Die Formel-1-Fans müssen sich ab der Saison 2018 an eine Startaufstellung ohne Grid Girls gewöhnen. An Liberty Medias Beschluss scheiden sich nach wie vor die Geister. Die vor wenigen Tagen bekanntgegebene Grid-Kid-Alternative ist für viele kein wirklicher Trost. Liberty-Media-Vorstand Chase Carey versucht nun, die Kritiker zu beschwichtigen.

"Wenn es nur nach mir gegangen wäre, ich persönlich mochte die Grid Girls" erklärt der US-Amerikaner in einem Bericht des britischen Telegraph. Viel mehr sei es eine Entscheidung im Sinne der Zielgruppe gewesen: "Es ist keine Entscheidung für mich, sondern für die Fans."

Liberty Media hatte in seiner Presseaussendung erklärt, dass die Tradition nicht mehr mit den Werten einer modernen Gesellschaft vereinbar wäre. Dass die Grid Girls wiederum von keiner Mehrheit in der Motorsport-Welt kritisch in Frage gestellt wurden, gibt Carey unumwunden zu.

"Es gab eine Anzahl von Leuten, die es anekdotenhaft zur Sprache gebracht hat. Mir wurde dann bewusst, dass es schon ein bedeutsamer Anteil war, der es... ich weiß nicht, ob anstößig das richtige Wort ist. Aber sie fanden es ausbeuterisch oder für die Welt, in der wir heute leben, einfach nicht angemessen."

Dass ihm und seinem Team angesichts dieser Entscheidung nicht von allen Seiten Dank und Begeisterung entgegenschlagen würde, hat Carey nicht überrascht. "Ich denke, die Reaktion war die, die wir erwartet hatten", so der 64-Jährige. "Manche nahmen es positiv auf, andere nicht. Wenig überraschend sind es viele alteingesessene Fans, die es als Teil des Sports sehen, mit dem sie aufgewachsen sind. Das respektiere ich."

Liberty macht Schluss: Nie wieder Grid Girls in der Formel 1: (01:04 Min.)

Fahrerlager und Grid Girls enttäuscht: Carey zeigt Verständnis

Neben den Fans meldeten sich allerdings auch Persönlichkeiten aus dem Paddock zu Wort, welche mit dem neuen Weg Liberty Medias nicht vollends einverstanden sind. Bernie Ecclestone und Niki Lauda gehörten zu den ersten großen Namen, die sich negativ äußerten. Zuletzt war es Nico Hülkenberg, der sich schon vergangenes Jahr als glühender Verehrer der Grid Girls bekannt hatte.

"Es ist ein weiterer Rückschritt in Sachen Show-Business. Ein paar heiße Mädels vor den Autos können eigentlich nur gut sein", so der Renault-Pilot in einem Interview mit dem Magazin No Sports. Allen voran waren es aber auch viele der Grid Girls selbst, die traurig über die Abschaffung ihrer Zunft sind und sich übergangen fühlen.

Auch hierfür zeigt Carey Verständnis. "Ich verstehe, dass viele der Grid Girls stolz darauf waren und das ist auch großartig: Ich mochte es ja auch. Aber ich denke, wenn es so viele Leute gibt, die das Gefühl hatten, dass es nicht mehr zeitgemäß ist und heute nicht mehr zum Sport passt, musst du dir dessen bewusst sein."

Unter dem Strich seien die positiven Stimmen auch deutlich lauter gewesen. "Die Anzahl der Leute, die es gut fanden, war viel höher als die auf der anderen Seite", so Carey. Letztendlich sei das Ende der Grid Girls auch nicht mit einer Verbotszonen-Erklärung für Frauen im Paddock gleichzusetzen.

Formel 1 schafft Grid Girls ab! Skandal oder zeitgemäß?: (02:32 Min.)

Carey: Es wird in der Formel 1 weiterhin hübsche Frauen geben

"Wir werden den Glamour behalten", versichert Carey und macht den Fans und Verehrern der Grid Girls Hoffnung: "Wir werden weiterhin hübsche Mädchen bei den Rennen haben. Ich denke, das ist ein Teil vom Leben und auch ein Teil von dem, was unseren Sport besonders macht."