Wer präsentiert sich beim Saisonstart der Formel 1 2018 in stärkster Frühform - Mercedes, Ferrari oder Red Bull? Gut eine Woche vor der ersten F1-Session im Albert Park zu Melbourne äußert der Weltmeister seine eigene Prognose für den Auftakt in Australien. Und die fällt für Lewis Hamilton selbst nicht ideal aus.

"Ich denke Red Bull wird zum ersten Rennen etwas bringen. Das wird interessant. Ich denke, dass Red Bull gerade potentiell die schnellsten sind. Bei ihnen soll ein Upgrade bevor stehen, von ordentlicher Größe, zwei bis vier Zehntel oder so etwas in dieser Art, habe ich gehört", sagt der Formel-1-Champion bei einem Sponsorentermin für Mercedes in Turin.

Hamilton einig mit Ricciardo: 2018 in Formel 1 alles enger

Damit spielt Hamilton an auf Äußerungen von Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo. Im Zuge der Testfahrten hatte der Australier ein entsprechendes Update angekündigt. Noch dazu sehe es ohnehin so aus, als sei Red Bull Mercedes 2018 deutlich näher.

Formel 1 2018: Analyse der F1-Testfahrten in Barcelona: (18:14 Min.)

"Aber ich weiß noch nicht genau, wo Ferrari steht. Ich bin aber ziemlich zuversichtlich, dass Mercedes gerade eben vor uns ist. Ich denke, dass wir sehr viel näher dran sein können als vergangenes Jahr. Mercedes hat die Nase noch vor uns, aber nicht so viel, denke ich. Wir sprechen nicht mehr von sechs oder acht Zehnteln", meinte Ricciardo.

Lewis Hamilton erwartet wechselndes Kräfteverhältnis

Sollte es bei den F1-Tests tatsächlich bereits enger als das gewesen sein - exakte Schlüsse lassen sich bei Testfahrten nie ziehen -, so könnte ein weitere Update für den RB14 in der von Hamilton genannten Größenordnung Red Bull tatsächlich an die Spitze katapultieren.

Doch selbst wenn es so kommen sollte, nimmt Hamilton die Lage zwar ernst, sieht sich aber noch lange nicht im Nachteil. "Ich denke, dass es dieses Jahr spannend wird, denn vergangenes Jahr gab es zu Beginn einen großen Unterschied zwischen den Teams, dann kamen sie enger zusammen", so Hamilton.

Red Bull: Auf manchen Strecken Augenhöhe

"Aber dieses Jahr beginnt schon so eng, es wird sich überschneiden, wieder trennen und während des Jahres immer wieder überschneiden, weil alle entwickeln und wir die Upgrades nicht zur gleichen Zeit bringen", schildert der Formel-1-Pilot.

"Ich glaube, auf manchen Strecken werden wir und auch Ferrari auf Augenhöhe mit Mercedes sein", bestätigte zuvor bereits Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Das größte Handicap gegenüber Mercedes sieht Marko weiterhin speziell im Qualifying, Stichwort High-Performance-Modus bei den Silberpfeilen.

Bottas nach Vettel-Zweifeln: Vergesst Ferrari nicht

Dafür, dass es speziell gegen Red Bull für Mercedes 2018 immer wieder auf und ab gehen könnte, spricht Lewis Hamilton zufolge noch ein weiterer Aspekt. "Sie haben generell eine etwas andere Philosophie, sie bauen immer ein Auto, das jede Menge Downforce generiert. Ihr maximaler Abtrieb war immer etwas höher als der von allen anderen", erinnert Hamilton.

"Aber das funktioniert nicht immer überall. An manchen Orten, an denen du längere Geraden hast etwa, denn da bist du dann normalerweise langsam auf den Geraden. Aber sie sind schnell in den Kurven und so wird sich der Vorteil über das Jahr immer wieder verschieben", erklärt der Brite. "Ich bin mit meinem Team und all der Arbeit, die sie verrichtet haben, aber super zuversichtlich. Ich denke einfach nur, dass es eng werden wird."

Teamkollege Valtteri Bottas nahm in Turin auch noch Ferrari - deren Sebastian Vettel gerade erst die Rennperformances Mercedes' und Red Bulls bei den Testfahrten angezweifelt hatte - ganz konkret auf in seine persönliche Prognose zum Kampf an der F1-Spitze 2018. "Ich denke sie sehen beide stark aus", sagt der Finne über Red Bull und die Scuderia.

"Es hängt alles von der Entwicklung früh in der Saison ab. Ich würde keinen von ihnen unterschätzen. Mein Gefühl sagt mir, dass es ein Kampf mit drei Teams werden wird. So werden wir zumindest das Jahr beginnen."

Mercedes-Technikchef: Red Bull wird der große Gegner

Ähnlich äußerte sich bereits gegen Ende der Formel-1-Testfahrten in Barcelona Mercedes Technikdirektor. James Allison ging wie Hamilton aber insbesondere mehr auf Red Bull ein. "Ich denke, dass es drei schnelle Teams gibt uns es besteht kein Zweifel, dass Red Bull diejenigen sein werden, mit denen wir dieses Jahr kämpfen werden", sagte Allison zu Sky Sports News. "Daran besteht ganz klar kein Zweifel."

Allison weiter: "Ich kenne ihre Motorenpläne nicht, aber wenn du dir anschaust, was sie hier gebracht haben, dann würde ich sagen, dass sie vor Melbourne noch immer etwas mehr in Sachen Bodywork rauszuhauen haben." An dem umfangreichen Upgrade-Paket Red Bulls für den Saisonauftakt in Australien scheint also durchaus etwas dran zu sein.

Bleibt nur mehr der Motor-Nachteil. Oder ist diese gegenüber 2017 kleiner geworden? Marko widerspricht: "Unser Defizit ist identisch, vielleicht sind wir eine Spur näher gekommen."

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