Red Bull erwischte beim Saisonstart der Formel 1 2018 in Australien ein Wochenende voller Pleiten, Pech und Pannen. Daniel Ricciardo wurde durch einen vermeidbaren Fehler im Training strafversetzt, Max Verstappen verpatzte das Q3, beschädigte sich dann früh im Rennen seinen RB14 und drehte sich.

Damit waren beide Bullen praktisch aller Chancen beraubt. Zum echten Kräftemessen mit Mercedes und Ferrari kam es so erst gar nicht. Doch die Rennpace in den wenigen Momenten freier Fahrt machte der F1-Truppe aus Milton Keynes Mut. "Bei Weitem die Schnellsten" sei man dann auf der Strecke gewesen, ließ Motorsportberater Dr. Helmut Marko Motorsport-Magazin.com sogar wissen.

Daniel Ricciardo setzt auf Reifen schonenden Red Bull

Dazu passt, was Daniel Ricciardo am Donnerstag in Bahrain zu erzählen hat. "Selbst als ich hinter dem Haas war. Da fragte mich mein Ingenieur, wie viel schneller ich könne. Ich sagte: Vielleicht drei Zehntel. Dann war ich ungefähr eine Sekunde schneller als sie gestoppt hatten. Wir hatten also noch sehr viel mehr in der Tasche", berichtet der Australier.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Bahrain GP (05:49 Min.)

Doch das soll nicht nur mit Dirty Air und dem gegenüber Haas wie zu erwarten klar schnelleren RB14 zusammenhängen, sondern auch einem Aspekt, den Red Bull ganz besonders gut zu beherrschen glaubt: Reifenverschleiß.

Ricciardo dazu: "Das sieht sehr gut aus. Selbst nach 20 Runden. Ich habe hinter Kimi gepusht, auf einen Fehler gehofft und die Reifen echt nicht bewusst geschont. Dann nur für ein paar Runden vor dem Ende als ich zwei Easy Laps gemacht habe, um etwas Luft zu bekommen. Und dann habe ich diese eine Runde gepusht. Ich wusste, dass ich schneller konnte. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es so viel schneller ging. Ich denke, in Clean Air sind wir wirklich sehr stark", kommentiert Ricciardo seine schnellste Runde, auf die auch Marko so hoffnungsvoll gezielt hatte.

"Ich weiß nicht warum, aber im Rennen gehen wir einfach etwas sanfter mit den Reifen um", beschreibt Ricciardo Red Bulls vermeintlichen Vorteil gegenüber Mercedes und Ferrari. Gerade in Bahrain könnte sich das als große Waffe gegen die beiden anderen Top-Teams, als Konter gegen deren Power-Vorteile erweisen. Denn in Sakhir ist der Asphalt besonders rau, frisst die Reifen. Wer da den Pirelli richtig einzuflüstern weiß, ist im Vorteil.

Max Verstappen: Bahrain sowohl gut als auch schlecht für RBR

Darauf baut Max Verstappen. "Hier sollte der Reifenverschleiß etwas größer sein. Wenn wir alles richtig hinbekommen, dann kann es so ein interessantes Rennen werden", sagt der Niederländer zu Motorsport-Magazin.com. "Generell könnte es bei diesem Aspekt ein paar mehr Abweichungen geben …", hofft Verstappen noch etwas geheimnisvoll auf den Joker Red Bulls namens Pirelli.

Abgesehen davon sollte Bahrain mit seinen vier langen Geraden jedoch nicht der ideale Schauplatz für den RB14 sein. "Es wird sicher nicht unsere beste Strecke sein, aber auch nicht unsere schlechteste", sagt Verstappen. "Hoffentlich können wir hier mit den zwei anderen großen Teams kämpfen", hofft der Youngster.

Ob Red Bull wirklich die Pace hat, wagt Verstappen anders als Ricciardo und Marko noch nicht final einzuschätzen. "Schwer zu sagen. Lewis hat in Australien am Anfang einfach kontrolliert und dann mit dem VSC Pech. Ihre wahre Pace kennt man noch nicht", meint Verstappen. Dabei bezieht er sich allerdings nicht auf den 'Party-Mode' der Silberpfeile für das Qualifying.

Der macht auch Daniel Ricciardo Sorgen, verdirbt eine Pleite am Samstag doch die Chance, im Rennen die Red Bull-Stärke in Clean Air überhaupt nutzen zu können. Doch groß auf einen Turnaround im Qualifying ist die Hoffnung nicht. Ich denke, der Mercedes ist immer noch schwer zu schlagen. Wenn Lewis und Valtteri gute Runden fahren, dann machen sie immer noch die erste Reihe klar", so Ricciardo zu Motorsport-Magazin.com. Besser als P3 sei der RB14 aber unter einer Bedingung: "Wenn Valtteri crasht …", sagt Ricciardo. Ein Scherz mit mehr Wahrheit als es der Australier gerne hätte.

Verstappen schmiedet Pläne: Bahrain-Chance auch mit Qualifying-Pleite

Doch auch Ferrari sieht Ricciardo hier noch vorne. "Ich denke nicht, dass wir das haben, was Mercedes oder auch Ferrari im Quali haben. Wir nutzen alles, aber ihr Alles scheint etwas mehr als unser Alles", sagt der Formel-1-Star. "Wir müssen im Quali etwas finden." Dabei setzt Red Bull jetzt nicht mehr nur auf den Motor. An einen wirklich signifikanten Sprung von Renault glaub offenbar niemand mehr. "Wir wollen auch am Auto etwas finden", sagt Ricciardo deshalb. Dazu bringt Red Bull auch in Bahrain wieder diverse Upgrades mit.

Allerdings sei bereits in Australien das Auto stark gewesen. "Wenn wir hier nur dasselbe Auto haben wir am Sonntag in Melbourne, dann sind wir sehr nah dran", meint Ricciardo. Und Max Verstappen schmiedet bereits Pläne, wie Red Bull abgesehen von Reifenflüsterei Mercedes und Ferrari auch mit einer Niederlage in der Qualifikation im Rennen noch das Leben schwer machen kann.

Verstappen: "Du hast hier den Reifenverschleiß und viel mehr Überholmöglichkeiten. Aber auch längere Bremszonen und du kannst verschiedene Dinge ausprobieren. Die Strecke ist breiter, sodass du andere Linien wählen kannst, um der Dirty Air zu entgehen. Auch das DRS ist etwas effizienter hier, um Autos zu überholen. Das alles kann es hier interessanter machen …"