Die Formel 1 hat in den vergangen 20 Jahren einen immensen technischen Wandel durchgemacht. Von den V10-Motoren mit drei Litern Hubraum wurde 2006 zunächst auf 2,4 Liter V8-Aggregate downgesized. Seit 2014 setzt die Königsklasse auf die effizienten sowie kraftvollen Power Units, welche für die Turbo-Hybrid-Formel mit 1,6 Litern Hubraum und V6-Zylinderanordnung stehen.

Mittlerweile erlebt jedoch die Elektromobilität, im Motorsport vor allem durch die Formel E vertreten, einen Aufschwung. Da stellt sich die Frage, ob die Formel 1 trotz ihrem technologischen Fortschritt noch eine Rolle hinsichtlich der Zukunft des Automobils spielt. Für Mercedes heißt die Antwort ja: Dr. Dieter Zetsche brach auf seiner LinkedIn-Seite eine Lanze für die Königsklasse des Motorsports.

"Aus meiner Sicht ist die Formel 1 weiterhin absolut relevant und zeitgemäß! Heute vielleicht mehr denn je", so Zetsche, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der Daimler AG. Der 64-Jährige steht auch im neunten Jahr des Mercedes AMG F1 Teams voll hinter dem Werkseinsatz des Stuttgarter Automobilkonzerns. "Die Formel 1 ist ein erstklassiges Labor für Forschung und Entwicklung", ist er überzeugt.

Formel 1 2018: Rennanalyse Australien GP (43:28 Min.)

Formel-1-Technologie hat durchaus Serienrelevanz

Die Frage, ob die Formel 1 als Vorreiter für straßenrelevante Technologien von Wert ist, wird seit jeher gestellt. Schon in den 1970er Jahren war dies unter anderem bei Mercedes und Porsche ein Thema, als es um einen potentiellen Einstieg in die F1 ging. Seit diesen Diskussionen vor rund 40 Jahren wagten mit Porsche, Mercedes und BMW drei von Deutschlands Premiumherstellern, wenn auch zu teils unterschiedlichen Zeitpunkten, den Schritt in die Königsklasse.

Dass die in der Formel 1 angewandten Technologien sich später auch im PKW-Bau durchsetzten, bewies die erste Turbo-Ära der Königsklasse. Renault experimentierte 1977 als erster Hersteller mit zwangsbeatmeten Motoren, zwischen 1983 und 1988 hatten die Turbos die F1 fest im Griff. 1989 brachte Ferrari mit dem 640 den ersten Formel-1-Boliden mit einem halbautomatischen Getriebe, das elektronisch über Schaltwippen am Lenkrad bedient wurde. Für Zetsche hat die Formel 1 von diesem Erfindergeist nichts verloren.

"Im Jahr 2014 wurde die gesamte Formel 1 auf Hybridmotoren umgestellt. Und seitdem konnten wir viel Erfahrung mit Hightech-Hybridtechnologie sammeln", so der Manager. "Im vergangenen Jahr hat unser F1-Motor so auf dem Prüfstand einen thermischen Wirkungsgrad von 50 Prozent erreicht. Das bedeutet: Der Mercedes Formel 1-Motor ist in der Lage, die Hälfte der Energie aus dem Kraftstoff als Leistung auf die Rennstrecke zu bringen."

Mercedes setzt auf Formel 1 und Formel E

Von diesen Erkenntnissen sollen auch in Zukunft die PKW-Technologien profitieren: "Straßenfahrzeuge haben normalerweise einen thermischen Wirkungsgrad von 30 bis 35 Prozent. Und wir setzen alles, was wir auf der Rennstrecke lernen, auch dafür ein, die Motoren und Fahrzeuge von Mercedes-Benz auf öffentlichen Straßen noch effizienter zu machen."

Für Zetsche ist es selbstverständlich, dass die Formel 1 auch weiterhin ihren Status als Technologie-Labor behält und dafür genutzt wird - obwohl Mercedes ab der Saison 2019/2020 auch in der Formel E werksseitig vertreten sein wird: "Ab 2019 werden wir außerdem in die vollelektrische Formel E einsteigen. Das unterstreicht unsere Überzeugung, Zukunftstechnologien konsequent weiterzuentwickeln, ohne dabei bewährte Technologien auf der Strecke zu lassen."