Nico Rosberg kehrt in Abu Dhabi an den Ort seines größten Triumphes zurück. Der Formel-1-Weltmeister von 2016 kommt ein Jahr später als TV-Experte für RTL an ebenjenen Ort zurück, an dem er sich den Titel in einem packenden Finale gegen Lewis Hamilton holte. Schon im Vorfeld des WM-Finals 2017 aber stichelt Rosberg gegen seinen Ex-Teamkollegen.

Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verteidigt Rosberg ausgerechnet Hamiltons ärgsten Rivalen - Sebastian Vettel. "Den Vorwurf an ihn, er habe beim Start-Crash in Sin-gapur mit Max Verstappen seine große Chance vertan, teile ich nicht", so Rosberg. "Er konnte die Entwicklung nicht sehen. Kimi Räikkönen hätte das auf Position drei vielleicht vermeiden können, er hat das sehen können, weil es in seinem Blickfeld war."

Bei Hamilton, der in dieser Saison zahlreiche Rekorde brach, unter anderem auch den Pole-Rekord von Michael Schumacher, sieht Rosberg 2017 keine Steigerung: "Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich weiß ja, auf welchem Level er im vergangenen Jahr gefahren ist. Ich kann das wohl von allen am besten beurteilen. Ich würde sagen: nein."

Rosberg: Bottas hat schwere Nachfolge angetreten

Dass Hamilton, und am Ende nicht ein anderer Fahrer die Formel-1-Weltmeisterschaft 2017 gewann, hat laut Rosberg einen Grund: Sein direkter Mercedes-Nachfolger Valtteri Bottas. "Er [Hamilton] hat einen unglaublichen Lauf gehabt, fünf, sechs Rennphasen, in denen es sehr schwierig ist, ihn zu schlagen. Aber dann kommt er auch wieder runter, hat schlechtere Phasen, die man ausnutzen muss. Das habe ich getan, das hat Sebastian in diesem Jahr auch getan. Ich sehe nur den Unterschied, dass in diesem Jahr Lewis bei Mercedes hauptsächlich die Rennen gewonnen hat."

Lewis Hamilton kämpfte die gesamte Formel-1-Saison 2017 gegen Sebastian Vettel, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton kämpfte die gesamte Formel-1-Saison 2017 gegen Sebastian Vettel, Foto: LAT Images

Einen Vorwurf macht Rosberg Bottas aber nicht: "Wir fuhren auf einem sehr hohen Level. Und deshalb war es für meinen Nachfolger Valtteri Bottas schwierig, dort anzuknüpfen." Während der Finne in der ersten Saisonhälfte noch gut mit Hamilton mithalten und den Briten teilweise sogar schlagen konnte, lief nach der Sommerpause nicht mehr besonders viel für ihn zusammen.

Ferraris Comeback in der Formel 1 für Rosberg ein Wunder

Für Rosberg ist deshalb vor allem der einmal mehr dominierende Silberpfeil der Garant für Hamiltons vierten Formel-1-Titel: "Mit den Regeländerungen, die letztlich zu komplett neuen Autos führten, spielten die Erfahrungen von 2016 keine Rolle mehr, das Team stand vor einer sehr großen Herausforderung. Eine solche Regeländerung mit so einer Dominanz zu überstehen, ist sehr, sehr selten in der Formel 1. Das war der nächste Schritt zu einem Legendenstatus."

Nico Rosberg gewann 2016 in Abu Dhabi seinen ersten und einzigen Formel-1-Weltmeistertitel, Foto: Sutton
Nico Rosberg gewann 2016 in Abu Dhabi seinen ersten und einzigen Formel-1-Weltmeistertitel, Foto: Sutton

"Und was Ferrari betrifft, so muss man deren Leistungssteigerung als Wunder betrachten", meint Rosberg. "Dort herrschte 2016 ein Durcheinander, es gab einen großen Personalwechsel, die waren im Niemandsland. Und deshalb sind die Pannen, die Vettels Chancen zunichtegemacht haben, normal. Ferrari fuhr am Limit. Zwei, drei Stolperer in zwei Rennen reichten aus, den Kampf zu verlieren."

Eine Erklärung für das anfängliche Ferrari-Wunder hat Rosberg aber auch: "Ferrari hatte früh in der vergangenen Saison angefangen, die Entwicklung des Autos für 2017 voranzutreiben. Deshalb sind sie so saustark in die Saison gestartet. Und bei Mercedes lief einiges schief."