Spätestens seit dem Mexiko GP 2017 hat Renault gravierende Zuverlässigkeitsprobleme mit dem Formel-1-Motor. Von sechs Renault-befeuerten Boliden sahen in Mexiko nur zwei das Ziel. An vier Fahrzeugen gab es Motorprobleme, die zur Aufgabe führten. Besonders schlimm erwischte es Toro Rosso: Dort schlug der Defektteufel schon im Training zu. Zwei Wochen später in Brasilien das gleiche Bild: Wieder sterben die Renault-Aggregate im Heck des Toro Rosso wie Fliegen.

Besonders pikant: Toro Rosso und Renault befinden sich im direkten Kampf um Platz sechs in der Konstrukteursweltmeisterschaft. Renault Formel-1-Boss Cyril Abiteboul deutete allerdings öffentlich an, dass Toro Rosso selbst schuld an der Defektserie wäre. Die Power Units würden offenbar nicht in den richtigen Modi betrieben werden.

Toro Rosso schickt Pressemitteilung mit Feuer

Am Samstagmorgen schickte Toro Rosso daraufhin eine Pressemitteilung - die es in sich hatte. Aufgrund der Anschuldigungen sah man sich zu einer Klarstellung gewzungen. "Das Team ist sehr überrascht zu hören, dass Cyril Abitboul sagt, die Probleme mit der Power Unit wären überwiegend ein Problem des Teams und der Weise, wie die Power Unit im Chassis des STR12 arbeitet."

"Wir wollen klarstellen, dass alle MGU-H- und Wellen-Defekte, die Toro Rosso kürzlich hatte, nichts damit zu tun haben, wie das Team die Power Unit betreibt oder wie sie ins Chassis integriert ist", so das Statement. Laut Toro Rosso hätte es während der Formel-1-Saison 2017 überhaupt keine Änderungen an der Motorinstallation gegeben, lediglich Verbesserungen am Kühl-System wurden vorgenommen.

"Einer der Hauptgründe, die wir für die Probleme sehen, ist der Mangel an neuen Motorkomponenten", heißt es bei Toro Rosso. "In unserem Fall muss das Team ständig währendd des Wochenendes Teile von einer Power Unit in die andere einbauen. Dabei müssen wir oftmals auch noch alte Spezifikationen fahren."

Es kommt sogar noch härter im Statement: "Wir dürfen nicht vergessen, dass sie [Renault] mit Toro Rosso um eine bessere Position in der Konstrukteurswertung kämpfen. Wie von Herrn Abiteboul angedeutet darf das kein Zufall sein, aber es liegt auch sicherlich nicht am Auto von Toro Rosso."

Renault-Boss Cyril Abiteboul streitet mit Helmut Marko

Die Pressemitteilung zeigte Wirkung: Vor dem 3. Freien Training zum Brasilien GP in Sao Paulo sah man Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko mit Cyril Abiteboul diskutieren. Der Franzose gestikulierte wild, zog anschließend verärgert von dannen.

Wenig später reagierte Red Bull mit einem Statement. Darin versucht Marko zu beschwichtigen: "In den letzten zehn Jahren, von denen viele erfolgreich waren, sind wir mit unserem aktuellen Motorenpartner durch alle Emotionen gegangen. Wie üblich am Ende einer langen Saison kochen die Emotionen hoch, aber es war eine wertvolle Beziehung und wird es auch bleiben."

"Es gab nie Zweifel daran, dass wir fair und gleichwertig von unserem Motorenlieferanten behandelt wurden. Und das ist auch heute noch wahr", stellt Marko klar. Dass Marko so versöhnliche Töne anschlägt, ist nicht üblich. Noch vor zwei Wochen schimpfte der Doktor bei Motorsport-Magazin.com: "Es ist nicht akzeptabel, was sich dort abspielt."

Toro Rosso 2018 mit Honda, Red Bull auf Renault angewiesen

Friede, Freude, Eierkuchen? Heile Welt bei Renault und Red Bull, Foto: Renault
Friede, Freude, Eierkuchen? Heile Welt bei Renault und Red Bull, Foto: Renault

Im Gegensatz zu Toro Rosso - das 2018 zu Honda wechselt - fährt Red Bull zumindest in der kommenden Saison noch mit Renault-Aggregaten. Schon einmal trennten sich Red Bull und Renault fast im Bösen, ehe sie sich mangels Alternativen wieder zusammenrauften. An die mangelnden Alternativen dürfte Abiteboul Marko erinnert haben - ebenso wie an den Umgangston zwischen den Partnern.

Toro Rossos Teamchef Franz Tost blieb bei den deutlichen Worten. Der Österreicher bei Sky: "Wofür sollte ich mich entschuldigen? Für die ganzen Defekte, die wir hatten? Wer hat mit dem Unsinn angefangen: Cyril gestern mit seinem Interview. Soll ich dann sagen: Super, tolles Interview? Nein, wir akzeptieren das natürlich nicht. Wir haben einen Vertrag, sie bekommen viel Geld und da müssen sie ihren Vertrag erfüllen. Ich sehe das ziemlich entspannt."