Valtteri Bottas heißt der große Verlierer der ersten Qualifikation der neuen Formel-1-Saison 2018. Gleich auf seinem ersten Run im Q3 wirft der Mercedes-Pilot seinen Silberpfeil schon in der zweiten Kurve in die Leitplanken des Albert Parks zu Melbourne. Damit ist der Australien GP für Bottas praktisch gelaufen, bevor er überhaupt gestartet ist.

Denn der Unfall bedeutet für Bottas nicht nur das Ende des Abschlusstrainings und damit vorläufig Startplatz zehn, sondern de facto sogar nur P15 im Grid. Der Grund: Bottas beschädigte bei dem Einschlag in die Begrenzung das Getriebe seines W09. Mercedes muss es für das Rennen wechseln. Das hat eine Strafversetzung um fünf Positionen zur Folge.

Bottas entwarnt: Keine Schmerzen nach F1-Crash in Melbourne

Einziger Lichtblick des ganzen Dilemmas: Immerhin verletzt hatte sich Bottas nicht. Ein erster Check brachte früh Entwarnung. Bottas selbst bestätigte später in seiner Medienrunde, es gehe ihm gut. "Aber es war einfach ein heftiger Impact. Ich denke nicht, das Menschen dafür gemacht sind 27G einzustecken. Deine Beine bewegen sich dann im Cockpit an die Seite, dein Kopf, deine Rippe schlagen gegen den Sitz. Aber ich habe keine Verletzungen oder irgendetwas", beruhigt Bottas. "Ich bin froh, dass alles in Ordnung ist. Gerade habe ich keine Schmerzen.

Doch Schmerzen empfindet der Finne dennoch - allerdings psychischer Natur. Das vermuteten in einer ersten Reaktion zum Unfall schon der neue RTL-Experte und Bottas-Vorgänger bei Mercedes, Nico Rosberg, sowie der Chairman des Mercedes-Teams, Niki Lauda. "Das ist natürlich schlecht - für den Startplatz und für seine Moral", so Lauda bei RTL. "Für das Selbstvertrauen ist das ein ziemlicher Rückschlag. Und das Selbstvertrauen ist so wichtig, wenn es um Zehntelsekunden geht. Dann muss man sich erst einmal wieder fangen", meinte Rosberg. Und Bottas? "Ja, es tut im Moment etwas weh, aber ich denke, dass du das verdienst, wenn du so einen Fehler machst", sagt der Finne.

Bottas: In Q3 musst du es versuchen

"Manchmal kommst du damit davon und nichts geschieht, aber auf einer Strecke wie dieser kann es dich einfach mehr bestrafen. Du musst es in Q3 aber versuchen. Es war nur ein Fehler und das kann mal passieren. Jeder macht Fehler, also findet da gerade kein großer Krieg in meinem Kopf statt", versichert Bottas allerdings, jetzt nicht sofort in riesige Selbstzweifel zu fallen. "Ich bin okay, aber das Auto ist es nicht", ergänzt er, wohl wissend, wie viel Arbeit nun für seine Ingenieure bevorsteht. Immerhin soll das Chassis des W09 Mercedes zufolge nicht Gröberes abbekommen haben.

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Teamchef Toto Wolff allerdings sorgt sich wie Lauda und Rosberg durchaus um die psychische Verfassung seines zweiten Fahrers. "Das ist ein Moment, in dem man sich selbst infrage stellt. Beim ersten Rennen ist es nicht gut für die Psyche", sagt Wolff. Deshalb mache Mercedes Bottas jetzt keine Vorwürfe oder setzte mit Blick auf eine Vertragsverlängerung, die Pistole auf die Brust. "Wir werden Verständnis zeigen - und nicht das Gegenteil tun und den Druck erhöhen", so Wolff.

Bottas will im Rennen mehr als Schadensbegrenzung

Doch wie konnte Bottas überhaupt ein solcher Fauxpas unterlaufen? "Es war der erste Run in Q3, die erste Kurve, ich habe einfach versucht, jede Menge Speed mitzunehmen. Ich bin etwas weiter als es ideal ist herausgekommen und dann war es dort definitiv noch etwas feucht", schildert der Formel-1-Pilot. "Aus dem Nichts haben die Räder durchgedreht und ich konnte das Heck nicht mehr einfangen. Es war mein Fehler", gesteht Bottas. "Ich habe etwas zu hart gepusht, um zu versuchen, in dieser Kurve Zeit zu gewinnen. Aber da hat mich heute das Q3 gekostet."

Für das Rennen nimmt sich Bottas aus der aussichtslosen Position dennoch nicht nur maximale Schadensbegrenzung vor: "Ich denke, es wird hart, morgen um den Sieg zu kämpfen wenn wir so weit von hinten starten. Aber es ist noch immer alles möglich. Lewis hat im Qualifying ja gezeigt, dass wir ein gutes Auto haben und ich glaube, dass wir auch im Rennen ein gutes Auto haben. Es macht keinen Sinn, schon jetzt am Samstag aufzugeben. Gerade in Melbourne können im Rennen viele Dinge passieren, das kann Gelegenheiten eröffnen ..."

Zudem habe er sich im Vorjahr schon einmal in einem Rennen mit einer Runde Rückstand zurück auf P2 gefahren. "Überholen wird hier aber schwer. Hoffentlich etwas weniger mit der dritten DRS-Zone", hofft Bottas. "Wir werden alles versuchen."