Für Felipe Massa ist der Brasilien GP der Formel-1-Saison 2017 ein ganz besonderes Rennen. Zum letzten Mal greift der Williams-Pilot vor heimischer Kulisse ins Lenkrad eines F1-Boliden. Genau das schrieb die Weltpresse allerdings bereits im Vorjahr.

Doch nachdem sich Massa 2016 hoch emotional und unter Tränen von der Home Crowd in Sao Paulo verabschiedet hatte, folgte Wochen später plötzlich der ganz große Knaller. Valtteri Bottas wechselte wegen Nico Rosbergs überraschendem Karriereende zu Mercedes, Williams brauchte einen erfahrenen Piloten für 2017 und gewährte Felipe Massa die unerwartete Karriere-Nachspielzeit.

Räikkönen: Massa steht in Melbourne doch sowieso wieder im Grid

Für 2018 wollte Williams trotz neu entfachten F1-Hungers bei Massa jedoch nicht mehr mit dem Brasilianer verlängern. "Es ist jetzt mein zweites Abschiedsrennen in Brasilien, aber dieses ist sicher das letzte in der Formel 1", sagt Massa, Hauptakteur die FIA-Pressekonferenz am Donnerstag vor dem Rennen in Brasilien. "Ich freue mich auf das tolle Gefühl, nochmal zuhause zu fahren, auf der Strecke, auf der ich im Grunde aufgewachsen bin. Aber letztes Jahr war eigentlich genug. Ich hoffe, ich kann ein tolles Rennen und Ergebnis liefern."

Formel 1 Brasilien 2017: Die Top-5 Brennpunkte zum Rennen (02:46 Min.)

So überzeugt sich Felipe Massa selbst auch gibt, diesmal wirklich seinen letzten Brasilien GP zu fahren - bei seinen Formel-1-Kollegen hat sich das Thema inzwischen offenbar zum Running Gag entwickelt. Der ewige Massa! "Seid ihr sicher? Er war letztes Jahr schon sicher ...", scherzt Lewis Hamilton als er nach seiner Meinung zum Karriereende seines einstigen WM-Rivalen befragt wird. Selbst Iceman Kimi Räikkönen taut bei dem Thema so richtig auf. "Er hört wieder auf. Wer weiß, ob es wirklich passiert und wir ihn nicht im ersten Rennen nächstes Jahr wiedersehen?", rätselt der ehemalige Ferrari-Kollege Massas grinsend.

Alonso, Hamilton, Räikkönen, Bottas: Ihre Massa-Momente

Doch bei allem Spaß klingt in Sao Paulo vor allem eines durch: Jede Menge Anerkennung für den körperlich kleinen, aber menschlich umso größeren Brasilianer. "Wir hatten eine tolle Beziehung und gute Atmosphäre als wir zusammen bei Ferrari waren, haben als Teamkollegen zwei Titel gewonnen. Es war eine großartige Zeit. Er war immer sehr schnell. Ich wünsche ihm alles Gute für die Zeit nach der Formel 1", sagt Räikkönen.

Ein anderer früherer Ferrari-Kollege Massas stimmt mit ein. "Ich denke, Felipe war immer ein sehr guter Gegner und sehr harter Konkurrent. Er war auch immer sehr ehrlich. Er hat nie irgendwelche Spielchen getrieben, war gerade heraus. Das mochten wir alle sehr", lobt Fernando Alonso. Doch auch der Spanier lässt sich eine kleine Witzelei nicht nehmen. "Ich weiß, dass es vielleicht seine zwei letzten Rennen in der F1 sind", sagt Alonso. Vielleicht ...

Besondere Erinnerungen, direkte Duelle mit Massa habe er viele, so der McLaren-Fahrer. "Ich denke 2005 und 2006 als er mit Michael bei Ferrari war und ich bei Renault und dann als ich bei McLaren war, da waren wir immer ziemlich eng zusammen", sagt Alonso. Ein besonderes Highlight könne er da gar nicht herauspicken.

Ähnlich geht es Lewis Hamilton: "Ich denke wir hatten viele Kämpfe, bei denen es zum Kontakt gekommen ist. Der Beste für mich war aber Malaysia 2007, mein zweites Rennen. Ich hab ihn in Kurve vier hinein gehalten und da war ich sehr stolz, denn ich war ein Rookie. Das war ein gutes Gefühl gegen jemanden, der schon eine Weile da war und vor ihm zu bleiben. Aber es gab noch andere Kämpfe, vielleicht Fuji 2009. Ein schreckliches Rennen, aber wir hatten einen tollen Kampf."

Wie Räikkönen drei Jahre lang Teamkollege Massas dagegen Valtteri Bottas. Auch der Finne hat einige Erinnerungen an die gemeinsamen Williams-Jahre mit Massa. "Es gab viele gute Momente mit Felipe, auf und neben der Strecke. Ich kann gar keinen besonderen herausgreifen, aber es war oft eng zwischen uns und ja, ich denke der beste Moment war dann doch der Start in Silverstone 2015. Ich habe die Zeit mit ihm sehr genossen. Er hat viel erreicht und niemand im Paddock verliert je ein schlechtes Wort über ihn. Ich habe insgesamt viel von ihm gelernt. Auf jeden Fall", schwärmt der Finne.

Formel 1, Brasilien 2017: Wissenswertes zum Rennen in Sao Paulo (01:13 Min.)

Stroll: Massas Karriere verdient eine 1+

Viel gelernt hat auch jüngst Lance Stroll von Felipe Massa, den er zu Saisonbeginn als seinen Mentor bei Williams bezeichnet hatte. "Er war ein toller Teamkollege. Er hat viel Erfahrung und Wissen mitgebracht. Deshalb haben wir viel über das Auto gelernt. Er ist ein toller Kerl, toll so jemanden im Team zu haben. Ihm sind viele Siege gelungen, er war mal nur einen Punkt von einem WM-Titel weg. Eine 1+-Karriere. Ganz klar", sagt der Kanadier.

So weit will Massa selbst nicht gehen. Die Höchstpunktzahl verleiht er seiner Formel-1-Zeit auf einer Skala von 1-10 nicht. "10 ist glaube ich nur dann der Fall, wenn du die WM auch gewinnst - und mehr. Aber ich denke, dass ich trotzdem eine sehr gute Karriere hatte. Erst war die Formel 1 ein Traum. Dann habe ich es geschafft, hier rein zu kommen. Und dann war ich der Fahrer, der vielleicht so nah dran an einem Titel war wie kein anderer …", schwelgt Massa in Erinnerungen.

Massa weiter: "Ob 7, 8 oder 9 spielt dann keine Rolle. Ich bin stolz auf all diese Dinge und froh, so viele Leute getroffen zu habe. Das wichtigste ist für mich einfach, dass sie mich respektieren und all die Momente, die man zusammen durchlebt hat. Ich beende meine Karriere mit erhobenem Kopf."

Wie geht es für Massa nach der Formel 1 weiter?

Den Helm komplett an den Nagel hängen will Massa nach der Formel 1 jedoch nicht. "Ich erwarte auf jeden Fall, weiter zu fahren und Spaß auf der Strecke zu haben. Ich mache das ja seit ich acht Jahre alt bin und seit Langem ist es mein Job. Ich hoffe, ich kann eine Rennserie finden, in der ich genauso viel Spaß habe wir in der F1. Aber ich brauche noch etwas Zeit, um zu verstehen, welche die richtige ist", berichtet Massa, der zuletzt immer wieder mit der Formel E in Verbindung gebracht wurde.