Die Rollenverteilung zwischen den Williams-Teamkollegen Felipe Massa und Lance Stroll schien in der Formel-1-Saison 2017 eine klare Angelegenheit zu sein: Der Routinier fungierte für den Rookie als Mentor und half ihm dabei, sich in der Königsklasse zurechtzufinden. Stroll widerspricht dem nun allerdings vehement.

"Ich denken nicht, dass ich von ihm letztes Jahr in irgendeiner Weise Hilfe erhalten habe", so Stroll gegenüber der britischen Autosport. Harte Worte vom Milliardärssohn, hatte Massa doch stets betont, wie sich das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler entwickelte und welche Ratschläge er dem Kanadier mit auf den Weg gab.

"Ich denke, ich gebe meine Informationen etwas ungezwungener an Lance weiter, als es Michael damals bei mir getan hat", hatte Massa damals gerne den Vergleich zu seiner Zeit an der Seite Michael Schumachers bei Ferrari gezogen, als er seinerseits in der Rolle des Schülers war.

Doch auch von Massas vermeintlicher Lehrerrolle will Stroll nun nichts mehr wissen. "Ich weiß nicht, warum die Leute anscheinend denken, dass da eine Lehrer- oder Mentor-Sache ablief", streitet der 19-Jährige ab. Ganz im Gegenteil: Von Massa gab es laut ihm keine Geschenke.

"Er war ein Teamkollege wie jeder andere. Er war damit beschäftigt, so schnell zu fahren wie er konnte und ich versuchte, so schnell zu fahren wie ich konnte. Das war alles, mehr gab es da nicht", bekräftigt Stroll, dass er auf sich allein gestellt war.

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"Er machte seinen Job und ich machte meinen, und wer auch immer es besser machte, lag vor dem anderen." Stroll konnte mit Platz drei in Baku im Gegensatz zu Massa zwar ein Podest feiern, in der Gesamtwertung unterlag er aber mit 40 zu 43 Punkten. Das teaminterne Qualifying-Duell verlor er mit 17:3 außerdem deutlich.

Massa reagiert auf Twitter: Keine Antwort ist auch eine Antwort

Felipe Massa nahm die Aussagen Strolls auf Twitter zur Kenntnis. Einen großen verbalen Gegenschlag sparte sich der 37-Jährige. Stattdessen twitterte er lediglich: "Das kommentiere ich besser nicht." Damit dürfte deutlich geworden sein, dass der als äußerst loyal bekannte Brasilianer nicht mit den Aussagen seines ehemaligen Garagen-Nachbarn d'accord geht.

Nachdem das Verhältnis zwischen Massa und Williams nach der Sommerpause immer schwieriger wurde, kam es schon zwei Rennen vor dem Ende der Saison zur Bekanntgabe, dass der britische Traditionsrennstall die Dienste des Vizeweltmeisters von 2008 nicht weiter in Anspruch nehmen würde.

Stattdessen gab Williams im Januar 2018 Sergey Sirotkin als neuen Teamkollegen von Lance Stroll bekannt. Für letzteren macht das aber keinen Unterschied. "Ob mein Teamkollege jetzt 15 Jahre Erfahrung hat oder nur ein Jahr, an meinem Ansatz ändert das gar nichts", so Stroll. Dafür erhofft er sich positiven Input durch den neuen Entwicklungsfahrer Robert Kubica.

"Robert kann sicherlich eine große Hilfe sein", sagt er und lässt an dieser Stelle auch den ehemaligen Teamkollegen noch einmal besser wegkommen: "Felipe war auch eine gute Hilfe, wenn es darum ging dem Team bei der Entwicklung mit den neuen Regeln zu helfen."