Die Formel 1 rüstet in Abu Dhabi zum letzten Kräftemessen der Saison 2017. Das erste Mal kreuzten die Fahrer in der Wüste die Klingen allerdings nur verbal. Das Aufgebot in der FIA-Pressekonferenz brachte dafür aber die besten Sparrings-Partner sofort zusammen.

Vor allem der erste Teil lieferte genau die richtigen Protagonisten für einen echten PK-Knüller: Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Daniel Ricciardo. Das Trio erfüllte die hohen Erwartungen, nein übertraf sie sogar. Vor allem dank der beiden WM-Rivalen 2017 ging es im Presseraum hoch her.

Hamilton an Vettel: Nicht viel überholt? Habe DICH überholt

Unzählige Fragen zum Saisonrückblick waren angesagt in Abu Dhabi - und die nutzte Sebastian Vettel zuerst für jede Menge Fun. Lewis Hamilton tat es dem Ferrari-Star gleich, nutzte die Gelegenheit jedoch für mehr als nur eine Stichelei gegen Vettel.

Zum Beispiel beim Thema bestes Überholmanöver des Jahres. Vettel grinsend an Hamilton: "Du musstest ja dieses Jahr nicht gerade viele Leute überholen." Klar, hatte der Brite insbesondere nach der Sommerpause das Geschehen fast immer von vorne beherrscht. Doch eine Flanke hat Vettel mit seiner Aussage offen gelassen ... Und prompt lässt Hamilton schlagfertig einen Konter folgen: "Ich habe dich ein paar Mal überholt, das war genug!"

Hamilton & Vettel: Respekt reloaded

Doch nur auf Konfrontation mit seinem neuen Erzrivalen Vettel ist der Weltmeister nicht aus. Auf die Duelle mit Vettel blickt Hamilton gerne zurück. "Das waren die aufregendsten. Ich fand unser Duell in Belgien war der Hammer. Es ist einfach eine enorme Herausforderung, gegen einen vierfachen Champion um den Sieg zu kämpfen, und ich wusste genau - der kleinste Fehler, und Vettel schnappt mich. Belgien war intensiv", erinnert sich Hamilton.

Der zu Saisonbeginn immer so groß beschworene, zuletzt - spätestens seit Baku - aber scheinbar etwas verloren gegangene Respekt für Vettel ist also durchaus noch vorhanden. "Es war toll, dieses Jahr diese engen Duelle mit Sebastian zu haben, einem vierfachen Weltmeister, den du respektierst. Die Rennen, in denen es eng war, waren für mich die besten."

Weiteres Beispiel: Spanien GP. "Unser Duell in Barcelona war cool", meint Hamilton. Vettel nicht. "Nein, da hattest du es zu leicht", sagt der Ferrari-Fahrer. Und was ist nun mit Aserbaidschan? Da wurde es immerhin mehr als nur eng ... "Baku!", bricht es aus Vettel heraus, als es um die Highlights der Saison geht. Hamilton beömmelt sich.

Fairplay-Award? Vettel: Verdiene ich nicht

Später kommt das Thema Baku über einen Umweg noch einmal auf den Tisch - und sorgt für Hamiltons nächsten Stich gegen Vettel. Diesmal geht es um weitere Preise, die es in der Formel 1 neben dem WM-Titel und den DHL Fastest Lap und Pitstop-Awards noch geben sollte. Vettel , gekünstelt großspurig, dazu: "Hmm... Ich sollte einen Preis erhalten für das Überholmanöver des Jahres und für die Persönlichkeit des Jahres."

Nur zwei also? Warum so wenig? Ganz einfach. Vettel mit Anspielung auf den Baku-Eklat: "Ich fürchte, den Fairplay-Preis des Jahres werde ich wohl nicht erhalten." Jetzt ist es um Lewis Hamilton endgültig geschehen, kaum noch halten kann sich der Brite vor Lachen. Aber noch genug, um erneut zu sticheln.

Hamilton an Vettel: Den Clown Cup kann er haben

Hamiltons Vorschlag für einen Award: "Ich habe einen Kumpel, der in England immer ein Golf-Turnier spielt. Es heißt "Clown Cup", glaube ich und wenn du da Letzter wirst, dann bekommst du den Clown. Also sollte es hier zumindest etwas in dieser Art geben. Nicht dafür Letzter zu werden, aber für jemanden, der dieses Fairplay-Ding nicht beherrscht." Wen Hamilton da nur meint ...

Damit aber genug der Sticheleien in der PK in Abi Dhabi. Lustig geht es trotzdem weiter. "Der Schritt, den wir dieses Jahr gemacht haben, war unglaublich. Wenn wir für nächstes Jahr einen ähnlichen Schritt schaffen, dann sollte es ein Spaziergang im Park werden", witzelt Vettel, wohl wissend wie eng es 2018 ganz sicher erneut mit Mercedes und wohl auch wieder Red Bull werden wird.

Oder meint er es doch ernst? Vettel: "Aber Deutsche machen ja bekanntlich nicht so viele Witze ..." Eigentlich wolle er damit aber nur sagen, wie stolz er auf Ferrari sei. "Welche Fortschritte wir erzielt haben, beim Chassis wie beim Motor ...", schwärmt Vettel. "Aber Lewis hat weniger Fehler gemacht, daher war er der bessere Mann und hat den Titel verdient gewonnen."

Wissenswertes Abu Dhabi Grand Prix (01:33 Min.)

Ricciardo stolz: 8 Titel zusammen mit Seb & Lewis

Für Lewis Hamilton war es der vierte Titel. Damit hat der Brite nun genauso viele wie Sebastian Vettel. Gemeinsam geht es für das Duo somit 2018 darum, wer eine der größten Legenden der Formel 1, Juan Manuel Fangio, (zuerst) einholt. Zusammen kommen Vettel und Hamilton damit jetzt sogar auf einen WM-Titel mehr als Rekordweltmeister Michael Schumacher geholt hat.

Acht Championate häufen Lewis, Seb und - Achtung - Daniel Ricciardo jetzt also gemeinsam an, wie der Australier das PK-Lineup perfekt zu seinen Gunsten ausnutzend klarmacht. "Auf uns verteilen sich acht WM-Titel, das ist ziemlich gut!", blödelt Ricciardo schelmisch. "Aber yeah, klar wollen wir neun!"

Viel wichtiger als ein WM-Titel scheint dem Chef-Comedian der Formel 1 zumindest aktuell aber fast sein neues Schnurrbart-Projekt: Ricciardo nimmt mal wieder mit heller Begeisterung teil am 'Movember' (Moustache (engl. für Schnurrbart) + November). Und wie sprießt es Danny? "Es läuft großartig! Warum auch nicht?"

Formel 1, Abu Dhabi 2017: Die wichtigsten Fragen zum Finale (03:53 Min.)

Hamilton trotz Halo-Hass: Hoffen auf Flip-Flip-Business

Damit war eine der großartigsten Pressekonferenzen der Saison, perfekt getimed auf das große Finale, auch fast schon gelaufen. Aber ein Highlight lieferte dann doch noch. Dank Halo-Hasser Hamilton: "Das ist das letzte Jahr der Ära, in dem die Autos gut aussehen. Es ist das letzte Rennen, in dem die Autos gut aussehen werden. Ich denke, ab nächstem Jahr geht es komplett bergab, was den Look angeht - aber die Sicherheit wird sich immerhin verbessern und ... Yeah! Vielleicht kann ich dann eine neue Flip-Flop-Marke an den Start bringen und damit irgendwie Erfolg haben."