Für Red-Bull-Strahlemann Daniel Ricciardo wird das F1-Jahr 2018 eine zukunftsweisende Formel-1-Saison. Noch immer hat sich der Australier nicht entschieden, wie es mit ihm in der Königsklasse über die kommende Saison hinaus weiter gehen soll.

Daniel Ricciardo in Formel 1 2019: Red Bull, Ferrari, Mercedes?

Während Teamkollege Max Verstappen sich längst zu Red Bull bekannt und langfristig mit dem Rennstall verlängert hat, spielt 'Honeybadger' Ricciardo auf Zeit. Hintergrund: Bevor er sich fix für ein sechstes Jahr bei Red Bull Racing verpflichtet, will Daniel Ricciardo zuerst abwarten, in welche Richtung sich das Kräfteverhältnis in der Formel 1 entwickelt.

Red Bull möchte mit Ricciardo dagegen am liebsten gleich heute statt morgen verlängern, gesteht dem Australier bislang aber Bedenkzeit zu. Ohne großen Druck zu machen. Wenngleich das angesichts des nur an Renault verliehenen Carlos Sainz junior auch kaum noch nötig scheint. Der Spanier würde eine Rekrutierung als Stammfahrer von Red Bull Racing wohl selbst mit den besten Ohrenschützern der Welt nicht überhören.

Red Bull: Verstappen für Ricciardo wie einst Vettel für Webber?

Ricciardo lässt sich davon nicht beirren. Möglich und nachvollziehbar macht dieses Pokerspiel erst die gegenwärtige Situation auf dem Fahrermarkt der Top Teams in der Formel 1: Ende 2018 laufen bei Mercedes gleich beide Fahrer-Verträge aus - wenngleich zumindest Lewis Hamiltons Vertragsverlängerung inzwischen weithin erwartet wird - bei Ferrari einmal mehr der neuerliche Ein-Jahres-Kontrakt von Kimi Räikkönen, dem inzwischen ältesten Fahrer im ganzen Formel-1-Feld.

Jede Menge Optionen also für Daniel Ricciardo. Viele Richtungen, in die der Australier die Gedanken schweifen lassen kann. Doch genau davon rät ihm nun einer ab, der eine ähnliche Situation bei Red Bull Racing bereits selbst erlebt hat: Aussie-Kollege Mark Webber. Auch Webber fuhr seiner Zeit für Red Bull, wähnte sich als Platzhirsch, als ihm plötzlich mit Sebastian Vettel ein ultraschneller Youngster erst vor die Nase gesetzt wurde, dieser dann auf selbiger herumtanzte. Für Landsmann Ricciardo könnte sich diese Geschichte nun mit Verstappen wiederholen.

Mark Webber rät Dan: Verstappen schlagen, dann Zukunft klären

Genau davor will Webber den Dauergrinser unbedingt bewahren. Deshalb müsse sich Ricciardo jetzt ganz schnell von den Gedanken um seine Zukunft verabschieden und sich auf das Wesentliche konzentrieren: den Sport, seine Pace und das Teamduell mit Supertalent und Superstar Max Verstappen. "Ich denke, das Beste, was er tun kann, ist, Max zu schlagen", so Webber am Rand der 12h von Bathurst in seiner Heimat.

"Das ist das Beste, was er tun kann", wiederholt Webber zur Bekräftigung direkt noch einmal. "Und das weiß er auch und er wird sein Bestes geben, um das zu schaffen. Wenn er das versuchen möchte, dann muss er es fünf, sechs Monate tun und sich danach dann die Optionen ansehen", so Webber zu foxsports.com.au.

Webber überzeugt: Ricciardo hat Chancen bei Mercedes

Vor Ablauf dieser Zeit könne Ricciardo ohnehin nichts erreichen. "Ich denke nicht, dass Mercedes sich mit einer Entscheidung beeilen wird. Sie werden ein Auge auf Valtteri haben und sich anschauen, wie er performt, vielleicht noch bis Kanada", so Webber. Ricciardos generelle Gedanken an und Aussichten bei Mercedes seien jedoch offensichtlich. Webber: "Bei beiden (Hamilton und Bottas, Anm. d. Red.) laufen die Verträge aus, er ist ein Spitzenfahrer und es gibt diese Wechsel-Chance."

Doch Ricciardo muss gegen Verstappen aus Sicht Webbers nicht nur deshalb gut aussehen, um seinen Marktwert zu pushen. Genauso gelte das für seine Stellung in seinem aktuellen Team. Bei Red Bull sei für Ricciardo nach Ansicht des Australiers trotz des rasanten Aufstiegs Max Verstappens und den Aussagen der Teamführung bei dessen Vertragsverlängerung bis 2020 , das Team jetzt um den Niederländer herum aufbauen zu wollen, nämlich rein gar nichts verloren.

F1: Verstappen und Ricciardo machen Red Bull-Fabrik unsicher: (02:09 Min.)

Aber: Ricciardo auch echtes Red-Bull-Original

Immerhin handele es sich Ricciardo anders als bei ihm selbst vor vielen Jahren um einen originären Fahrer des Red-Bull-Programms. Damit nicht genug. "Red Bull wird immer den Kerl unterstützen, der die WM anführt und das Geschäft am laufen hält. Wenn das Daniel ist, dann nehme ich an, dass er dort noch immer in großartiger Verfassung sein wird, denn er ist ein Red-Bull-Produkt", so Webber.

Ähnliches hatte Ricciardo selbst schon 2017 mehrfach beteuert. Er fürchte nicht um seinen Status im Team, sprich zur Nummer zwei degradiert zu werden. "Ich denke nicht, dass Helmut enttäuscht wäre Daniel als Weltmeister zu sehen. Aber er liebt auch Max. Sie sind beide seine Lieblingsjungs", meint auch Webber.

Mark Webber: Ricciardo kann Verstappen bezwingen

Genau deshalb gebe es für Ricciardo dann auch überhaupt keinen Grund, Red Bull zu verlassen. "Falls er Max schlägt und Red Bull wieder fliegt, warum sollte er dann gehen? Am Ende des Tages denke ich nicht, dass es Dan allzu sehr kümmert, welche Farbe das Auto hat. Er will einfach gewinnen", sagt Webber.

Doch ist Daniel Ricciardo tatsächlich in der Lage, Max Verstappen zu bezwingen? Ja, meint Webber. "Er ist absolut dazu fähig", so der Porsche-Ambassador über jenen Fahrer, der gleich in seinem ersten Jahr bei Red Bull gleich einmal Sebastian Vettel geschlagen hatte. Der allerdings sei im Vergleich zu Verstappen der leichtere Gegner gewesen, ließ Ricciardo selbst erst kürzlich wissen. Vielleicht, weil Vettel 2014 im völlig unterlegenen Red Bull schlicht die Lust verloren hatte?

Möglich. Und so schiebt auch Webber über Ricciardo nach: "Aber er muss sich in einer Position wiederfinden, in der er diese Gelegenheit bekommen kann …"