Lange wurde gerätselt, nun ist es fix: FIA und kommerzieller Rechteinhaber stellten am Dienstag in Paris den Formel-1-Motor der Zukunft vor. Während die Details noch ausgearbeitet werden sollen, steht jetzt schon fest: Auch über 2021 hinaus fährt die Formel 1 mit 1,6-Liter V6-Motoren. Allerdings wird es gravierende Einschnitte im Vergleich zur aktuellen Power Unit geben.

Es bleibt zwar bei lediglich einem Turbolader, der allerdings muss dann auf die MGU-H, also auf die Elektrifizierung verzichten. Bislang rekuperieren die Motoren am Turbolader elektrische Energie und können gleichzeitig den Turbolader mit einem E-Motor auf Drehzahl bringen.

Dafür muss der Benzindurchfluss erhöht werden, um die Leistungseinbußen zu kompensieren. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll der maximale Benzinfluss von 100 Kilogramm pro Stunde auf 120 Kilogramm steigen. Gleichzeitig steigt auch die Drehzahl um 3.000 Umdrehungen pro Minuten. Damit soll vor allem auch der Sound verbessert werden. Aktuell liegt das Limit bei 15.000 Umdrehungen pro Minute, allerdings wird das aufgrund der Benzindurchfluss-Regeln in der Praxis nicht erreicht.

Fahrer bestimmt KERS-Abgabe

Gleichzeitig wird die MGU-K, früher KERS genannt, noch einmal stärker. Aktuell dürfen die Piloten maximal 163 Zusatz-PS für 30 Sekunden abrufen. Wie Motorsport-Magazin.com erfuhr, sollen 150 Kilowatt, also rund 204 PS zusätzlich an der Kurbelwelle anliegen. Die Hersteller dürfen weiterhin ihr eigenes KERS entwickeln.

Allerding wird die Zusatz-Leistung nicht vom Piloten selbst eingesetzt, sondern von der komplizierten Motor-Software berechnet. Mit der neuen Motoren-Formel soll die Leistungsabgabe mehr dem Fahrer obliegen. Der soll auch Energie über Runden hinweg speichern können, um somit im Rennen taktieren zu können.

Formel-1-Batterie wird Einheitsteil

Dafür ist wohl auch eine größere Batteriekapazität nötig. Die soll zukünftig - wie in der Formel E - von einem Einheitslieferanten kommen. Gleiches gilt für die Steuereinheit. Obwohl die Batterie-Kapazität zunehmen soll, wird das Gewicht ähnlich bleiben. Beim gesamten Motor sollen durch die neuen Regeln rund zehn Kilogramm eingespart werden können.

Um dem Wunsch von Mercedes und Ferrari nachzukommen, werden zu viele Einheitsteile am Verbrennungsmotor verhindert, indem man dafür striktere Regeln beim Design einführt. Die sogenannte Short-Engine kommt nicht: Dabei handelt es sich um eine Standardisierung der Motorarchitektur unterhalb der Kurbelwellen-Achse. Dieser Bereich ist nicht besonders Performance-relevant, weshalb eine Standardisierung im Raum stand.

Damit die Kosten nicht ausufern, wird auch der einzige Turbolader reglementiert. Aktuell ist der Turbolader unbegrenzt groß. Nicht nur bei der Größe wird es Vorschriften geben, auch beim Gewicht. Wo diese Maße genau liegen werden, steht noch nicht fest.

Dazu sollen mehrere Schnittstellen der Motoren herstellerübergreifend vereinheitlicht werden. Das hat den Vorteil, dass Teams einfacher den Motorenpartner wechseln können, ohne das gesamte Auto umzugestalten.

Nachdem zeitweise schon ein Einheits-Benzin zur Diskussion gestanden hatte, wollen FIA und FOM diesen Bereich etwas vorsichtiger angehen. Die Teams hatten protestiert, ihnen würden dadurch große Sponsoren abspringen. Dennoch soll, um die Entwicklungskosten auch hier im Rahmen zu halten, die Anzahl an verschiedenen Benzin-Mixturen und deren Zusammensetzungen genauer reglementiert werden.

Währen die Power-Unit-Komponenten pro Fahrer und Saison 2018 weiter sinken, wird die Anzahl mit dem neuen Motoren-Reglement wieder steigen. Für die kommende Saison sind zwei, respektive drei Exemplare der einzelnen Power-Unit-Komponenten erlaubt, für 2021 sind sechs bis acht Motoren angedacht.

Steigt Porsche mit dem neuen Reglement in die Formel 1 ein?

Im Gegensatz zu den bisherigen Meetings, durften auch Vertreter der Teams an der Präsentation teilnehmen. Auch die interessierten Hersteller waren beim Meeting dabei. Porsche allerdings hält sich weiterhin bedeckt. Im Hintergrund laufen allerdings schon Entwicklungen an einem potentiellen Formel-1-Motor. Auch Stefano Domenicali, inzwischen Lamborghini-Boss, war für den VW-Konzern anwesend.

Während Mario Illien mit seiner Ilmor-Motorenschmiede offenbar wenig Interesse hat, ist Cosworth noch im Rennen. Hier könnte sich eine Zusammenarbeit mit Aston Martin auftun. Allerdings bleibt das Problem: Nur über die Leasinggebühren der Kunden ist die Entwicklung nicht zu refinanzieren.

In den nächsten zwölf Monaten sollen weitere Details zum neuen Formel-1-Motor ausgearbeitet werden. Der Regelgeber will sich mit näheren Informationen bis zum Ende 2018 zurückhalten, damit die Hersteller noch nicht mit der Entwicklung der neuen Aggregate beginnen können. Die FIA gab genau so viele Informationen preis, dass potentielle Interessenten an einem Einzylinder-Modell erste Versuche fahren können, die gesamte Entwicklung aber noch nicht möglich ist. Im Entwicklungsrennen soll es erstmals auch Testbeschränkungen für die Motorenabteilungen geben.

Die bislang involvierten Hersteller zeigten sich nach der Präsentation etwas enttäuscht. Vor allem Mercedes und Ferrari hätten die MGU-H gerne behalten. Auch wenn der 2021er Motor auf den aktuellen Triebwerken basiert, die Hersteller bemängelten, dass Neuentwicklungen nötig seien.