Formel 1 Brasilien 2017: Die Top-5 Brennpunkte zum Rennen (02:46 Min.)

Die Vorzeichen für den Grand Prix von Brasilien 2017 stehen auf Action: Der Kampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft ist entschieden, womit es bei Mercedes, Ferrari und Red Bull nichts mehr zu verlieren gibt. Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Max Verstappen werden im Kampf um den Sieg nichts unversucht lassen, um ihren Teams die letzten Siegerehren der Saison zu bescheren.

Im Mittelfeld heißt es bei Force India wieder feuer frei, während Felipe Massa das letzte Mal vor heimischen Publikum aufläuft. Weiter hinten kämpfen Toro Rosso, Renault und Haas um Platz sechs in der Konstrukteurs-WM. Die ohnehin schon explosiven Konstellationen im Feld werden durch am Rennwochenende drohenden Regen zusätzlich angeheizt. Wir haben die Brennpunkte in São Paulo.

#1 Vale Tudo: Offener Kampf zwischen Mercedes, Ferrari und Red Bull

Mercedes hat in den USA und Mexiko vorzeitig die Konstrukteurs- sowie die Fahrerweltmeisterschaft gewonnen. Trotz der bereits erreichten Ziele wollen sich Lewis Hamilton und Valtteri Bottas in den letzten Rennen nicht zurücklehnen. Toto Wolff und seine Mannschaft wollen die Saison "in Style" beenden. "Das ist jetzt kein Grund, um locker zu lassen. Der Druck ist weg, also sollten wir noch besser performen als je zuvor", kündigte Hamilton nach dem Gewinn seiner vierten Weltmeisterschaft in Mexico City an. Zwei weitere Siege würden dem Briten auf seiner Rekordjagd in der Königsklasse sicherlich gelegen kommen.

Etwas dagegen hat vor allem Ferrari. Nachdem die Scuderia nach einem langen WM-Kampf in Mexiko auch die Hoffnungen auf die Fahrer-WM begraben mussten, will das Team im Schlussspurt noch einmal zeigen, dass es 2017 ein würdiger Titelträger gewesen wäre. In Singapur, Malaysia, Suzuka und Mexico hätte der SF70-H sicherlich ein Wörtchen um den Sieg mitreden können, stattdessen liegt der letzte Triumph am kommenden Sonntag schon 105 Tage zurück. Vor der Sommerpause stand Vettel in Budapest das letzte Mal ganz oben auf dem Treppchen.

In der zweiten Saisonhälfte deutlich erfolgreicher war Red Bull. Max Verstappen gewann in Sepang und in Mexico City gleich zwei Mal. Seiner Truppe wäre es eine Genugtuung, mit weiteren Achtungserfolgen und mit dem Momentum eines Sieger-Teams in die Winterpause zu gehen. Das Layout des Autodromo Jose Carlos Pace könnte dem RB13 abermals in die Karten spielen. Außerdem ist zumindest für einen Teil des Rennwochenendes Regen vorhergesagt. Ein Geschenk, das Verstappen sicherlich gerne annimmt.

#2 Adeus, Felipe!

Für Felipe Massa heißt es beim Brasilien GP 2017 endgültig Abschiednehmen von seinen brasilianischen Fans. Nach seinem tränenreichen Auftritt 2016, der ursprünglich sein finaler mit der Formel 1 in Interlagos hatte sein sollen, wird das diesjährige Rennen vor den Toren São Paulos mit ziemlicher Sicherheit sein letztes sein. Am vergangenen Wochenende hatten der 36-Jährige und sein bisheriger Arbeitgeber Williams bekanntgegeben, dass die Zusammenarbeit 2018 nicht fortgesetzt wird.

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Massa hatte immer wieder betont, noch genügend Feuer für eine weitere Saison in der Formel 1 in sich zu spüren. "Wenn du glücklich bist und das Gefühl hast, das Beste aus dem Auto herauszuholen, warum sollte ich dann aufhören?", sagte er Rahmen des Mexiko-Wochenendes. Williams hat ihm diese Entscheidung nun abgenommen. Dass es im vorletzten Rennen seiner F1-Karriere ähnlich emotional wie 2016 zugeht, ist fraglich.

#3 Force India ohne Teamorder

Nachdem bei Force India nach der Kollision in Spa-Francorchamps ein Waffenstillstand verhängt wurde, gilt für Sergio Perez und Esteban Ocon ab Interlagos wieder freie Fahrt. Das Team machte in Mexiko zum zweiten Mal in Folge Platz vier in der Konstrukteurs-WM perfekt, weshalb die beiden Teamkollegen nun wieder nach Lust und Laune gegeneinander kämpfen dürfen. "Jetzt können sie wieder frei Rennen fahren", so Force-India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer.

