Nach dem vorzeitigen Gewinn der Formel-1-WM 2017 gelang es Lewis Hamilton auch in im Qualifying für den Abu Dhabi GP nicht, an seine weltmeisterliche Form anzuknüpfen. Auf den Unfall in Brasilien folgte beim Finale ausgerechnet eine Klatsche gegen Teamkollege Valtteri Bottas. Hamiltons ehemaliger Erzrivale Nico Rosberg sieht den Grund dafür in der Einstellung des Weltmeisters.

"Bei ihm lässt die Motivation ein bisschen nach, weil er jetzt schon Weltmeister ist. Das ist auch ein Stück weit normal", erklärt der Weltmeister von 2016 am Experten-Mikrofon von RTL. 2015 machte er sich diesen Umstand selbst zunutze, als Hamilton sich sogar drei Rennen vor Schluss vorzeitig den Titel sicherte und Rosberg daraufhin alle ausstehenden Grands Prix für sich entscheiden konnte.

"Ich habe bei Lewis Fehler gesehen. Wenn die Spannung raus ist, machst du ein paar mehr Fehler. Das haben wir bei ihm ja auch in Brasilien gesehen", fügt Rosberg an. "Das ist der Unterschied." Tatsächlich gelang es Pole-Position-Rekordhalter Hamilton schlichtweg nicht, im 20. Zeittraining des Jahres eine fehlerfreie Runde in den Asphalt des Yas Marina Circuit zu brennen.

F1-Abschiede: Das sehen wir 2018 nicht mehr in der Formel 1 (01:53 Min.)

Auf seiner schnellsten Runde verlor Hamilton in allen drei Sektoren Zeit auf den Stallgefährten. Waren es in den Sektoren 1 und 2 nur acht respektive 19 Tausendstel, ließ der Champion im letzten Streckenabschnitt anderthalb Zehntel liegen." Valtteri war heute überall ein wenig schneller als ich, Hut ab. Ich habe alles gegeben, aber es passte alles nicht mehr ganz so gut zusammen wie im zweiten Qualifying-Segment, als ich noch Schnellster war", so der Brite.

Hamilton schmeißt entscheidenden Qualifying-Run in Abu Dhabi weg

Beim zweiten Versuch im Q3 war Hamilton aber noch einmal drauf und dran, den Spieß umzudrehen. Im ersten Sektor legte er eine absolute Bestzeit hin, mit der er Bottas um mehrals eine Zehntel unterbot. "Am Ende war Lewis kurzzeitig vorne, aber dann hat es sich für ihn nicht mehr ausgegangen", erklärt Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Im Mittelsektor leistete sich Hamilton jedoch einen Schnitzer, den er nicht mehr ausbügeln konnte. "Ich habe es in Kurve Fünf oder Sechs verloren", so der viermalige Weltmeister, der die Niederlage offenbar gut verkraftete. "Valtteri hat einen herausragenden Job gezeigt." Dass die Speerspitze der Silberpfeile in den letzten Zügen der Saison nicht mehr die von ihm gewohnte Performance abruft, nimmt ihm die Teamführung offenbar nicht übel.

"Es ist nur eine Momentaufnahme. Bei ihm wird ein bisschen die Luft raus sein", schließt sich Wolff der Erklärung Rosbergs für die Niederlage Hamiltons an. "Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft geht es mehr um das Momentum und nicht mehr um den Titel. Das muss man verstehen."

Wissenswertes Abu Dhabi Grand Prix (01:33 Min.)

Rosberg: Bottas hängt sich mehr rein als Hamilton

Hamiltons nachlassende Formkurve ist für Rosberg aber nicht der einzige Grund dafür, dass Bottas zum vierten Mal in diesem Jahr auf der Pole steht. "Valtteri ist voll motiviert, will alles rausquetschen und arbeitet dafür abends wahrscheinlich auch länger mit den Ingenieuren", glaubt der 32-Jährige.

Angesichts der dominanten Vorstellung von Mercedes ist Rosberg überzeugt, dass der Sieg zwischen den beiden Slberpfeil-Teamkollegen ausgemacht wird. "Das wird schon schwierig für die Konkurrenz, das ist klar." Chancen auf ein spannendes Rennen sieht der Formel-1-Rentner hauptsächlich am Start.

"Der Start wird sehr spannend zwischen Valtteri und Lewis, die werden es sich da richtig geben. Und Sebastian muss für den Sieg alles riskieren", so Rosberg, der auch einen Red Bull noch auf der Rechnung hat. "Ricciardo wird aus der zweiten Reihe vielleicht einen seiner Torpedo-Starts versuchen."