Alfa Romeo Sauber F1 Team. So heißt der einst von Peter Sauber gegründete Schweizer Privatrennstall mit inzwischen 25-jähriger Tradition ab der Formel-1-Weltmeisterschaft 2018. Seit der Sauber-Debütsaison 1993 ist es bei Weitem nicht das erste Mal, dass sich Sauber die offizielle Teambezeichnung mit einem technischen Partner oder Sponsoren teilt.

Allen voran die Phase zwischen 2006 und 2010 mit BMW ist hier zu nennen, als der Rennstall vorübergehend sogar in den Besitz des Münchener Automobilriesen übergegangen war. Nach deren Rückzug aus der Formel 1 im Zuge der Finanzkrise drohte dem vorherigen Privatteam Sauber das komplette Aus. Doch es ging weiter - wenngleich sportlich nie mit auch nur annähernd so respektablem Erfolg wie vor oder gar während der BMW-Ägide.

Trotz Alfa Romeo: Sauber soll Sauber bleiben - wirklich?

Mit der neuen Partnerschaft mit Alfa Romeo hofft Sauber nun, den Turnaround zu stemmen. Wenigstens der Anschluss an das Mittelfeld soll kurzfristig gelingen, bereits in der Formel 1 2018. Daher wurde die neue von Ferrari- und Fiat-Boss Sergio Marchionne angestoßene Kooperation mit der Tochter aus dem Fiat-Chrysler-Konzern mehr als ein reines Titelsponsoring. Es handelt sich auch um eine technische Zusammenarbeit. Noch dazu eine sportliche mit Auswirkungen bis auf die Fahrer - Stichwort Ferrari-Junior Charles Leclerc.

Keine Folgen sollte all das jedoch für einen Aspekt haben, der vielen Sauber-Fans der ersten Stunde am Herzen liegen dürfte: den Status des Rennstalls als Privatteam und den Begriff Sauber im Teamnamen. Oder einfacher gesagt: keine Verwandlung vom Sauber-Privatteam zum Alfa-Romeo-Werksteam. Das zumindest beteuerte Sauber-Vorstand und Longbow-Chef Pascal Picci unmittelbar nach Bekanntgabe des Deals im Schweizer 'Blick'.

"Wir haben das Team nicht übernommen, um es sofort wieder loszuwerden", sagte der Italiener damals mit Blick auf eine potentiell neuerliche Übernahme des Teams wie zu BMW-Zeiten. "Die Partnerschaft mit Alfa Romeo ist etwas total anderes. Damals hat BMW das ganze Team gehört", ergänzte Picci und versprach: "Alfa ist unser Titelsponsor, aber das Team bleibt unabhängig."

Peter Sauber: Keine Sorge um sein Vermächtnis

Anfang des Jahres 2018 meldete sich auch der Gründer und seit zwei Jahren im Ruhestand befindliche Peter Sauber zum Thema zu Wort. "Alfa Romeo ist nur Titelsponsor", beruhigte auch der 74-Jährige in der 'Neuen Zürcher Zeitung'. "Ich denke nicht, dass sich der Name ändern wird. Vielleicht wird er (der Name von Alfa Romeo, Anm. d. Red.) in Italien verwendet und das wäre eine gute Sache, weil es ein Name ist, der Leidenschaft weckt."

Keine Spur von Sorgen um das Fortbestehen seines Erbes und Andenkens in der Formel 1. Im Gegenteil. "Es ist ein echter Glücksfall, dass es von ihm organisiert wird, weil er in der Automobilindustrie einen sehr guten Ruf hat", äußerte sich Sauber sogar uneingeschränkt positiv über die Bemühungen Sergio Marchionnes um seinen ehemaligen Rennstall.

Alfa Romeo: Die Geschichte einer Formel-1-Legende (01:25 Min.)

Sauber-Teamchef Vasseur überrascht mit Werksteam-Aussage

Alles klar also? Nicht ganz. Kürzlich sorgte plötzlich der aktuelle Sauber-Teamchef Frederic Vasseur für Wirbel - mit Aussagen, die dem ursprünglichen Versprechen des Sauber-Eigners Picci so sehr widersprachen wie es nur ging. Sauber könne im Zuge einer immer intensiveren Zusammenarbeit mit Alfa Romeo in Zukunft durchaus seinen ursprünglichen Namen ablegen, so der Franzose überraschend.

"Die Vorstände des Unternehmens wollen ein vollständig autarkes Alfa-Romeo-Team", sagte Vasseur der französischen 'Auto Hebdo'. Das von vielen Seiten bereits in den Raum gestellte B-Team Ferraris zu werden sei nicht das Ziel. "Aber ein Alfa-A-Team. Unser Ziel ist, nicht eine Tochter zu sein, aber das Hauptteam Alfa Romeo", so Vasseur. "Dennoch wird es natürlich Verbindungen geben wie zum Beispiel den Aspekt der Fahrer", ergänzte der Sauber-Teamchef.

Geht es danach also doch eine Transformation des Privatrennstalls aus Hinwil in ein Werksteam. Für Vasseur angesichts der Entwicklungen in der Formel 1 sogar ein zwingender Schritt. "Persönlich sehe ich nicht, wie ein Privatteam unter dem Strich in der Formel 1 überleben kann", erklärte der Franzose.

Vasseur weiter: "Privatteams können ein paar tolle Saisons haben, wie gerade Force India. Aber mit dem kleinsten Anzeichen einer Krise kann die ganze Illusion kollabieren. Dank der Kooperation mit Alfa Romeo ist unser Team jetzt auf einem stabilen Kurs."

Warum Ferrari ein Alfa-Romeo-Werksteam hilft

Auch aus Ferrari-Sicht wäre diese Entwicklung mehr als nur wünschenswert. Aber unter ganz anderem Gesichtspunkt: Übernimmt man über den kleinen Umweg Alfa Romeo Sauber komplett, würde das Abhängigkeiten schaffen und die ohnehin starke Verhandlungsposition des ältesten und mit Blick auf die Fans-Base wichtigsten aller Formel-1-Teams hinsichtlich der künftigen Ausrichtung der F1 nur noch mehr stärken.

Immerhin ist es alles andere als ein Geheimnis wie sehr der Scuderia die Pläne der neuen F1-Besitzer von Liberty Media missfallen, eine Budgetobergrenze und einheitlichere Motoren zu etablieren. Gleich mehrfach drohte Ferrari-Boss Marchionne im Lauf des vergangenen Jahres mit einem Formel-1-Ausstieg der Scuderia, sollte die neue Führung - aus seiner Sicht - nicht zur Besinnung kommen.

Zuletzt sprach der Italo-Kanadier gar davon, Ferrari habe die Kraft, auch andere Teams mitzureißen, etwa um eine alternative Rennserie zur Königsklasse aus dem Boden zu stampfen. Genau das wäre mit einem über Alfa voll bei Fiat integrierten Sauber umso leichter möglich.

Vielleicht nannte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff den Ansatz Sergio Marchionnes mit Sauber als Ferrari B-Team jüngst auch deshalb visionär - und nicht nur wegen möglicher sportlicher Vorteile. Immerhin sind dem Silberpfeil-Team die Zukunftspläne der F1-Bosse kaum minder ein Dorn im Auge.