Die Formel-1-Saison 2018 begann für Ferrari-Pilot Sebastian Vettel am ersten Trainingstag für den Grand Prix von Australien nicht nach Wunsch. Nach den beiden 90-minütigen Sessions stand für den viermaligen Weltmeister lediglich Platz fünf zu Buche. Rivale Lewis Hamilton enteilte im Mercedes an der Spitze. Das Gefühl für den SF71H passt noch nicht richtig.

"Es läuft noch nicht ganz so, wie wir es uns vielleicht wünschen", kam Vettel am Freitag in Melbourne schnell auf den Punkt. Der Heppenheimer landete in beiden Sessions nicht nur hinter Teamkollege Kimi Räikkönen, sondern verlor auch auf Spitzenreiter Hamilton jeweils ordentlich Zeit. "An der Balance hängt es noch ein bisschen. Ich fühle mich noch nicht ganz wohl", erklärte Vettel weiter.

Im FP1 hinkte er dem Silberpfeil mit der Startnummer 44 neun Zehntel hinterher, am Nachmittag war es immer noch eine halbe Sekunde. Da blieb als positives Fazit hauptsächlich, dass der Bolide keinen Ärger machte. "Alles in allem war es okay. Wir hatten keine Probleme und kamen durch unser Programm", hielt er fest.

Begeisterungsstürme sehen anders aus. Andererseits wurde Vettel von der starken Performance der Silbernen auch nicht ganz kalt erwischt: "Es war zu erwarten, dass Mercedes schnell ist." Räikkönen verlor im Gegensatz zu ihm nur knappe drei Zehntel auf die Bestzeit. Vettel zweifelt aber nicht nur aus diesem Grund nicht daran, dass auch bei ihm noch mehr geht.

Formel 1 2018: Erster Schlagabtausch Vettel vs. Hamilton: (04:01 Min.)

Schwaches Australien-Training: Vettel nimmt Zeit auf seine Kappe

"Auf die eine Runde mache ich mir nicht so viele Sorgen. Die von mir war nicht so gut, da fehlte noch ein bisschen der Rhythmus", erklärte er seinen Rückstand. Vettel hatte im zweiten Training als erster Top-Pilot den Ultrasoft aufgeschnallt und versucht, eine schnelle Runde zu fahren. Seine Zeit reichte jedoch nicht einmal, um Hamiltons zu diesem Zeitpunkt gültige Supersoft-Bestzeit zu unterbieten.

Räikkönen hatte mit seiner Rundenzeit daraufhin kurzzeitig die Führung übernommen, bis das Mercedes-Duo sich geschlossen an die Spitze schob, um kurz darauf von Max Verstappen gesplittet zu werden. Irritieren lässt sich Vettel von dieser Hackordnung aber nicht. Was der Freitag wirklich wert ist, zeigt sich für ihn erst, wenn es ernst wird: "Wir haben noch nicht alles gesehen." Auch die Abstände zur Spitze lassen ihn nicht in Panik verfallen.

"Das Gute ist, dass alles ziemlich nah zusammen ist. Da hat man noch ein bisschen etwas in der Hinterhand." Dass die Zeiten bei allen Teams schneller werden, ist zu erwarten. Vergangenes Jahr war Hamiltons Pole-Zeit eine 1:22.188. Angesichts der weiterentwickelten Boliden und dem dieses Jahr weicheren Ultrasoft ist da noch ordentlich Luft. Hoffnung macht ihm außerdem, dass Ferrari nicht das einzige Team mit einem großen internen Gefälle war.

Bei Red Bull verlor Lokalmatador Daniel Ricciardo über eine halbe Sekunde auf Teamkollege Max Verstappen. "Ich glaube nicht, dass heute irgendjemand hier tadellos unterwegs war", so Vettel. "Ich denke, am Samstag hat jeder etwas auszupacken." Doch kann die Scuderia noch genug auspacken, um die von Vettel angesprochenen Balance-Probleme in den Griff zu bekommen?

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Ferrari in Melbourne nicht verloren: Vettel will seine Waffe schärfen

"Wir können noch sehr viel am Auto machen, damit die Balance besser passt. Abgesehen davon werden wir noch ein bisschen aufdrehen, etwas Benzin herausnehmen und das war es dann", gibt sich der 30-Jährige zuversichtlich. "Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, sind wir auf jeden Fall besser als heute."

Im Gegensatz zu seiner schnellsten Runde war er außerdem mit seinem Longrun auf dem Soft-Reifen zufrieden. "Der Longrun war besser. Es war ein bisschen schwierig mit dem Verkehr und dem dadurch wechselnden Rhythmus", so Vettel. "Auf mehreren Runden habe ich mich aber ein bisschen wohler gefühlt. Das hat mir geholfen das auto und mich etwas besser zu verstehen."

Anders als die Konkurrenz von Mercedes und Red Bull hat Ferrari beide Piloten mit drei Sätzen von der härtesten in Melbourne verfügbaren Pirelli-Mischung ausgestattet. Im Rennen hat die Scuderia damit auf jeden Fall die Wahl. Wenn man Vettels Optimismus glauben darf, dürfte die Ausgangsposition für dieses nicht allzu schlecht ausfallen. "Wir müssen unsere Waffe nur noch ein bisschen schärfen, damit sie morgen dann auch zuschlägt", gibt sich er für das Qualifying seinem neuen Haarschnitt entsprechend martialisch.