Robert Kubicas Testprogramme mit Renault und Williams schürten vor der Formel-1-Saison 2018 die Hoffnungen auf ein Sensations-Comeback. Am Ende musste sich der Pole im Rennen um das zweite Williams-Cockpit dem Russen Sergey Sirotkin geschlagen geben. Kubica gibt nun zu, mit mehr als einer Reservistenrolle gerechnet zu haben.

"Eigentlich halte ich mich daran, keine Erwartungen zu haben. Ich glaube Dinge erst dann, wenn sie eintreten. Aber an einem Punkt war ich fast davon überzeugt, in Australien am Start zu sein. Doch das wird nicht passieren", so Kubica im Interview mit dem polnischen Sportportal Przegląd Sportowy.

Der 33-Jährige hatte nach seiner Bekanntgabe als Entwicklungs- und Reservefahrer bei Williams bekräftigt, trotz des verpassten Stammcockpits glücklich über seine Rückkehr in den Grand-Prix-Sport zu sein. Nach seinem schweren Rallye-Unfall bei den Saisonvorbereitungen 2011 war er zunächst vollständig aus dem Formel-1-Fahrerlager verschwunden.

Seine Rolle als dritter Mann bei Williams wird ihm 2018 in Spanien, Österreich und Abu Dhabi zumindest drei Freitagseinsätze ermöglichen. "Ich werde bei den meisten Rennen anwesend sein", so Kubica, für den 2018 die Rückkehr an Orte bedeutete, die eng mit den Erinnerungen an seine erste F1-Karriere verknüpft sind.

"Ich habe darüber nachgedacht und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es für mich nur ein schöner Moment sein wird. Ich freue mich darauf, aber ich habe auch meine Zweifel. Bei einem Formel-1-Rennen zu sein und zu sehen wie die anderen Piloten fahren, wird nicht schön", gibt Kubica zu.

Besuche am Rennwochenende sparte sich Kubica in der Zeit nach seinem Unfall. Zu viel Unbehagen bereitete ihm der Gedanke an das, was er verloren hatte. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert. "Mir ist klar, dass es eine Rückkehr an einige Orte wird, die bestimmte Emotionen in mir hervorrufen", sagt der Grand-Prix-Sieger.

Robert Kubica: In meiner ersten Formel-1-Karriere war ich eine Maschine

Kubica gibt unumwunden zu, dass ihn der Schicksalsschlag verändert hat: "Nach dem Unfall habe ich erkannt, dass ich eine sensiblerer Mensch geworden bin." In seiner ersten Formel-1-Karriere, die 2006 bei BMW Sauber begann und 2010 beim Finale in Abu Dhabi für Renault endete, war er ein anderer Robert Kubica.

"Vorher war ich wie eine Maschine. Ich war programmiert und musste Dinge implementieren. Wenn ich etwas nicht konnte, habe ich es mir angeeignet", so der Williams-Pilot. "Nach dem Unfall habe ich mich sehr verändert. Ich habe keine Angst vor Emotionen. Vielleicht bin ich dadurch netter geworden, wenn man es aus einem anderen Blickwinkel betrachtet."

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Obwohl er sich als anderen Menschen sieht, steht Kubica als Entwicklungsfahrer eines Formel-1-Teams mehr oder weniger am gleichen Punkt wie zu Beginn seiner Laufbahn: "Für mich ist diese Rückkehr in die Formel 1 wie ein zweiter Anfang. Ich bin in einer ähnlichen Rolle zurück wie vor meinem Debüt 2006."

Dennoch, über zehn Jahre später ist die Welt eine andere. "Die Umstände sind anders. Erstens wegen der Regeln, denn die Testbeschränkungen sind viel umfangreicher als vor zwölf Jahren. Somit werde ich viel weniger auf der Strecke fahren. Außerdem bin ich älter", so Kubica.

Kubica: Habe 2017 trotzdem viel erreicht

Trotz der Enttäuschung ist sich Kubica der Tatsache bewusst, dass seine heutige Position in der Formel 1 alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Durch die Schwere der Verletzungen, die er an seinem rechten Arm davongetragen hatte, war an die Rückkehr in ein Formelfahrzeug über viele Jahre gar nicht zu denken.

"Ich weiß, wo ich vor zwölf Monaten stand und was ich damals gedacht habe. Ich hätte die ganzen Möglichkeit letztes Jahr nicht erwartet. Mit zwei unterschiedlichen Teams zu testen, in den aktuellen Autos. Und das mit den derzeitigen Testbeschränkungen. Die Tatsache, dass ich an offiziellen Testtagen gefahren bin, ist meiner Meinung nach eine großartige Leistung."

Natürlich hätte gerade die Intensität seines Jahres 2017 den Wunsch nach einem Stammcockpit befeuert. "Klar, wenn du so viel machst, würdest du lieber Rennen fahren", gibt Kubica zu. "Aber ich muss auch realistisch sein. Ich bin auch glücklich mit dem, was ich jetzt habe."

Kubica träumt weiter vom Formel-1-Comeback

Im Alter von 33 Jahren muss der letzte Zug für eine Formel-1-Rückkehr für ihn außerdem auch noch nicht abgefahren sein. Mit seinem Kumpel Fernando Alonso und Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen sind zwei Piloten im aktuellen Feld unterwegs, die noch ein paar Jährchen älter sind als Kubica selbst.

"Ich kann es nicht garantieren, aber es ist mein ultimatives Ziel", so der Pole. "Die letzten zwölf Monate haben mir die Motivation und den Glauben zurückgegeben, es zu können. Physisch und mental bin ich in der Lage, wieder in der Formel 1 Rennen zu fahren. Damit habe ich mich einiger Lasten entledigt", ist er überzeugt.

Nach seinen Erfahrungen im letzten Jahr hat er allen Grund daran zu glauben, dass auch 2019 seine Welt noch einmal ein Stückchen besser aussehen kann: "Ich denke, dass mich die nächsten sieben, acht oder neun Monate in dieser Saison meinem Traum näher bringen werden. Du weißt nie, was das Leben bringt."

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