Valtteri Bottas steht vor seinem zweiten Jahr mit Mercedes in der Formel 1. Ausgestattet mit einem weiteren Ein-Jahres-Vertrag lastet erneut Druck auf dem Finnen, Ergebnisse zu liefern. Im vergangenen Jahr gewann er drei Rennen im Silberpfeil, war seinem Teamkollegen und Weltmeister Lewis Hamilton aber über weite Strecken der Saison unterlegen. 2018 wird es nicht angenehmer für Bottas - nicht wenige talentierte Fahrer à la Esteban Ocon bewerben sich um sein Cockpit.

Klare Ansage deshalb von Bottas bei den Testfahrten in Barcelona: Er will Weltmeister werden. Das wäre sicherlich das beste Argument, um seinen Job in Brackley über 2018 hinaus zu behalten. Kann Bottas das wirklich schaffen? "Das ist mein Ziel, ja", versicherte er. "Das ist auch das einzige Ziel für mich."

Bottas hofft auf mehr Duelle mit Hamilton

2017 war Bottas weit entfernt vom Titel. Vor allem nach der Sommerpause drehte Hamilton auf und fuhr nach seinem schwierigen Auftakt letztendlich souverän zur vierten Weltmeisterschaft. Bottas' Plan für die anstehende Saison: "Wenn ich auf dem Level performe, das ich mir zum Ziel gesetzt habe, hoffe ich auf mehr direkte Duelle mit Lewis. Ich will so viele Rennen wie möglich gewinnen und dadurch Weltmeister werden."

Nicht geplant ist unterdessen, anders mit Hamilton umzuspringen. Bottas war ohnehin nie ein Fahrer, der dem Teamkollegen intern Feuer macht und dafür die Psycho-Tricks auspackt. "Ich fange jetzt nicht an, mentale Spielchen im Team zu spielen", versicherte er. "Ich denke, es lief gut so, wie es bisher war. Aber es liegt an mir, auf der Strecke meine Leistung abzurufen. Ich zeige da Muskeln, wo es sich lohnt."

Andere Ausgangslage als 2017

Vorteil Bottas 2018: Er war an der Entwicklung des neuen F1 W09-Rennwagens beteiligt und verfolgte das Projekt auf Schritt und Tritt. Im vergangenen Jahr war er kurzfristig im Januar zum neuen Team gestoßen, nachdem Weltmeister Nico Rosberg überraschend seine Karriere beendet hatte. Bottas machte kein Geheimnis daraus, dass er nicht immer perfekt mit dem F1 W08 zurechtkam.

"Das generelle Verhalten war anders als ich es zuvor kannte", sagte er. "Ich musste meinen Fahrstil auf bestimmten Strecken und mit gewissen Setups anpassen. Ich musste auch mit Setups fahren, die ich manchmal nicht mochte. Aber so ist das immer, du musst dich anpassen. Manche Autos sind einfacher für dich, andere schwieriger. Hoffentlich wird das neue hier ein einfaches."

Einen kleinen Vorteil hat Bottas schon im Vergleich zu Hamilton: mehr Kilometer bei den aktuellen Testfahrten in Barcelona. Bottas fuhr das Auto am Montagmorgen, bevor Hamilton nachmittags bei schlechterem Wetter übernahm. Am Dienstag verzichtete der Brite komplett auf seinen Einsatz und überließ Bottas das Steuer.

Hamilton opfert sich für Bottas

Hamiltons Begründung: "Angesichts der wechselhaften Wetterbedingungen und der verlorenen Fahrzeit am Montag machte es Sinn, dass Valtteri im Auto geblieben ist. Da er am Vormittag gefahren war, fühlte er sich bereits wohl im Auto. Durch einen Fahrerwechsel hätten wir ungefähr eine Stunde an Fahrzeit verloren. Da wir nicht genau wussten, ob das Wetter besser werden würde oder nicht, traf ich die Entscheidung, die Zeit zu opfern, damit das Team das Programm durchziehen und ein besseres Verständnis für das Auto erlangen konnte."

Das veränderte Programm führte dazu, dass Bottas an den ersten beiden Tagen 152 Runden zurücklegen konnte, Hamilton hingegen erst 25. Angesichts des Schnee-Treibens am dritten Tag hinkt Hamilton weiter hinterher. Bottas: "Die Kilometer sind weniger wert als bei normalen Bedingungen, aber ich nehme gern alles mit. Bis jetzt habe ich ein besseres Verständnis wegen der Kilometer. Aber Lewis bekommt das sicherlich auch, er kann sich immer schnell anpassen."