Bei Williams wird in der Formel-1-Saison 2018 neben Lance Stroll mit Sergey Sirotkin ein zweiter Fahrer an den Start gehen, der für sein Cockpit tief in die Tasche greifen musste. Dass der junge Russe gegenüber dem bewiesenermaßen schnellen Robert Kubica den Vorzug erhielt, rief unter Experten auch Kritik hervor. Sirotkins Gönner holte gegen die Zweifler nun zum Rundumschlag aus.

"Er war schneller als Kubica", beteuert Boris Rotenberg gegenüber der russichen Zeitung Fontanka. Der milliardenschwere Oligarch steht mit seinem Motorsport-Projekt SMP seit vielen Jahren als treibende Kraft hinter der Karriere des Williams-Neuzugangs, der Ende März in Melbourne sein Debüt in der Formel 1 geben wird.

"Das sage ich für alle diejenigen, die behaupten, dass er sich den Platz erkauft hat. Das ist eine reine Lüge", setzt Rotenberg nach. Dass im Zuge der Verpflichtung Sirotkins eine Mitgift an Williams floss, bestreitet er nicht: "Natürlich gibt es auch Kosten. Motorsport ist nicht billig und ich mache es auch nicht nur zu meiner Belustigung."

Statt der Summe in Höhe von geschätzt 20 Millionen Euro sollen es die Fähigkeiten des 22-Jährigen gewesen sein, die den Ausschlag gaben. "Der Junge hat seit seiner Aufnahme in das Programm fünf Jahre daran gearbeitet. Finanzen können hier nicht die entscheidende Rolle gespielt haben", so Rotenberg.

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SMP Racing bei Williams stärker involviert

Sämtliche Investitionen von SMP Racing sollen ausschließlich dem Team zugutekommen. In erster Linie will Rotenberg dafür sorgen, dass Williams damit die Weiterentwicklung des Boliden vorantreiben kann. Damit ist er auf eine andere Weise involviert, als es bei den bisherigen Stationen von SMP in der Formel 1 der Fall war.

Begonnen hatte das Engagement in der Saison 2014 mit der Platzierung Sirotkins als Sauber-Testfahrer. Zwei Jahre später schloss man sich Renault an, wo Sirotkin ebenfalls die Rolle des Testfahrers einnahm. Dass es bei den Franzosen nicht für den Aufstieg zum Stammfahrer reichte, stört Rotenberg nicht: "Williams ist historisch betrachtet ein wichtigeres Team. Hier liegt der Fokus mehr auf den Ergebnissen."

Den Versuch ein eigenes Team auf die Beine zu stellen, wollte der 61-Jährige bisher trotz der vorhandenen finanziellen Möglichkeiten bisher nicht wagen. "Ich habe immer gesagt, dass wir nicht nach der Formel 1 streben, da es eine sehr politische Angelegenheit ist und es nicht funktioniert, wenn es von gewissen Seiten keine Unterstützung gibt", lässt Rotenberg durchklingen.

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Sirotkin-Ecke hat keine Angst vor Lance Stroll und dessen Vater

Den Williams-Kuchen, von dem sich Rotenberg ein großes Stück einverleibt hat, muss er sich trotz des großen Tatendrangs aber mit einem anderen Großinvestor teilen. Seit 2016 pumpt Lance Strolls Vater Lawrence sein Geld in den britischen Traditionsrennstall. Der Einfluss des kanadischen Milliardärs ist unumstritten. Ein Interessenkonflikt könnte angesichts dessen nicht weit sein.

"Ich glaube nicht", wiegelt Rotenberg ab. "Es ist klar, dass obwohl sie ein Team sind, auf der Rennstrecke jeder für sich selbst kämpft." Das teaminterne Duell gegen Stroll wird Sirotkins Karriere aber ohne jeden Zweifel prägen. Zieht er gegen den bisher nur mäßig überzeugenden Kanadier den Kürzeren, dürfte sich das Interesse anderer Teams in Grenzen halten.

Dementsprechend wurde das russische Nachwuchstalent von Rotenberg auf den harten Wettbewerb innerhalb der Garage eingeschworen: "Ich habe ihm gesagt, dass er jedes Rennen wie sein letztes angehen soll. Auch wenn wir zur Stelle sind, um Williams zu helfen das Auto schneller zu machen."