Fernando Alonso ist zurück: Zurück im normalen Formel-1-Leben. Nach drei frustrierenden Jahren mit McLaren-Honda durfte der Spanier beim F1-Test in Barcelona am Montag erstmals offiziell mit dem neuen Renault-Aggregat auf die Strecke gehen - inoffiziell erfolgte die erste Ausfahrt bereits vergangene Woche bei Filmaufnahmen in Navarra.

Dabei verlief der erste Testtag alles andere als ideal: Nach nur fünf Runden löste sich in der Zielkurve der rechte Hinterreifen seines McLarens, Alonso beendete den Run im Kies und sorgte nur 45 Minuten nach dem Start für die erste Testunterbrechung.

"Aber wir haben dadurch nichts verloren, wir haben einfach die Pause vorgezogen", redet sich Alonso die Panne schön. "Am Nachmittag bin ich die meisten Runden von allen gefahren." Am Nachmittag allerdings waren die Bedingungen wegen des einsetzenden Regens und niedriger Temperaturen alles andere als ideal.

Alonso: Andere Teams haben viel größere Probleme

Von der Technik-Panne lässt sich Alonso nicht beeindrucken. "Ganz ehrlich, ich habe an euch Journalisten gedacht", erzählt Alonso. "Ihr habt eine große Geschichte, obwohl es nur so ein Mini-Problem ist. Ein Auto im Kiesbett ist ein großes Ding, weil es jeder sieht. Währenddessen stehen bei sechs Teams die Autos in Einzelteilen in den Garagen und niemand sieht es, es gibt keine Fotos. Es gibt viele Teams mit vielen Problemen und wir sind mit einer Radmutter die Geschichte des Tages..."

Ganz harmlos ist das Problem allerdings nicht, verschärfte die FIA erst über den Winter die Regeln für die Radmutter. Seit dieser Saison genügen die vorgeschriebenen Sicherungsstifte nicht mehr, erstmals schreibt die FIA auch Kräfte vor, die eine gelöste Radmutter noch aushalten muss, ohne sich zu Lösen. Axial muss die Radmutter gelöst noch 15kN aushalten, 250 Newtonmeter Drehmoment dürfen in Entspannungs-Richtung wirken, ohne dass das Rad davonfliegt.

Obwohl es sich offenbar um ein technisches Problem handelte, das McLaren derzeit noch genauer untersucht, machte sich Alonso anschließend keine Sorgen. "Wenn es nicht sicher gewesen wäre, hätten sie mich nicht rausgeschickt", so der Formel-1-Satr.

Alonso kürzt ab: Bestzeit gestrichen

Am Ende hatte Alonso immerhin 51 Runden auf seinem Konto und belegte mit 1:21,339 Minuten Rang fünf der ersten Zeitenliste der Formel-1-Saison 2018. Allerdings wurde das Tableau später revidiert, Alonso kürzte auf seiner schnellsten Runde in der Schikane ab. So landete er am Ende mit 1:22,354 Minuten auf Rang sieben.

Alonso zeigte sich trotz der keinen Zwischenfälle bestens gelaunt: "Das Auto ist gut gelaufen, der Motor auch. Ich kenne 80 Prozent der Renault-Leute in der Garage noch aus meiner Zeit bei Renault. Ich weiß, wie gut sie arbeiten, ich weiß, wie viel Wert sie auf Fahrbarkeit und Performance legen."

Der McLaren-Pilot streut dem neuen Partner Rosen, nachdem Honda drei Jahre lang bei allen Medienterminen von Alonso Prügel einstecken musste. "Ich hatte nach jedem Run ein schönes Gespräch mit ihnen, auch schon am Filmtag und an der Bar. Alles hier ist smooth und gut. Natürlich gibt es an einem neuen Auto ein paar Dinge, die wir noch ändern wollen, aber auf Motorenseite bin ich extrem glücklich. Das Team McLaren-Renault hat großes Potential."

Alonso sieht Formel 1 nun durch rosarote Brille

Auf Chassis-Seite - wie sollte es auch anders sein - ist alles in Ordnung. "Alle Daten haben übereingestimmt, alles hat gepasst", strahlte Alonso. "Nur im Nassen und Kalten war es schwierig mit den Reifen, da hatte ich Probleme sie zum Arbeiten zu kriegen."

Red Bulll, die direkte Konkurrenz mit gleichem Motorenmaterial, hat er im Auge: "Sie sind die Messlatte." Vielmehr sind sie laut Alonso aber noch eine Hilfe: "Selbst wenn du ein Problem hast wie wir und etwas stehst, fahren diese Jungs mit dem gleichen Motor, den du hast. Und sie stoßen auf die gleichen Probleme, auf die auch du stoßen würdest und finden eine Lösung dafür. Davon profitierst du."

Ob die gute Laune auch seiner physischen Verfassung geschuldet ist? Alonso wird 2018 nicht nur in der Formel 1 antreten, sondern auch noch in der Langstreckenweltmeisterschaft für Toyota fahren. "Dadurch bin ich noch fitter, ich bin hier, als wäre schon das achte oder neunte Rennen", prahlt er. "Nur das Reisen könnte anstrengend werden, vor allem wenn es mal Verspätung gibt und du einen Flug verpasst."