Williams Martini Racing - so heißt der Formel-1-Traditionsrennstall offiziell. Doch ab der F1-Saison 2019 ist es damit vorbei. Der Markenname des Spirituosenherstellers wird aus allen Logos, die markanten blau-weiß-roten Linien aus allen Brandings des Privatteams verwinden. Nein, es gibt kein völliges Verbot von Alkoholwerbung in der Formel 1, Martini verlässt Williams schlicht und ergreifend nach fünf Jahren Partnerschaft.

"Martini verlässt uns am Ende dieses Jahres. Dann endet ihr Vertrag", bestätigt Teamchefin Claire Williams am Rande der F1-Testfahrten in Barcelona auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Eine Entscheidung, die Williams, das als Privatrennstall immer hart für die Finanzierung seines Formel-1-Projekts arbeiten muss, trifft.

Claire Williams: Martini mit unserer Arbeit nicht unzufrieden

"Wir waren jetzt über mehrere Monate in Gesprächen wegen einer möglichen Verlängerung mit ihnen, also über 2018 hinaus. Wie man auch erwarten konnte, denn sie waren in den vergangenen fünf Jahren ein sehr wichtiger Partner für uns", schildert Williams entsprechend den Versuch, Martini umzustimmen.

Ohne Erfolg. An schlechter Arbeit seitens ihres Teams sei es aber nicht gescheitert, verteidigt Williams ihren Rennstall und damit auch ihre eigene Arbeit. "Sie haben ihre Vorgaben erfüllt und eine sehr erfolgreiche Zeit mit uns gehabt. Sie haben erreicht was sie wollten. Aber ich denke, dass jede Marke bestrebt ist, ihre Marketing-Strategie mit der Zeit mal zu verändern. Das macht Martini jetzt", meint Williams.

Williams: Martini verlässt Formel 1 komplett, kein Teamwechsel

Dafür spricht Williams zufolge auch, dass sich Martini komplett aus der F1 zurückzieht, nicht nur von Williams. "Man wird sie 2019 auch bei keinem anderen Team sehen", versichert die Tochter von Teamgründer Frank Williams. Der habe vor langer Zeit ohnehin mit einem großen britischen Rivalen, McLaren, einen Deal ausgehandelt, nicht gegenseitig Sponsoren abzuwerben.

Doch das war noch zu Zeiten von Ron Dennis. Gilt das auch noch unter Zak Brown? "Es gab immer Abkommen zwischen McLaren und Williams das das nicht passiert", winkt Willams ab. "Aber es ist hartes Geschäft und jeder kämpft für sich. Wir müssen unseren Job einfach gut genug machen, damit die Sponsoren nicht zu einem anderen Team wollen. Wenn sie es wollen, dann haben wir unseren Job einfach nicht gut genug gemacht. Es liegt also in unserer Verantwortung. Zak kann es gerne versuchen, aber das wird ein harter Kampf. Ich gebe Sponsoren nicht gerne ab", ergänzt Williams, jetzt aber schon mit Blick auf andere Partner des Teams.

Williams ohne Titelsponsor am finanziellen Abgrund?

Apropos andere Partner. Von denen habe Williams genug, um selbst den Abschied von Top-Sponsor Martini, aufzufangen. "Als privates Team haben wir eine sehr aktive Finanzabteilung, die immer nach neuen Partnern Ausschau hält. Wir haben diesen Winter neue gewonnen. Wir haben zurzeit eine sehr gute Community an Partnern. Wir müssen jetzt nicht unbedingt nach einem neuen Titelpartner suchen", versichert Williams. " Wir machen uns keine großen Sorgen, weil sie Ende des Jahres gehen. Für uns ist es jetzt wichtig, dass wir die nächsten zwölf Monate mit ihnen genießen."

Formel-1-Autos 2018 im Technik-Check: Williams FW41: (02:18 Min.)

Dennoch gelte es jetzt, die Augen offen zu halten, um das für die Formel 1 nötige Budget auch weiter aufzutreiben. "Ob das von einem neuen Titelpartner kommt oder von einer Gruppe anderer Partner spielt erst einmal keine Rolle", sagt Williams. "Wir müssen abwarten, wie sich das über dieses Jahr entwickelt. Aber wir sind finanziell stabil." Nicht zuletzt dank finanzkräftiger Fahrer. Sergey Sirotkin bringt durch SMP Racing einen zweistelligen Millionenbetrag ins Team, Lance Stroll ist Milliardärssohn.

Junge Williams-Fahrer waren für Martini doch okay

Keine negative Auswirkung auf die Zusammenarbeit mit Martini hätte die Fahrerentscheidung gehabt. "Ich habe ja viel darüber gesprochen im vergangenen Jahr, dass wir einen Fahrer brauchen, der wegen Martinis 25-Jahre-Grenze aus Marketing-Sicht passen muss", erinnert Williams an den Hintergrund.

"Darüber haben wir mit ihnen (Martini, Anm. d. Redaktion) gesprochen - dass es schwer ist, solche Fahrer zu finden. Und sie haben uns dann voll unterstützt, Sergey an Bord zu holen. Das spielte keine Rolle bei ihrer Entscheidung", versichert Williams. "Uns gibt das jetzt aber die Freiheit, dass wir uns Zukunft überhaupt keine Sorgen mehr wegen des Alters machen müssen."