Lewis Hamilton ist Formel-1-Weltmeister 2017. In Mexiko reichte dem Mercedes-Fahrer nach einem zumindest am Start prickelnden Rennen ein neunter Platz zum vierten Titelgewinn in der F1. Sebastian Vettel verpasste den bei diesem Hamilton-Ergebnis nötigen zweiten Platz als Vierter.

Formel-1-Unfall am Mexiko-Start mit Vettel, Hamilton, Verstappen

Auslöser dieser ungewohnt schwachen Platzierungen der Rivalen war ein Unfall kurz nach dem Start, bei dem sich Hamilton und Vettel beide ihre Boliden beschädigten.

Völlig ungestört zum Sieg beim Mexiko Grand Prix fuhr daraufhin Max Verstappen. Der Red-Bull-Pilot dominierte das Rennen vor Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen nach Belieben. Für Verstappen war es der nach Spanien 2016 und Malaysia 2017 dritte Sieg in der Formel 1.

Lewis Hamilton wird in Mexiko Formel 1 Weltmeister 2017: (00:50 Min.)

4. Titel für Hamilton - nur Schumacher und Fangio haben mehr

Lewis Hamilton zieht durch seinen vierten Weltmeister-Titel in der Formel-1-Statistik gleich mit seinem Rivalen dieser Saison, Sebastian Vettel, sowie Alain Prost. Mehr WM-Titel haben nur noch Juan Manuel Fangio mit fünf und Rekordweltmeister Michael Schumacher (7) eingefahren.

"Danke an alle Menschen, die hier hergekommen sind, um uns zu unterstützen. So toll. Das ist das wichtigste. Die sorgen erst für diese Atmosphäre. Ich weiß gar nicht, was da passiert ist in Kurve drei. Ich habe alles versucht, zurück zu kommen. Der vierte Titel fühlt sich noch gar nicht real an - wenn du hinten und 50 Sekunden hintendran bist. Ich bin einfach dankbar", sagte Hamilton.

Das Podium: Stramme 20 Sekunden hinter Verstappen beendete Valtteri Bottas den Mexiko GP als Zweiter. Dritter wurde Kimi Räikkönen.

Formel 1: Das sagen Verstappen, Bottas & Räikkönen in Mexiko

Max Verstappen: "Ganz klar - der Start war wichtig. Ich bin Außen vorbei, alles lief gut. Von da an musste ich mich nur noch um die Reifen kümmern. Das Auto hat super performt. Ein riesiges Dankeschön an Red Bull ohne die das nicht möglich gewesen wäre. Vor allem nach der letzten Woche war das jetzt ein perfektes Rennen. Ich habe alles kontrolliert und bin gecruist."

Valtteri Bottas: "Zuerst muss ich Lewis gratulieren, riesigen Glückwunsch auch ans Team zum vierten onstrukteursteitel. Red Bull war heute einfach zu schnell, wir haben alles gegeben, sind aber nicht an Max herangekommen."

Kimi Räikkönen: "Der Start selbst war nicht schlecht, aber all die Jungs neben mir, da war einiges los .. Plötzlich war ich alleine, es war ein sehr chaotischer Start. Dann bin ich geduldig geblieben. Als die Jungs vor uns gestoppt haben, konnten wir nach vorne kommen. Ich hätte gerne noch mehr Speed gehabt, aber den hatte ich nicht."

Die Top-10: Vettel, Esteban Ocon, Lance Stroll, Sergio Perez, Kevin Magnussen, Hamilton und Fernando Alonso und erzielten in Mexiko ebenfalls WM-Punkte.

Der WM-Stand: Lewis Hamilton liegt nach dem Mexiko GP 56 Punkte vor Sebastian Vettel. Damit ist er in den beiden noch ausstehenden Grands Prix nicht mehr einzuholen und zum vierten Mal Formel-1-Weltmeister. Bottas pirscht sich dank Platz zwei zudem von hinten heran an Vettel, liegt nur noch 15 Punkte dahinter. Auch Räikkönen nähert sich eine Verbesserung im Klassement: Auf Daniel Ricciardo (Ausfall in Mexiko) fehlen dem Finnen dank 15 Punkten für P3 nur noch 14 Zähler. In der Konstrukteurs-WM macht Force India P4 vor Williams auch rechnerisch klar.

Das Wetter: Spitzenmäßige Rennbedingungen in Mexiko. Kein Hauch von Regen in Sicht, auch kaum Wind im Autodromo Hermanos Rodriguez. Aber ein leicht bewölkter Himmel, sodass sich die Außentemperaturen mit gut 21 Grad Celsius und die Asphaltemperaturen mit etwas mehr als 40 Grad halbwegs in Grenzen hielten.

