Nach 73 Runden der größten F1-Farce seit dem Einzel-Qualifying von Silverstone im letzten Jahr, sicherte sich Michael Schumacher vor seinem Teamkollegen Rubens Barrichello und Tiago Monteiro seinen ersten Saisonsieg des Jahres 2005! Und dieser hatte es zumindest im roten Duell an der Spitze ernsthaft in sich...

Das Vorspiel Mit zwei Reifenschäden am Freitag begann das ganze Schlamassel. Nachdem Michelin die Ursache dafür nicht finden konnte und sich die FIA weigerte eine Schikane in der Steilwandkurve zu installieren, gaben die Franzosen die Empfehlung an ihre Teams heraus nicht an den Start zu gehen.

Der Vorstart Nachdem die Teamchefs, Reifenverantwortlichen und FIA-Oberen 24 Stunden lang tagten und diskutierten, stand selbst beim Vorstart nicht fest was nun passieren würde. Zwar fuhren die Michelin-Teams entgegen ihrer Ankündigung rechtzeitig in die Startaufstellung, doch kehrten sie bereits nach der Einführungsrunde in die Box zurück.

Der Start Entsprechend reihten sich nur sechs Fahrzeuge zum Start des Großen Preises der USA auf der Start- und Zielgeraden ein: Michael Schumacher, Rubens Barrichello, Tiago Monteiro, Narain Karthikeyan, Patrick Friesacher und Christijan Albers. So hießen die sechs tapferen und ausgebuhten Teilnehmer des neunten Saisonlaufes. Bei einem der kuriosesten Startvorgänge der F1-Geschichte ging entsprechend 'alles glatt'. Und während die beiden Roten vorne weg fuhren, lieferten sich die Jordan und Minardi einige Runden lang einen 'heißen' Kampf.

Das Rennen Einen ebenso heißen Kampf fochten Rubens Barrichello und Michael Schumacher an der Spitze aus. Denn während sich das Feld dahinter normal sortierte, verlor Schumacher seine Führung wegen eines langen Boxenstopps, in dessen Verlauf sein linker Hinterreifen überprüft, aber für gut befunden wurde. In der Folge musste der Champion also die Jagd auf seinen brasilianischen Teamkollegen eröffnen, der keinerlei Anstalten machte diesen Grand Prix Sieg herzuschenken. Und so kam beinahe, was kommen musste: Nach Michael Schumachers zweitem Boxenstopp kamen der Deutsche aus der Box kommend und sein Teampartner zeitgleich in die erste Kurve, in welcher die beiden fast miteinander kollidierten. Nur weil Barrichello in die Wiese auswich, eroberte sich der Serienweltmeister die Führung und verhinderte Rubens eine rote Kollision im Stile von Juan Pablo Montoya und Ralf Schumacher.

Die Punkteplätze Bei nur sechs Startern blieben heute in Indianapolis ganze zwei Punkteränge unbelegt. Die Ränge sechs, fünf und vier gingen hingegen an Patrick Friesacher, Christijan Albers und Narain Karthikeyan, die das 'Rennen' durchhielten und dafür belohnt wurden.

Die Podestränge Während Rubens Barrichello mit seinem zweiten Rang wohl nicht ganz zufrieden sein dürfe, machte Tiago Monteiro seine Ankündigung eines kleinen Wunders wahr und holte seinen ersten Podestplatz in der Königsklasse des Motorsports!

"Es war sehr eng", beschrieb Rubens die Situation der Beinahekollision. "Ich konnte meinen Vorsprung auf drei Sekunden ausbauen und dachte ich hatte nach meinem Stopp eine gute Runde gehabt und gab alles vorne zu bleiben. Ich schaffte die Kurve nicht und bin über den Rasen gefahren."

Zusammenfassend betont der Brasilianer: "Es war insgesamt ein trauriges Rennen. Wir wären am liebsten auch in die Box gefahren. Wir hätten aber auch in einem regulären Rennen eine gute Leistung erzielen können."

Diese gute Leistung brachte Tiago Monteiro, der Jordan das erste Podium seit dem Sieg von Giancarlo Fisichella in Brasilien und Portugal den allerersten Podestplatz schenkte. "Meine Gefühle sind gemischter Art. Ich bin nicht so traurig wie die Ferrari Jungs, denn ich musste erst einmal durchkommen. Ich wusste nicht was ich von der Situation halten sollte und wir haben uns alle gefreut einen Podestplatz geholt zu haben. Ich bin zum neunten Mal in Folge ins Ziel gekommen. Es ist alles komisch gelaufen, aber das kann mir keiner mehr wegnehmen."

Der Sieger Nach einem im wahrsten Sinne des Wortes unbeschreiblichen Formel 1 'Rennen' überquerte Michael Schumacher die Ziellinie als ausgebuhter Sieger.

"Wir haben uns ein hartes Rennen geliefert und das Team sagte: Have fun", beschrieb der Champion die Ausgangslage zu seinem 84. GP-Sieg. "Es war aber ein seltsamer GP und nicht gerade schön mein erstes Saisonrennen auf diese Weise zu gewinnen."

"Es sind Flaschen auf die Strecke geflogen, aber die Strecke war okay. Wir wussten nicht genau, was die Michelin Teams machen würden, aber wir haben uns ohnehin nur auf uns selbst konzentriert. Es war ein enger Kampf mit Rubens, ansonsten war es ein seltsames Rennen."

Die Fans Fliegende Dosen und Flaschen, Buhrufe, ein schallendes Pfeifkonzert bei jeder Durchfahrt an Start- und Ziel: Das Votum der zahlenden Zuschauer vor Ort hätte nicht eindeutiger ausfallen können.

Der WM-Stand Drei Teams und sechs Fahrer erhielten heute WM-Punkte. Die Auswirkungen dessen auf die WM-Wertung sehen wie folgt aus: Ferrari schließt dank des Doppelsieges mit 63 Zählern zum WM-Zweiten McLaren Mercedes auf und liegt nun nur noch 13 Punkte hinter Renault. Jordan springt hingegen mit elf Punkten auf den achten Rang bis auf einen Zähler an Sauber heran und Minardi übergibt die rote Laterne des WM-Zehnten an das einzige noch punktelose Team British American Racing.

In der Fahrer-WM 'erkämpft' sich hingegen Michael Schumacher mit seinem ersten Saisonsieg den dritten Rang hinter Alonso und Räikkönen. Der neue Vierte heißt nun: Rubens Barrichello. Und damit wollen wir den Großen Preis der USA 2005 zu den X-Akten legen und auf eine Rückkehr der Normalität beim Frankreich GP hoffen.