Toro Rosso war neben der phänomenalen Doppelspitze von Ferrari durch Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen die große Überraschung des Formel-1-Qualifyings in Bahrain. Noch in Australien waren beide Jungbullen in Q1 ausgeschieden, diesmal schlitterten Pierre Gasly und Brendon Hartley nur knapp daran, sogar geschlossen das finale Q3 zu entern.

Hartley verpasste das letzte Segment der Qualifikation als Elfter so knapp wie nur möglich, Gasly dagegen zog ein den letzten Schlagabtausch - und hatte dort noch jede Menge auszuteilen. Haas? Renault? McLaren? Force India? Alle wurde sie als vierte Kraft hinter Ferrari, Mercedes und Red Bull gehandelt. Doch wer wurde es? Toro Rosso! Gasly stellte den STR13 doch tatsächlich auf P6.

Alonso muss starke Toro-Rosso-Pace mit Honda anerkennen

Durch die Strafversetzung Lewis Hamilton wird daraus sogar der fünfte Startplatz. Doch schon P6 im Qualifying allein ist Ehre genug. Soweit vorne hatte sich McLaren in der vergangenen drei Jahren mit Honda nur einmal qualifiziert. Mit Jenson Button, allerdings im Regen von Spielberg. Toro Rosso schafft es nun bereits beim zweiten Grand Prix und unter normalen Bedingungen.

"Sie waren großartig. Sehr gut, nicht nur heute, auch gestern waren sie sehr schnell", muss da selbst Fernando Alonso anerkennen. "Heute haben sie das wiederholt. Aber ihr habt mich in Australien nicht zur Toro Rossos Performance gefragt ...", merkt der Spanier jedoch etwas knarzig an.

Ricciardo & Verstappen feiern Toro Rosso

Ausschließlich gefeiert wird Toro Rosso dafür praktisch vom gesamten Rest des Fahrerlagers, allen voran natürlich vom Schwesterteam Red Bull. "Großartig, sie da zu sehen. Pierre hat eine tolle Runde hingelegt. Ihr ganzes Paket scheint klasse auszusehen", lobt Max Verstappen. "Yeah, echt ermutigend. Auch für Honda", stimmt Daniel Ricciardo zu.

"Und für Toro Rosso sowieso, die lange nicht mehr so weit vorne waren. Das freut mich für sie. Ich weiß, was er [Gasly] da gerade erlebt. Ich war da ja auch mal. Gut für ihn, gut für da Team. Cool, dass Toro Rosso mit Honda klarkommt. Auch Franz [Tost, Toro-Rosso-Teamchef] ist super aufgekratzt deshalb. Seine Zeiten waren zuletzt ja hart genug."

Hartley: Upgrade viel mehr gebracht als gedacht

Doch wie reagiert Toro Rosso selbst auf den kometenhaften Aufstieg vom einen zum anderen Rennen? Kurz gesagt: Völlig perplex, baff. Das Team versteht selbst nicht, woher die Performance auf einmal kommt. "Der Fakt, dass wir hier so viel Performance gebracht haben, ist echt ermutigend", sagt Hartley.

Kommen müsse das von dem neuen Aero-Update für Bahrain, klar, ergänzt der Neuseeländer zwar. Doch hätte Hartley nie damit gerechnet, dass die neuen Teile derart viel bringen würden. "Wir haben erwartet, dass die Performance durch das Upgrade nur ein klein wenig zunehmen würde, aber es hat sich herausgestellt, dass es viel, viel mehr geworden ist. Das ist fantastisch", so der WEC- und Le-Mans-Champion.

Toro Rosso: Ein Riesenschritt

Hartley weiter: "Ich hätte diesen Zuwachs an Performance, den ich heute hatte, niemals von dem Update erwartet und ich denke nicht, dass sonst irgendwer im Team einen derartigen Sprung für uns erwartet hat. So weit, dass wir sogar eines der führenden Autos im Mittelfeld sind. Klar ist es jetzt noch immer ein enger Kampf. Aber es ist eine unglaubliche Leistung. In Melbourne waren wir überhaupt nicht dabei. Jetzt haben wir einen Riesenschritt nach vorne gemacht."

Erstmals ausprobiert hatte Hartley das neue Paket zudem erst am Samstag. Am Freitag war einzig Teamkollege Gasly damit unterwegs gewesen. "Da war ich natürlich etwas hinten dran." Doch fühlte sich der Kiwi sofort wohl damit. "Es war ein echt großer Unterschied", schwärmt er. "Sofort heute Morgen von meiner ersten Runde an habe ich berichtet, wie viel besser sich das Auto angefühlt hat." Das größte Problem war da noch ein Vogel, der dem Kiwi im Q1 auf das Auto krachte. "Ich weiß nicht, wie es dem Vogel geht, aber mein Fronflügel wurde dadurch zerstört!", so Hartley.

Gasly: Perfektes Timing für beste F1-Runde ever

Gasly kannte das Update also bereits, ging zunächst ebenfalls nur von einem kleinen Schritt, von "vielleicht weniger als einem Zehntel" aus. Doch nach P6 im Qualifying hat der Franzose seine Meinung revidiert. "Es scheint richtig gut zu arbeiten. Vielleicht sollten wir den Wirkungsgrad doch noch einmal etwas genauer analysieren", strahlt er.

Zurückzuführen könne der Sprung Toro Rossos jedoch auch auf das Setup. "Wir haben unsere Philosophie schon wieder deutlich geändert. Melbourne waren eben sehr speziell, sodass wir dort das Setup massiv ändern mussten", erklärt Gasly. Danach wäre also die schwache Vorstellung Down Under eher die Ausnahme, ein starkes Toro Rosso wie in Bahrain eher das echte Bild.

So sieh es jedenfalls Gasly. "Hier sind wir wieder näher dahin gekommen, wo wir schon in Barcelona waren. Wir haben gute und interessante Lösungen für das Setup gefunden und ich habe mich sofort vom ersten Training sehr wohl im Auto gefühlt." Wie genau er jedoch sogar in Q3 kommen konnte, fragt sich Gasly selbst. "Keine Ahnung, wie das geklappt hat. Aber dann habe ich es in meinem ersten Q3 auch noch geschafft, die beste Runde zu fahren, die ich in der F1 je hingelegt habe. Einfach großartiges Timing - ich bin ja so happy!"

Im Rennen steht Gasly nun eine schwierige Verteidigungsarbeit bevor. "Klar erwarten wir, dass Topleute wie Hamilton und Verstappen schnell zurückkommen werden. Aber ich denke, dass wir im Kampf mit Haas und Renautl sein werden", sagt der Franzose. "Dafür müssen wir aber sicherstellen, dass wir gut arbeiten und morgen ein genauso gutes Auto haben wir heute. Dann können wir viele Punkte holen."