Formel 1 Mexiko 2017: Die Highlights in 60 Sekunden (01:05 Min.)

Was ist am Start passiert?

Seinen großen Aufreger erlebte der Mexiko GP bereits nach knapp einem Kilometer. Polesitter Sebastian Vettel, Max Verstappen und Lewis Hamilton bogen quasi nebeneinander in die erste Kurve ein. Vettel war auf der Innenbahn und fuhr Kampflinie gegen Verstappen, der sich außen aber für die gleich folgende Linkskurve in Position brachte. Dort hatte er die Innenbahn und setzte sich knallhart durch, Vettel musste zurückstecken.

Hamilton befand sich direkt dahinter in der Beobachterrolle und zog mit Verstappen mit, der Mercedes-Pilot war bereits an Vettel vorbei und lag auf Rang zwei. Der Deutsche hatte für den Rechtsknick Kurve drei jedoch Untersteuern, fuhr in Hamilton hinein und schlitzte ihm dabei den Reifen auf. Auch Vettels Frontflügel nahm Schaden.

Hamilton wurde direkt langsamer und schleppte sich zur Box zurück, auch Vettel musste zu einem unplanmäßigen frühen Stopp reinkommen, der auch einen Nasenwechsel beinhaltete. Beide waren damit raus aus dem Kampf um den Sieg.

Welche Reaktionen gab es?

Lewis Hamilton witterte nach dem Unfall Absicht von Sebastian Vettel, zumindest am Funk reagierte er gereizt. Auch später glaubte er nicht an die Theorie des Untersteuerns. "Ganz ehrlich: Es war eigenartig", meinte Hamilton vielsagend. Eine eigene Verantwortung sah er nicht. "Ich denke nicht, dass ich zu aggressiv war. Ich habe mein Auto in die richtige Position gebracht", stellte er klar.

Unterstützung bekam Hamilton - wie gewöhnlich - von Niki Lauda. "Sebastian ist mit Untersteuern in Lewis' Hinterreifen gefahren. Ich verstehe dieses aggressive Manöver von Vettel in der ersten Kurve nicht, das Lewis hart getroffen hat. Hätte er ein bisschen langsamer gemacht, wäre nichts passiert", stellte er klar. Sebastian Vettel äußerte sich zu besagter Szene übrigens nicht.

Für die Stewards war die ganze Sache nicht einmal eine Untersuchung wert. "Vettels Onboard-Video hat klar gezeigt, dass er Hamilton nicht absichtlich in Kurve drei der ersten Runde berührt hat, aber Untersteuern hatte und es so nicht verhindern konnte", erklärte die FIA das Manöver zum Rennunfall.

Der Start in Mexiko sorgte für Gesprächsstoff, Foto: LAT Images
Der Start in Mexiko sorgte für Gesprächsstoff, Foto: LAT Images

Stand Hamiltons WM-Sieg in der Folge auf der Kippe?

Nein. Zwar fiel Lewis Hamilton nach seinem Plattfuß und dem folgenden Boxenstopp ans Ende des Feldes zurück, doch auch Vettel verlor nach seinem Nasenwechsel zunächst den Anschluss an das Feld. Beide WM-Kandidaten trennten in der Folge über 20 Sekunden zugunsten Vettels, aber eine realistische Option, dass die WM-Entscheidung auf Brasilien vertagt wird, bestand nicht.

Denn auch wenn Hamilton die Punkte verpasst hätte, hätte Vettel auf jeden Fall Zweiter werden müssen, um zumindest die theoretische Chance auf den Titelgewinn zu wahren. Rang zwei war für Vettel während des Rennens nach dem Startunfall aber nie wieder in Reichweite.

Selbst auf seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen, der Dritter wurde, fehlten kurz vor Rennende 20 Sekunden, was Vettel mit einem leicht geschockten "Mamma Mia" per Funk kommentierte. Als Hamilton dann auch noch Fernando Alonso von Rang neun verdrängte, hätte Vettel sogar gewinnen müssen. Das war zu diesem Zeitpunkt aber nur graue Theorie.

In welche Liga stieg Hamilton mit Titel Nummer vier auf?

Sein vierter WM-Titel spült Lewis Hamilton endgültig in die Phalanx der Formel-1-Legenden. Ayrton Senna hat er nun überholt, gleichgezogen ist er mit seinem diesjährigen Rivalen Sebastian Vettel und auch mit Alain Prost. Vettel und Hamilton liefern sich in der Zukunft dann wohl ein Wettrennen, wer es zuerst schafft, Juan Manuel Fangio (fünf WM-Titel) einzuholen. An der Spitze thront weiterhin Michael Schumacher mit seinen sieben Titeln.

Zudem ist Hamilton nun auch in dieser Wertung der erfolgreichste britische Rennfahrer aller Zeiten. Zuvor teilte er sich diese Ehrung mit dem ebenfalls dreimaligen Weltmeister Sir Jackie Stewart.

