Die Formel-1-Saison 2017 liegt hinter uns. Es war ein Jahrgang, der Geschichte geschrieben hat: Nicht nur die spektakulären neuen Autos haben für neue Rekorde gesorgt, auch die Piloten. Motorsport-Magazin.com nimmt alle Fahrer der abgelaufenen Saison unter die Lupe. Jeden Tag arbeiten wir uns in unserem Adventskalender in der WM-Tabelle einen Platz vor. Heute in der Zeugniskonferenz: Jolyon Palmer.

Steckbrief Jolyon Palmer

Karriere2017
GP-Starts3515
Siege00
Bestes Rennergebnis66
Podien00
Ø Rennplatzierung14,912
Ausfälle94
Schnellste Runden00
Poles00
Beste Startposition1010
Ø Position im Qualifying16,414,69
Punkte98

Die Qualifying-Performance 2017: Das Samstags-Duell zwischen Nico Hülkenberg und Jolyon Palmer spricht Bände. Mit 16:0 ging der Brite gegen seinen Teamkollegen sang- und klanglos unter. Eine so schmerzhafte Niederlage sieht die Formel 1 selten. 2002 besiegte zum Beispiel Mark Webber bei Minardi Alex Yoong mit 15:0. In der Saison 2008 überrollte Fernando Alonso seinen Renault-Stallgefährten Nelson Piquet Jr. mit 18:0. Im Vorjahr hatte Palmer den direkten Vergleich mit 9:12 gegen Kevin Magnussen verloren.

Immerhin schaffte es Palmer in seinen 16 Teilnahmen in der Saison 2017 zwei Mal ins Q3. Dafür scheiterte er sechs Mal in Q2 und acht Mal in Q1. Hülkenberg hingegen flog nicht ein Mal im ersten Segment raus, erlebte dafür zwölf Q3-Sessions. Palmers durchschnittliche Platzierung im Zeittraining lag 2017 bei 14,69, Hülkenbergs bei 9,65. Dabei war Palmer auf seiner schnellsten Runde im Mittelwert 0,838 Sekunden langsamer als der Deutsche. Lediglich in Spa-Francorchamps schien Palmer einmal auf dem Niveau des Teamkollegen zu fahren, doch ein Motordefekt stoppte ihn.

Die Renn-Performance 2017: Palmers Sonntage waren ähnlich desolat wie die Leistungen im Qualifying. In China kam er zum Beispiel zwei Sekunden hinter Hülkenberg ins Ziel, obwohl dieser sich im Rennen zwei Mal drehte und in der Boxengasse 15 Strafsekunden absitzen musste. Zugegeben hatte Palmer regelmäßig mit technischen Problemen zu kämpfen, doch auch andere Piloten wie die von McLaren oder Red Bull mussten sich mit reduzierter Streckenzeit abfinden. Bereits nach wenigen Rennen machte die Renault-Teamführung Druck.

Der fünfte als Ziel ausgegeben Platz bei den Konstrukteuren würde nur mit zwei Punktegaranten möglich sein. Ein Wink mit dem Zaunpfahl an Palmer. Gerüchte über eine Entlassung machen bereits im Sommer die Runde. Der 27-Jährige hielt sich dank des wasserdichten Vertrages dennoch, holte in Singapur als Sechster sogar Punkte. In Suzuka dann der Paukenschlag: Japan würde Palmers letztes Rennen für Renault sein. Er selbst erfuhr nur aus den Medien, dass die Franzosen ihn am Austin mit Carlos Sainz ersetzen.

Das sagt Jolyon Palmer selbst: "Ich kann mich nicht beschweren. In die Formel 1 zu kommen war toll und etwas, was ich lange Zeit nicht für möglich gehalten hätte. Letztes Jahr war es ein hartes Jahr mit dem Team was die Performance angeht. Dieses Jahr war es noch härter. Es war einfach eine schwierige Saison, ich konnte mich nicht richtig beweisen."

Positiv aufgefallen: In der zweiten Saisonhälfte zeigte Palmer trotz den Rückschlägen noch ein paar ermutigende Tendenzen.

Negativ aufgefallen: Palmer war mit den Boliden der Generation 2017 offensichtlich maßlos überfordert.

Soll erfüllt? Nein. Palmer konnte sich glücklich schätzen, nach der Saison 2016 einen neuen Vertrag bei Renault erhalten zu haben. Die gezeigten Leistungen rechtfertigen das Cockpit in einem Werksteam jedoch nicht ansatzweise.

MSM-Note 6