Kurz vor dem Mexiko-Wochenende platzte die Bombe: Max Verstappen hat seinen Vertrag bei Red Bull bis 2020 verlängert. Der Zeitpunkt kam durchaus überraschend, schließlich lief Verstappens Kontrakt noch bis 2018, es bestand seinerseits also nicht unbedingt die Notwendigkeit, sich jetzt schon festzulegen. Und dann auch gleich für die kommenden drei Jahre, bedenkt man, dass nach der kommenden Saison bei Mercedes und Ferrari jeweils mindestens ein Cockpit frei werden könnte.

Doch Verstappen erklärte, warum er sich für einen langfristigen Verbleib bei Red Bull entschieden hat. "Ich fühle mich wohl in dem Team und die Verbesserungen, die wir in diesem Jahr erzielt haben, waren vermutlich die größten im gesamten Feld", verwies der 20-Jährige auf den Performance-Sprung, den Red Bull im Saisonverlauf hinlegte. Nach schwachem Start kämpft man inzwischen aus eigener Kraft um den Sieg.

Enge Verbindung mit Red Bull

Entsprechend sah er die Basis geschaffen, um 2018 gleich vom ersten Rennen an um Siege und damit in der Folge auch um den WM-Titel kämpfen zu können. "Ich denke, unser Start wird nächstes Jahr besser sein als dieses Jahr. Ich glaube an das Team. Wichtig ist auch, dass man Leute um sich herum hat, die einen wirklich unterstützen. Es sind richtige Freunde geworden, die Atmosphäre im Team ist gut. Warum sollte ich das aufgeben?", merkte der Niederländer zudem an.

Seit 2014 ist er unter den Fittichen der Österreicher. Zunächst für Toro Rosso aktiv, wurde Verstappen ab dem Spanien GP 2016 ins A-Team befördert. Seither gilt er als kommender Weltmeister, gleich sein erstes Rennen für Red Bull konnte er gewinnen. In diesem Jahr wurde er mehrfach von Pech heimgesucht, von den letzten drei Rennen konnte er aber gleich zwei gewinnen.

Die Richtung stimmt also, die Konkurrenz in Rot und Silber wird sich 2018 vor einem hochmotivierten Verstappen in Acht nehmen müssen. Dabei galt er selbst lange als Kandidat für eines der beiden Teams. Besonders zu Mercedes soll es einen engen Draht gegeben haben, was Motorsportchef Toto Wolff jedoch zurückwies. "Um es klarzustellen: Wir haben nie mit ihm über einen Vertrag gesprochen", sagte er.

Vielmehr freut sich Wolff auf die Herausforderung der kommenden Saison. "Wir sehen, dass die Top-Fahrer alle bei Top-Teams sind", merkte der Österreicher an. Bei Mercedes ist Lewis Hamilton die klare Nummer eins, bei Ferrari diktiert Sebastian Vettel das Geschehen. Red Bull dagegen verfügt wohl über die ausgeglichenste Paarung, Daniel Ricciardo versteht es vor allem, seine Chancen auf Top-Ergebnisse regelmäßig zu nutzen.

Daher liegt er in der WM-Wertung der aktuellen Saison auch klar vor Verstappen, obwohl der Jungstar im Qualifying klar die Oberhand hat. Zwischen beiden kam es auch schon zu brenzligen Situationen, zuletzt in Ungarn, als Verstappen Ricciardo ins Auto krachte und den Australier damit aus dem Rennen nahm. Danach bestand Klärungsbedarf, inzwischen haben sich die Wogen aber wieder geglättet.

In Ungarn kollidierten Max Verstappen und Daniel Ricciardo, Foto: Sutton
In Ungarn kollidierten Max Verstappen und Daniel Ricciardo, Foto: Sutton

Was ist mit Ricciardo?

Zumindest 2018 werden auch beide weiter zusammen für Red Bull fahren, wie es darüber hinaus aussieht, ist offen. Ricciardos Vertrag läuft Ende 2018 aus, eine Verlängerung scheint derzeit noch kein Thema zu sein.

Verstappen würde sich wünschen, auch in mittelfristiger Zukunft weiterhin mit seinem derzeitigen Teamkollegen ein Gespann zu bilden. "Das wäre toll, denn unsere Beziehung ist sehr gut. Und auch innerhalb des Teams gibt es nicht zwei getrennte Seiten, sondern einen großen Bereich. Jeder freut sich für den Anderen, wenn er gute Ergebnisse einfährt. Das ist auch sehr wichtig", hält Verstappen fest.

Ricciardo sieht das jedoch noch ganz entspannt. Die Vertragsverlängerung Verstappens habe ihm sogar geholfen, meint der 28-Jährige. "Wenn überhaupt, hat es meine Position gestärkt. Wenn Max auf dem Radar von Mercedes oder Ferrari war, hat das einen Konkurrenten entfernt", stellt er klar, dass er nun über eine ganze Reihe von Optionen für 2019 verfüge. "Ich kann da ganz geduldig sein. Ich kann sehen, wo wir zu Saisonbeginn stehen mit Red Bull und dann weiterschauen", sagte er.

Hintertürchen bei Erfolglosigkeit?

Genau dieser Möglichkeit hat sich Verstappen durch seine vorzeitige Verlängerung scheinbar beraubt. Er setzt voll und ganz darauf, dass der Aufwärtstrend der Bullen über den Winter mitgenommen werden und das neue Auto die Erwartungen von Beginn an erfüllen kann.

Möglicherweise hat sich Verstappen aber ein Hintertürchen offengelassen. Bereits Sebastian Vettel verließ Red Bull Ende 2014 durch eine erfolgsbezogene Ausstiegsklausel. Gleiches könnte Verstappen nun auch in seinem Vertrag verankert haben. Dann gibt es für 2019 unter Umständen doch noch eine große Überraschung...