Damit hatte die Mehrheit der F1-Experten sicher nicht gerechnet: Kimi Räikkönen startet mal furios in eine Formel-1-Saison. Im ersten Qualifying des Jahres 2018 schlägt der Finne Ferrari-Teamkollege Sebastian Vettel spät und knapp, aber er schlägt ihn. Genau eine Hundertstelsekunde ist der Iceman dank eines starken letzten Runs schneller als der Deutsche, der durch einen Fehler die entscheidende Zeit verliert.

"Das war ein echt guter Job", freut sich Räikkönen gewohnt dezent. Ganz happy konnte der Ferrari-Pilot ohnehin nicht sein. Fast sieben Zehntel fehlten ihm trotz des teaminternen Sieges auf die Pole Position von Lewis Hamilton. Der Mercedes-Weltmeister hatte in 1:21.164 Minuten seinen eigenen Streckenrekord aus 2017 mal eben um eine Sekunde unterboten.

Räikkönen: Differenz zu Mercedes zu groß, aber ...

"Die Differenz ist sehr groß", hadert Räikkönen. "Es war aber auch ein bisschen schwierig mit den Verhältnissen. Der Crash hat gestört", kommentiert Räikkönen den Unfalls seines Landsmanns Valtteri Bottas in Kurve zwei zu Beginn des Q3. "Aber wir können damit zufrieden sein, wo wir starten. Es gilt jetzt aber zu arbeiten, um uns noch zu verbessern", fordert Räikkönen.

Dass die sieben Zehntel die Realität im Qualifying abbilden, glaubt Räikkönen auch aus anderem Grund nicht. Es sei immerhin nur das erste Quali und eine besondere Strecke. "Ja, wir sind nicht da herausgekommen, wo wir es erwartet hatten. Aber es war auch erst das erste Qualifying. Der Abstand ist natürlich größer als wir ihn haben wollen. Aber wir pushen weiter. Schauen wir doch einfach, wie es nächstes Mal ausgehen wird", sagt Räikkönen völlig gelassen.

Kimi Räikkönen: So lief sein Australien-Qualifying

Vor dem nächsten Qualifying steht jedoch erst einmal der Australien GP an. Den startet Räikkönen morgen zum erst zweiten Mal aus der ersten Reihe. Beim ersten Mal - 2007 - gewann er später das Rennen. Gute Vorzeichen? "Das ändert nichts. Du willst natürlich immer so weit wie möglich vorne sein. Aber was in der Vergangenheit passiert ist, garantiert dir gar nichts", winkt Räikkönen auf Nachfragen ab. "Das macht keinen Unterschied. Wir machen einfach unseren Kram und hoffen jetzt auf ein gutes Resultat.

Formel 1 2018: Wer wird Weltmeister?: (16:19 Min.)

In der Qualifikation in Melbourne hatte sich diese Hoffnung bereits erfüllt. Sein Qualifying bewertet Räikkönen dennoch nur als "heute mehr oder weniger okay". Neben der Störung durch Bottas' Crash hatte der Ferrari-Routinier nur einen Punkt - an sich selbst - zu bemängeln. "Im Q2 hatte ich in der ersten Kurve einen Fehler und habe so einen Run verloren. Deshalb musste ich im Q3 den ersten Versuch auf einer halben Runde alten Reifen fahren", berichtet Räikkönen. "Dadurch habe ich etwas verloren." Konkret handelte es sich um rund zwei Zehntel, die Räikkönen nach dem ersten Run so noch hinter Vettel lag.

Nico Rosberg: Da hat Räikkönen einen rausgehauen

"Aber das Gefühl war gut", sagt Räikkönen. Das bestätigte er weniger Minuten später mit seinem letzten Schuss, der perfekt saß. "Am Ende hat er da nochmal einen rausgehauen. Er war gut unterwegs. Räikkönen ist das ganze Wochenende schon gut unterwegs", kommentiert der neue RTL-Experte Nico Rosberg. "Überraschend, denn normalerweise ist Sebastian schneller und ich denke auch, dass er morgen dann am Ende der schnellere ist, wenn er an Räikkönen vorbei ist."

Der Weltmeister von 2016 geht also fest davon aus, dass Vettel schnell am Finnen vorbeikommen wird. Vielleicht einmal mehr mit freundlicher Unterstützung der Scuderia Ferrari? Eine Angst, die diverse Räikkönen-Fans in den Sozialen Medien bereits schüren.

Ferrari und die Fahrer-Hackordnung ...

Die gewünschte Hackordnung im Team Ferrari zeigte sich zudem schon unmittelbar nach dem Qualifying auf kuriose und vielsagende Weise, als Räikkönen und Vettel sich bei dem Foto-Termin und auch in der Pressekonferenz falsch herum positionierten. Vettel stand da, wo der Zweite, also Räikkönen, stehen sollte, Räikkönen stattdessen auf dem eigentlich für Vettel gedachten Spot für P3. Wie der Hase bei der Scuderia zu laufen hat, hat sich offenbar schon tief eingebrannt bei den Ferrari-Jungs ...