Lewis Hamilton wird in Mexiko Formel 1 Weltmeister 2017 (00:50 Min.)

Warum musste Red Bull um Verstappen zittern?

Max Verstappen fuhr in Mexiko zu einem ungefährdeten Sieg - oder doch nicht? Auf der Strecke schien der Niederländer kaum schlagbar zu sein, aber die Technik war ein großer Unsicherheitsfaktor. Bereits das gesamte Wochenende über gingen an den Renault-betriebenen Boliden reihenweise die Motoren in die Knie. Vor allem Toro Rosso hatte zu leiden. Vor dem Rennen bekam auch Daniel Ricciardo einen neuen Motor, der Tausch warf ihn in der Startaufstellung weit zurück.

Doch bereits nach wenigen Runden war Ricciardo aus dem Rennen, auch Brendon Hartley rollte mit brennendem Heck aus. Spätestens jetzt schrillten bei Red Bull die Alarmglocken. "Nachdem wir zehn Sekunden herausgefahren hatten, haben wir absolut alles heruntergefahren - Drehzahl, Motorleistung, Benzinverbrauch", erklärte Dr. Helmut Marko. Verstappen wurde eingebremst, doch dieser machte sich selbst auch Sorgen.

"Ich bekam natürlich mit, dass Renault-Autos links und rechts stehen blieben. Ich müsste lügen würde ich behaupten, dass mir das nicht Sorgen gemacht hat. Besonders, als ich einen Toro Rosso brennen sah!", erklärte Verstappen. Schlussendlich sahen nur zwei der sechs Renault-Boliden die Zielflagge - Verstappen und Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly.

Wie kam Alonso in die Punkte?

Von Platz 18 aus gestartet, hatte sich Alonso in der Folge der Startkollision an der Spitze bereits nach drei Runden auf Rang 14 verbessert. Nach einer teaminternen Stallregie - Stoffel Vandoorne ließ Alonso in Runde 19 passieren - war Alonso bereits auf Rang zehn angekommen, wenngleich das Bild durch einige Boxenstopps verzerrt war.

Fernando Alonso im Zweikampf mit Romain Grosjean, Foto: Sutton
Fernando Alonso im Zweikampf mit Romain Grosjean, Foto: Sutton

Alonso seinerseits war auf den Supersofts gestartet und strebte damit einen langen ersten Stint an. Hinter Marcus Ericsson verlor Alonso aber viel Zeit, er kam einfach nicht vorbei. Als der Schwede zuerst an die Box kam, griff Glücksgöttin Fortuna ein.

Toro-Rosso-Pilot Brendon Hartley rollte aus, es kam zu einem virtuellen Safety Car. Dabei verpasste es Alonso noch, sofort an die Box zu kommen. Doch auch eine Runde später war das VSC noch aktiv, was Alonso für seinen Stopp nutzte. Ein großer Vorteil, müssen die Autos auf der Strecke doch deutlich langsamer fahren, weshalb man in der Box weniger Zeit verliert.

Kurz nachdem Alonso die Box wieder verlassen hatte, wurde das VSC dann aufgehoben. So kam Alonso als Achter an die Box, verlor dabei aber nur eine Position und kam als bereinigter Neunter wieder auf die Strecke. Im weiteren Rennverlauf hing er dann hinter Kevin Magnussen fest, er fand - wie schon bei Ericsson - keinen Weg vorbei. In den Schlussrunden rächte sich das, als Lewis Hamilton von hinten angeflogen kam und Alonso nach hartem Kampf noch niederrang.

Wieso erlebte Perez nur ein durchwachsenes Heimrennen?

Die Fans jubelten ihm begeistert zu, doch Sergio Perez erlebte trotz Platz sieben kein erfreuliches Heimrennen, denn teamintern wurde er klar geschlagen. Dabei verlief der Start für den Mexikaner noch optimal, nach der ersten Runde war er Fünfter. Doch bereits da sorgte Esteban Ocon für das größere Ausrufezeichen, der Franzose befand sich für kurze Zeit auf Podiumskurs. Hier machte sich das eher durchwachsen verlaufene Qualifying bemerkbar, das Perez deutlich hinter Ocon beendete.

Sergio Perez wurde bei seinem Heimrennen Siebter, Foto: Sutton
Sergio Perez wurde bei seinem Heimrennen Siebter, Foto: Sutton

Bereits in Runde 18 kam Perez an die Box - ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Denn auch wenn sich mit Nico Hülkenberg ein Gegner aufgrund der Technik in Luft auflöste, verlor Perez gleich zwei Plätze. Zum einen kam Kimi Räikkönen dank Overcut am Mexikaner vorbei, der Stopp unter virtuellem Safety Car verschaffte dem Finnen zudem einen klaren Vorsprung. Und auch Lance Stroll lag nach den Stopps plötzlich vor Perez, hier hatte die VSC-Phase dem Kanadier klar einen Vorteil verschafft.