Der Start: Von seiner 50. F1-Pole erwischte Sebastian Vettel einen guten Start, doch auf der 900 Meter langen Windschatten-Hatz zu Kurve eins saugten sich Verstappen und Hamilton heran. Vor Kurve eins wurde es dann ganz eng - Vettel, Max Verstappen und Lewis Hamilton alle nebeneinander. Vettel war innen, berührte Verstappen leicht. Hamilton profitierte, schien zunächst vorne, Vettel nur noch Dritter zu sein.

Vettel, Verstappen und Hamilton kamen sich am Start nahe - zu nahe, Foto: Sutton
Vettel, Verstappen und Hamilton kamen sich am Start nahe - zu nahe, Foto: Sutton

Damit nicht genug: In den Folgekurven krachte es nochmal. Vettel fuhr Hamilton in Kurve drei in Heck, verlor einige Aero-Teile am Frontflügel, Hamilton schlitzte sich dabei einen Reifen auf. Beide mussten zum Stopp an die Box. Später funkte Hamilton, Vettel habe das mit Absicht gemacht. Denn Rennleitung sah sich den Vorfall zumindest einmal an, verzichtete jedoch auf eine Untersuchung.

Verstappen war somit der große Gewinner. Hamilton und Vettel lagen jetzt ganz ganz am Ende des Feldes, hatten auf Softs gewechselt, sodass sie nun potentiell durchfahren durften. Hamilton hatte durch den Plattfuß allerdings viel mehr Zeit verloren, sodass er 25 Sekunden hinter dem Ferrari lag.

Die Zwischenfälle: Nach dem Start-Wahnsinn dauerte es nicht lang bis zum nächsten Zwischenfall: Romain Grosjean und Fernando Alonso berührten sich im direkten Duell, einige Teile gingen flöten. Die Stewards untersuchten den Vorfall. Dafür brummten sie dem Haas-Piloten keine Strafe auf. Dennoch bekam Grosjean fünf Sekunden, weil er sich an anderer Stelle durch Abkürzen der Strecke einen Vorteil verschafft hatte.

Alonso und Grosjean duellierten sich eine Ecke zu hart, Foto: Sutton
Alonso und Grosjean duellierten sich eine Ecke zu hart, Foto: Sutton

Der frühe Rennverlauf: Nach dem chaotischen Start dominierte Verstappen das Rennen von der Spitze vor Valtteri Bottas. Schon nach Runde 6 betrug der Vorsprung 3,5 Sekunden. Dahinter Ocon, Hülkenberg und Perez, die Räikkönen nach einem schwachen Start jetzt aufhielten. Die gesamte Gruppe verlor massiv auf Verstappen.

Am Ende des Feldes gewann Sebastian Vettel zwei Positionen, weil auch Wehrlein und Sainz zu frühen Stopps an die Box kamen, tat sich kurz darauf jedoch schwer, an Massa (P16) vorbeizukommen, der sich noch dazu übereifrig wehrte und Vettel von der Strecke drängte. "Entwickeln wir hier Autoscooter oder was?", funkte Vettel wütend. Lewis Hamilton lag in Runde 17 indes noch immer auf dem 19. und letzten Platz während Vettel Gasly von P14 verdrängte. Auf Verstappen fehlte allerdings fast eine Minute.

Die Boxenstopp-Phase: Perez kam nach 18 Runden als erster Fahrer der erweiterten Spitzengruppe zum Reifenwechsel, einen Umlauf später reagierte Renault mit Hülkenberg. Beide bekamen Soft, Hülkenberg behauptete sich vor dem Mexikaner. In der nächsten Runde dann auch der Dritte, Ocon, an der Box - ebenfalls Soft. Ocon kam vor Hülkenberg wieder auf die Strecke, getrennt aber von Kevin Magnussen, der noch nicht gewechselt hatte. Damit hatte nun Räikkönen freie Bahn und fuhr sofort seine persönlich schnellste Rennrunde, knabberte seinen allerdings fast 30 Sekunden großen Rückstand auf die Spitze langsam ab.

Die Spitze ließ sich jedoch Zeit mit dem Stopp - so lange, dass Verstappen in Runde 22 schließlich sogar Hamilton überrundete, der noch immer Letzter war. So ganz rund schien der Mercedes nach der Startkollision nicht mehr zu laufen, auch Bottas überrundete seinen Teamkollegen wenig später. Erst nach 29 Runden hatte Hamilton zumindest Sainz überholt, eine Runde später folgte auch Wehrlein. Vettel lag inzwischen schon auf P8, da auch im Mittelfeld nun einer nach dem anderen Reifen gewechselt hatte.

