Er ist viermaliger Weltmeister auf der Formel 1-Rennstrecke, doch wie schlägt sich Sebastian Vettel im normalen Verkehrstrubel? Wie geht der Ferrari-Pilot in der F1 mit Emotionen beim normalen Autofahren um und hat er Insider-Tipps, wie man auch privat effizient auf der Straße unterwegs ist? Das sagt der Formel-1-Star zum Thema Stress beim Autofahren, Fahrverhalten und Gewohnheiten im Auto sowie Lieblingsroadtrips der Familie rund um Freundin Hanna.

Vettel: Zu ungeduldig für Stadtverkehr

Wie würden Sie Ihren Fahrstil beschreiben, wenn Sie nicht gerade auf der Rennstrecke unterwegs sind?
Sebastian Vettel: Meinen Fahrstil im Straßenverkehr würde ich als relativ normal bezeichnen. Ich bin ein entspannter Fahrer, solange ich nicht im Stress bin. Wirklich, ich bin ein ganz gewöhnlicher Autofahrer.

In welchen Gegenden fahren Sie am liebsten?
Ich bin kein großer Fan vom Stadtverkehr. Die vielen Autos, der viele Stau und die ganzen roten Ampeln sind nicht mein Ding. Dafür bin ich zu ungeduldig. Ich bevorzuge landschaftlich reizvolle Fahrten. Ich fahre gerne außerhalb der Stadt durch die Berge, dort gibt es viele schöne Kurven, aber auch gerne an der Küste entlang.

Sebastian Vettel: Familie erste Wahl für Roadtrip

Mit wem würden Sie am liebsten einen Roadtrip machen?
Bei einem Roadtrip habe ich am liebsten meine Familie dabei. Zu wissen, dass man mit denjenigen unterwegs ist, die man liebt, ist super.

Planen Sie Ihre Fahrten im Vorfeld, wenn Sie von A nach B fahren, oder würden Sie sich eher als spontanen Autofahrer bezeichnen?
Ich denke, ich bin eher ein spontaner Fahrer, weil ich mir nicht besonders viele Gedanken über die Planung der Strecke mache. Wenn ich aber längere Strecken vor mir habe, plane ich definitiv vorher, wo ich langfahren möchte. Ich bin ein großer Fan von Landkarten und weiß gern vorher, welche Strecken ich fahre. Wenn ich dann allerdings im Auto sitze, fahre ich am liebsten einfach drauf los.

Was genießen Sie am meisten, wenn Sie privat unterwegs sind?
Das Größte beim Autofahren ist für mich die Freiheit, überall hinfahren zu können, wo ich möchte. Zu wissen, dass ich an einem schönen Tag mit einem schönen Auto und guter Musik an einen schönen Ort fahren kann, ist definitiv der Teil beim Autofahren, den ich am meisten genieße.

Vettel: Seine Routinen im Auto

Was für Musik hören Sie im Auto?
Während der Fahrt höre ich immer unterschiedliche Genres und springe durch verschiedene Jahrzehnte. Ich höre wenig moderne beziehungsweise aktuelle Musik und bevorzuge eher ältere Lieder aus den 60ern bis zu den 90ern.

Haben Sie bestimmte Gewohnheiten oder Routinen, bevor Sie eine Fahrt antreten, um die Reise angenehmer zu gestalten?
Die einzige Angewohnheit, die ich habe, ist, mich zu vergewissern, dass ich etwas zu trinken im Auto habe. Abgesehen davon springe ich meist direkt ins Auto und fahre los.

Vettel: So bewahrt man im Verkehr die Ruhe

Haben Sie einen Tipp parat, wie man im Verkehr am besten die Ruhe bewahrt?
Mein bester Tipp wäre wahrscheinlich, großes Verkehrsaufkommen zu meiden. Wenn man absehen kann, wo häufig viel los ist und wo sich häufig Staus bilden, kann man diese Bereiche umfahren und eine andere Strecke nehmen. Normalerweise funktioniert das immer ganz gut bei mir. Wenn ich mich allerdings schon in einem Stau befinde, hilft gute Musik und gute Gesellschaft, mit der ich interessante Gespräche führen kann. Das hilft mir, am Steuer ruhig zu bleiben.

Nutzen Sie davon abgesehen spezielle Techniken, um mit Stress am Steuer umzugehen?
Wenn man in einem Rennauto sitzt, ist es absolut still, und man ist zu 100 Prozent auf die Fahrt konzentriert. Auf der Straße hingehen neigt man oft zu Handlungen, die potenziell ablenken. Zum Beispiel ein Getränk in der Hand zu halten oder die Musik zu ändern. Wenn es mal stressig wird, sollte man sich allerdings auf die Fahrt konzentrieren und alles andere ausblenden. Voller Fokus auf den Verkehr - das macht einen großen Unterschied.

Sebastian Vettel im Privatwegen weniger emotional als im Ferrari

Welche Emotionen empfinden Sie während einer privaten Autofahrt?
Wenn ich auf der Straße unterwegs bin, fühle ich mich nicht so unter Druck gesetzt. Daher bin ich deutlich unemotionaler als auf der Rennstrecke. Ich denke, das liegt daran, dass ich nichts von mir selbst erwarte, außer am Ziel anzukommen.

Mit welchem Wort würden Sie Ihre Emotionen während einer normalen Autofahrt beschreiben?
Das sollten Sie am besten meine Beifahrer fragen, aber ich selbst würde mich wohl für "entspannt" entscheiden.

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Sie sind schon eine sehr lange Zeit auf der Rennstrecke und auch im Straßenverkehr unterwegs. Denken Sie, dass sich Ihr Fahrstil während dieser Zeit verändert hat?
Ich denke schon, dass sich ein Fahrstil im Laufe der Zeit verändert. Jeder kann sich an seine Führerscheinprüfung erinnern, in der man sehr nervös und vorsichtig gefahren ist. Nach und nach wird man als Autofahrer immer entspannter und weiß, wie man in ungewöhnlichen Situationen reagieren muss. Auf der Rennstrecke ist es genauso wie im Straßenverkehr. Als Autofahrer verändert man sich im Laufe der Zeit sogar mehr, als man vielleicht denken würde.

Welchen Einfluss hat das Wetter bei normalen Autofahrten im Vergleich zu einem Grand Prix?
Wenn sich das Wetter ändert, während ich auf der Rennstrecke bin, hat das natürlich Auswirkungen. Da ich so schnell wie möglich fahren will, muss ich die Situation neu bewerten und mich wieder ans Limit herantasten. Im normalen Straßenverkehr sind die Auswirkungen bei Wetterveränderungen nicht ganz so groß, da ich das Auto nicht am Limit bewege. Wie auch immer, ich denke, wenn die Straße nass ist und die Sicht eingeschränkt, ist es normal, dass man als Autofahrer besonders vorsichtig fährt.

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Es ist allgemein bekannt, dass Effizienz auf der Rennstrecke inzwischen sehr wichtig ist. Sind Sie im normalen Straßenverkehr ebenfalls effizient unterwegs?
Generell denke ich, dass der durchschnittliche Alltagsfahrer während der Fahrt nicht so viel über Effizienz nachdenkt. Allerdings achte ich schon auf ein paar Dinge. Ein Beispiel dafür ist das Einhalten des Sicherheitsabstands zwischen mir und dem Auto vor mir. Dadurch muss ich nicht so oft bremsen und beschleunigen und fahre somit flüssiger. Das hilft mir dabei, entspannter, weniger gestresst und effizienter ans Ziel zu kommen.