Doch auch diesen sechsten Platz konnte Perez vor heimischem Publikum nicht verteidigen, Sebastian Vettel kam von hinten angerauscht und war schlicht zu schnell für den Force-India-Piloten. In Runde 50 zog Vettel vorbei. Perez kam noch einmal zum Reifenwechsel an die Box, der Abstand nach hinten war groß genug. Mit frischen Reifen legte er noch einmal eine Aufholjagd hin, doch es reichte knapp nicht mehr, Stroll und Ocon noch einzuholen. Das teaminterne Duell ging mit einem Vorsprung von 4,4 Sekunden an Ocon.

Warum kassierte Massa teamintern eine deutliche Klatsche?

Dass Stroll per VSC nach vorne gespült wurde, ist nun bekannt. Aber wo war Felipe Massa? Schließlich lag er im Qualifying noch vor seinem kanadischen Teamkollegen. Und auch nach zwei Runden inklusive Startgetümmel war Massa auf Position sechs geführt, zwei Plätze vor Stroll. Doch dann nahm das Schicksal für den Brasilianer seinen Lauf. In der dritten Runde fing sich Massa einen schleichenden Plattfuß ein, er musste vorzeitig zum Reifenwechsel an die Box kommen.

In den folgenden Runden fuhr Massa deutlich schlechtere Rundenzeiten als Stroll, der seinen Vorsprung auf Massa sukzessive ausbaute - 30 Sekunden standen vor Strolls Boxenstopp auf der Uhr. Auch ohne VSC hätte dieser wohl gelangt für den 18-Jährigen, um vor Massa zu bleiben. So aber war es eine noch klarere Sache. Massa lag im weiteren Verlauf immerhin lange auf Platz zehn, ehe Lewis Hamilton den Brasilianer in Runde 56 überholte.

Felipe Massa verpasste in Mexiko die Punkte, Foto: LAT Images
Felipe Massa verpasste in Mexiko die Punkte, Foto: LAT Images

Warum erlebten Renault und Hülkenberg einen schwarzen Tag?

Renault verlässt Mexiko als großer Prügelknabe. Nicht nur, dass die eigenen Motoren an den Kundenautos von Red Bull und Toro Rosso das gesamte Wochenende über reihenweise von Problemen heimgesucht wurden. Auch die Werksboliden wurden am Rennsonntag Opfer der eigenen Technik. Für Carlos Sainz und Nico Hülkenberg stand am Ende ein Doppelausfall zu Buche.

Dabei befand sich Renault ganz dick im Geschäft, Force India war in allen Sessions in Reichweite. Hülkenberg war bis zu seinem Boxenstopp in Runde 19 auf Rang vier geführt, bei seinem Ausfall sechs Runden später lag er direkt hinter Sergio Perez.

"Das Auto war okay. Ich hatte dieselbe Pace wie Esteban Ocon, ich war hinter ihm nach meinem Stopp und vor Sergio. Ich denke, ich wäre da irgendwo ins Ziel gekommen. Von daher sind uns sehr wichtige Punkte verloren gegangen", ärgerte sich der Deutsche, der vom Team aufgefordert wurde, das Auto abzustellen. "Wir müssen uns das genauer ansehen, alles auseinander schrauben", rätselte Hülkenberg noch über den Ausfallgrund.

Teamkollege Carlos Sainz erlebte keinen besseren Tag. Nach der ersten Runde noch Fünfter, drehte sich der Spanier in der zweiten Runde. "Wir hatten einen sehr guten Start, aber ich habe mich in den ersten zwei Runden nicht wohlgefühlt, das Auto war ganz komisch", berichtete Sainz. Es kam zum Dreher im zweiten Streckenabschnitt, bei dem sich Sainz die Reifen ruinierte. Er kam an die Box zum Wechsel, danach aber war sein Rennen gelaufen. Schlussendlich zwang ihn ein Problem am Lenkrad zur Aufgabe.

Wie verlief das Rennen für Pascal Wehrlein?

Unauffällig. Von Rang 13 aus gestartet, ging es für den Sauber-Piloten in der ersten Runde einige Plätze nach hinten. Bereits in Runde vier kam Wehrlein an die Box, Sauber versuchte beim Deutschen eine alternative Strategie. Wehrlein gelang es in der Folge, Carlos Sainz hinter sich zu halten. Auch an Romain Grosjean fand Wehrlein den Weg vorbei, als der Franzose an die Box kam. Schlussendlich belegte der Mercedes-Junior Rang 14.

Darum ist Lewis Hamilton verdienter Formel-1-Weltmeister 2017 (02:02 Min.)