In der Fahrerweltmeisterschaft liegt Perez mit 93 zu 83 Punkten vor Ocon. Der Mercedes-Junior zog in der zweiten Saisonhälfte das Tempo deutlich an und machte dem erfahrenen Mexikaner das Leben schwer. Obwohl letzterer im Rennen häufig die bessere Pace hatte, war ihm ein Angriff auf den Franzosen nicht gestattet. "Ich hätte nicht gedacht, dass er in seinem ersten Jahr solche Resultate haben würde", gab Perez unlängst zu. Im Qualifying-Duell liegt er mit 11:7 noch vorne, hat aber in den letzten Rennen ordentlich Federn gelassen.

Im Kampf um die Vorherrschaft innerhalb des Teams darf erwartet werden, dass in Brasilien mit harten Bandagen gekämpft wird. Zu sehr über die Stränge schlagen soll das Duo dann aber doch nicht, wie Szafnauer klarstellte. "Falls sie sich berühren sollten richtet es jetzt weniger Schaden an. Aber Auto-Teile sind auch nicht umsonst, also gibt es noch immer ein Risiko ...", so der Rumäne.

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#4 Kampf im Mittefeld: Toro Rosso vs. Haas vs. Renault

Während in der Gesamtwertung die meisten Positionen bezogen sind, findet im Mittelfeld noch ein Hauen und Stechen um den sechsten Platz statt. Zurzeit hat diesen noch Toro Rosso inne. Red Bulls-Juniorteam hält bei 53 WM-Punkten, hat mit Brandon Hartley und Pierre Gasly jedoch zwei Grünschnäbel in den Autos sitzen. Die beiden Rookies haben in ihren ersten Rennen zwar eine gute Pace gezeigt, für Punkte reichte es bisher aber nicht. Hinzu kamen immer wiederkehrende Probleme mit der Power Unit von Renault. Den sechsten Rang zu verteidigen, dürfte sich schwierig gestalten.

Deutlich stärker scheint Renault aufgelegt zu sein. Die Franzosen liegen fünf Punkte hinter Toro Rosso und haben den Gegner vor zwei Rennen mit der Verpflichtung von Carlos Sainz erheblich geschwächt. Der Spanier holte dieses Jahr 48 Punkte für Red Bulls B-Mannschaft, bevor er zu den Gelben wechselte - wo er gleich im ersten Anlauf in Austin sechs Zähler sicherstellte. Dazu kommt Punktegarant Nico Hülkenberg, der mit 34 Punkten allerdings etwas hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben ist. Denn auch im Heck der Werksboliden sorgten die Aggregate aus Viry in den letzten Rennen für Ärger. Sollten die Motoren in Brasilien halten, wäre eine doppelte Punktefahrt von Hülkenberg und Sainz aber keine Überraschung.

Als letztes Team im Bunde spricht auch Haas noch ein Wörtchen um Rang sechs bei den Herstellern mit. Die US-Amerikaner schlossen ihre Debüt-Saison 2016 mit 29 Zählern auf dem achten Rang ab. Derzeit kommen Romain Grosjean und Kevin Magnussen auf 47 Punkte. Damit steht das Team erneut auf dem achten Platz. Dabei formulierte Teamchef Günther Steiner die Zielsetzung für 2017 ganz klar: In der Gesamtwertung sollte es mindestens eine Position nach vorne gehen. Die Tendenz des Teams, um dieses Zeil doch noch zu erfüllen, sieht nicht allzu schlecht aus: Seit der Sommerpause landete in jedem zweiten Rennen mindestens ein Haas-Pilot in den Top-10.


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#5 Wetterchaos in Brasilien?

Ob zu Saisonbeginn oder als Austragungsort des Finales - Interlagos hat in seiner 34-jährigen Geschichte in der Formel 1 immer wieder für chaotische Rennen gesorgt. Grund dafür ist das im Südosten Brasiliens oft launische Wetter. Unvergessen ist der Grand Prix von 2003, als Giancarlo Fisichella in einem Regen-Roulette für Jordan zum Sieg fuhr - allerdings zunächst nur auf Platz zwei gewertet wurde und erst einige Wochen später in Imola den Siegerpokal von Kimi Räikkönen in Empfang nehmen durfte.

2008 lieferte der Regen im WM-Finale die Extraportion Spannung und die späteste Titel-Entscheidung aller Zeiten, als Timo Glock im Toyota zockte und Massa für wenige Sekunden zum Weltmeister machte. Erst in der letzten Kurve fing Hamilton den Deutschen ab um sich den rettenden fünften Platz zu sichern, der ihn zum Champion machte. Vier Jahre später sorgte der Regen im WM-Duell zwischen Fernando Alonso und Sebastian Vettel ebenfalls für einen absoluten Krimi. Vergangene Saison lieferte das verregnete Interlagos Max Verstappen die Bühne für eine der denkwürdigsten Vorstellungen der jüngeren Formel-1-Geschichte.

Für das Rennwochenende in diesem Jahr sind erneut wechselhafte Bedingungen vorhergesagt. Am Sonntag könnten die Piloten noch davonkommen, doch an den Trainingstagen und im Qualifying liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei bis zu 87 Prozent. Gute Chancen also, dass der Grand Prix von Brasilien auch 2017 wieder für ein actiongeladenes Rennen mit der einen oder anderen Überraschung sorgt.