaupt gefruchtet hätte.

Das Mercedes-Duo hat gegen Ferrari 2018 noch kein Rezept gefunden, Foto: Sutton
Das Mercedes-Duo hat gegen Ferrari 2018 noch kein Rezept gefunden, Foto: Sutton

Mercedes muss beginnen, Sebastian Vettel zu schlagen

Die zweite Niederlage in Folge bedeutet für Mercedes nicht den Start, den sich das Team in der Saison 2018 erhofft hatte. In der Fahrer-Weltmeisterschaft liegen Hamilton und Bottas nach zwei Rennen schon 17 respektive 28 Punkte hinten. "Sebastian hat jetzt zwei Rennen gewonnen. Wir müssen jetzt anfangen, ihn auch mal zu schlagen", so Bottas.

Sowohl in Australien als auch in Bahrain waren die Niederlagen für Mercedes äußerst knapp, unter dem Gesichtspunkt möglicher Strategie-Defizite sogar unnötig. "Unsere Rennpace heute war besser als erwartet und wir konnten mehr Druck auf Ferrari machen, als wir gedacht hatten. Wir hätten heute sicherlich besser abschneiden können. Es hätte einen Weg gegeben, dieses Rennen zu gewinnen."