Lewis Hamilton holte mit dem dritten Platz beim Formel-1-Rennen in Bahrain das Maximum heraus, nachdem er aufgrund des Getriebewechsels an seinem Mercedes nur von Startposition neun ins Rennen gegangen war. Kurzzeitig keimte die Hoffnung auf den Sieg auf, doch letztendlich waren Sebastian Vettel und Valtteri Bottas zu weit weg. Die Story von Hamiltons Rennen war aber ohnehin die Kollision mit Max Verstappen in der Anfangsphase.

"So ein Dummkopf", fluchte Hamilton, als er sich im Beisein von Vettel und Bottas im Vorraum des Podiums auf dem Fernsehbildschirm die Wiederholung seines Zusammentreffens mit Verstappen anschaute. Der Red-Bull-Pilot hatte in der Startrunde ordentlich Boden gut gemacht und ritt bei der ersten Durchfahrt der Start- und Zielgeraden gleich die nächste Attacke auf Hamilton, der zu diesem Zeitpunkt auf Platz zehn lag.

Verstappen bremste sich innen neben den Weltmeister und bestand daraufhin am Kurvenausgang auf seine Linie, als er sich bis ganz nach außen hinaustragen ließ. Dies geschah jedoch unter völliger Missachtung der Tatsache, dass Hamilton immer noch außen neben dem Red Bull fuhr. Die Konsequenz war, dass Verstappen mit seinem linken Hinterrad Hamiltons rechtes Vorderrad berührte.

"Ich hatte ausgangs der letzten Kurve einen guten Run, also hielt ich [in Turn 1] innen rein. Lewis versuchte, außen dagegenzuhalten, aber an einem Punkt war ich dann vorne", erklärte Verstappen seine Sicht der Dinge und fügte an, dass er sich für die Kollision nicht in der Verantwortung sieht. "Ich denke, Lewis hatte immer noch ausreichend Platz auf der linken Seite. Doch dann bekam ich einen Schlag auf das linke Hinterrad, der mein Differential zerstört hat."

Für ihn war das Rennen kurze Zeit später beendet. Hamilton hingegen war danach noch 56 Runden mitten im Renngeschehen. Trotzdem brannte ihm die Situation aus der zweiten Runde nach dem Fallen der Zielflagge noch unter den Nägeln. "Es war eine unnötige Kollision", leitete der Brite hinterher seine Abrechnung mit dem ungestümen Gegner ein.

Hamilton kam nach der Verstappen-Kollision gut vorwärts, Foto: Sutton
Hamilton kam nach der Verstappen-Kollision gut vorwärts, Foto: Sutton

Hamilton: Verstappens Aktion dumm und respektlos

"Zwischen den Fahrern muss ein gewisser Respekt herrschen. Ich habe mir die Wiederholung mehrfach angeschaut, aber an meiner Meinung hat sich nichts geändert. Ich hatte nicht das Gefühl, dass bei der Aktion Respekt geherrscht hat", so Hamilton, der im Nachsatz gleich auf Verstappens Performance in Australien verwies, bei der sich der 20-Jährige ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckerte.

"Es war ein dummes Manöver von ihm, denn er hat sein Rennen nicht beendet. Aber in letzter Zeit neigt er offenbar dazu, einige Fehler zu machen." Hamilton war nicht der Ansicht, dass er in der Situation etwas anders hätte machen können. "Wenn du außen bist, geht dir oft sowieso irgendwann die Straße aus. Aber wenn man genauer hinsieht, war ich tatsächlich eine ganze Weile noch vorne und habe mich dann geschlagen gegeben", erklärte er.

"Ich steckte zurück, da ich wusste, dass er versuchen würde mich abzudrängen." Verstappens Manöver war also mehr oder weniger schon erfolgreich abgeschlossen, als es zur Kollision kam. "Er machte einfach weiter, obwohl er das gar nicht musste, um die Ideallinie zu bekommen. Er sagte, er hat mir Raum gelassen, aber das tat er nicht. Er fuhr raus bis zur weißen Linie, obwohl ich schon zurückgesteckt hatte", schilderte Hamilton seine Sicht der Dinge im Detail.

Hamilton: Alonso und ich hätten für Red Bull besseren Job gemacht

Hamilton erklärte sich die Aktion seines Konkurrenten mit der ungestümen Natur des erst 20-jährigen Verstappens. "Als Youngster treffen wir nicht immer die richtigen Entscheidungen", so der Brite, der darauf einen kleinen Seitenhieb folgen ließ. "Es wäre für mich interessant, was Christian [Horner] dazu sagt. Sie haben ein gutes Auto, das gute Resultate einfahren sollte. Aber durch diese unerfahrenen und unreifen Entscheidungen holen sie diese Ergebnisse nicht."

Er selbst oder andere Piloten, so glaubt Hamilton, würden mehr für Red Bull herausholen. "Da denke ich mir schon, dass Fernando zum Beispiel, wenn er in dem Auto gesessen hätte, das Rennen auf einer guten Position beendet und für Red Bull Punkte geholt hätte. Oder wenn ich in dem Auto gesessen hätte, hätte ich für Red Bull auch Punkte geholt."

Hamilton selbst war im Getümmel der Startphase mit dem Kopf schon viel weiter als sein Konkurrent im Red Bull, wie er anfügte: "Ich war nur froh, dass mein Auto okay war. Ich hatte keinerlei Absichten, irgendjemanden zu berühren. Ich war in den ersten Runden super vorsichtig, denn ich denke an die Weltmeisterschaft. In dem Moment als wir uns berührten dachte ich nur, dass das für die WM ein riesiger Rückschlag sein könnte. Zum Glück war das nicht der Fall."

Hamilton thematisierte den Fall Verstappen sowohl in der Pressekonferenz als auch in seiner Medienrunde ausführlich, Foto: Sutton
Hamilton thematisierte den Fall Verstappen sowohl in der Pressekonferenz als auch in seiner Medienrunde ausführlich, Foto: Sutton

Stewards entscheiden auf Rennunfall

Hamilton blieb im Rennen und konnte am Ende mit Platz drei dafür sorgen, in der WM nicht allzu viel an Boden auf Vettel zu verlieren. Die Rennleitung wertete den Vorfall als Rennunfall. Verstappen war damit nicht einverstanden. "Meiner Meinung nach war für uns beide ausreichend Platz, um die Kurve zu nehmen. Angesichts dessen nicht durchzugreifen, finde ich etwas hart, da ich aus dem Rennen war."

Verstappen war überzeugt, dass Hamilton sich in seinem Fall anders verhalten hätte: "Wäre es andersherum gewesen, hätte er sich gewollt, dass sie [die Stewards] einen Blick darauf werfen." Hamilton konnte mit der Entscheidung offenbar leben, da sein Rennen nicht negativ beeinflusst wurde. "Letztendlich ist es mir dann auch egal, wenn ich ehrlich bin.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff, seit langer Zeit als großer Bewunderer Verstappens bekannt, brachte mehr Verständnis auf als sein Star-Pilot: "Ich denke, es war ein Rennunfall. Max hat innen reingehalten, ein gutes Manöver aber auch ein bisschen aggressiv. Ich denke, das hätte jeder so gemacht. Letztendlich hat es ihn das Rennen gekostet."