Durch ein Virtuelles Safety Car in Runde 32 durch den Hartley-Ausfall (siehe Abschnitt Ausfälle unten) bequemten sich schließlich auch die Top-3 an die Box. In puncto Reifen wurde es interessant: Räikkönen erhielt Soft, Verstappen und Bottas allerdings den Supersoft für mehr als die hälfte der Renndistanz. Schlechte Nachrichten waren das für Vettel, weil die Spitze so nur wenig Zeit verlor. Also entschied Ferrari seinerseits, auch Vettel nochmal wechseln zu lassen - auf Ultrasoft!

Der weitere Rennverlauf: Nach Auflösung des VSC lag Vettel nun weiter auf P8 - jetzt hatten allerdings alle vor ihm Fahrenden ebenfalls gewechselt. Vettel musste sich also auf der Strecke bis auf P2 vorkämpfen, um so seine WM-Chancen am Leben zu halten. Sein Rückstand auf Bottas, der dort fuhr: eine Minute. Großer Gewinner des VSC: Kimi Räikkönen, der so an den Force India vorbei kam.

Genau zur Rennhälfte in Runde 35 führte Verstappen jetzt acht Sekunden vor Bottas, der weitere 24 Vorsprung auf Räikkönen hatte. Ocon, Stroll, Perez und Magnussen trennten Vettel vom Podium. Lewis Hamilton lag nur auf P15, hatte sich beim VSC allerdings auch neue Reifen (Supersoft) geholt.

Zehn Runden später hatte sich nicht allzu viel getan. Vettel hatte zumindest Magnussen überholt, nagte nun an einem großen Rückstand auf Perez. Hamilton lag auf Platz 12, näherte sich also dem neunten Platz, der Vettel sogar zu einem Sieg nötigen würde. 20 Sekunden betrug allerdings der Rückstand auf den dort fahrenden Alonso.

17 Runden vor Rennende hatte Vettel Perez und Stroll überholt, lag auf P5 - zwei Sekunden hinter Ocon. Hamilton war Elfter, eineinhalb Sekunden hinter Massa. Nach zwei Runden war auch der überholt während Vettel Ocon geschnappt hatte. Auf Bottas fehlten allerdings noch immer 50 Sekunden - ohne Wunder unmöglich aufzuholen. Zumal Hamilton keine zwei Sekunden mehr hinter Alonsos neuntem Platz lag.

Den rang Hamilton nach einem heftigen Zweikampf nieder. Alonso wehrte sich mit allen Kräften gegen das Überholmanöver. Magnussen fuhr daraufhin weg, sodass Hamilton den GP als Neunter beendete. Weil Vettel Vierter blieb, reichte das zum Titel. Verstappen ließ vorne nichts mehr anbrennen und siegte souverän in Mexiko.

Lewis Hamilton wird in Mexiko Formel 1 Weltmeister 2017: (00:50 Min.)

Die Ausfälle: Daniel Ricciardo musste den Mexiko GP als erster aufgeben. Nach fünf Runden stellte er seinen Red Bull mit technischen Problemen an der Box ab. "Das ist wirklich nicht mein Wochenende", klagte Ricciardo. "Es sieht nach einem Turbo-Ausfall aus." In Runde 26 erwischte es auch Nico Hülkenberg, der seinen Renault nicht einmal mehr an die Box retten konnte. Bitter für den Emmericher - der nächste Ausfall aus aussichtsreicher Position.

In Runde 32 verabschiedete sich der dritte Renault - Hartley stellte den Toro Rosso mit rauchendem Motor ab und löste ein VSC aus. In Runde 56 musste Marcus Ericsson seinen Sauber an der Box abstellen - ebenfalls ein Motorschaden. Auch Ferrari-Motoren konnten in Mexiko also kaputt gehen. Doch in Runde 63 erwischte es mit Sainz den nächsten Renault.

Die Analyse: Schade um die Spannung. Weil Vettel Hamilton am Start ins Heck krachte wurde der Mexiko GP nach dem kuriosen Start leider ein Langweiler: Verstappen hatte keine Gegner mehr, bei Vettel war früh klar, dass er unter normalen Umständen sowieso nicht mehr auf P2 kommen wird. Glückwunsch an Lewis Hamilton zum 4. WM-Titel!

Die Top-Facts des Rennens

  • Max Verstappen gewinnt in Mexiko
  • Lewis Hamilton ist Formel-1-Weltmeister 2017
  • Verstappen/Vettel/Hamilton kollidieren am Start
  • Vettel nur Vierter, Hamilton sogar nur Neunter
  • Zwei Finnen auf dem Podium
  • Hülkenberg/Ricciardo/Hartley/Sainz nach Renault-Defekten out
  • Ericsson ebenfalls ausgefallen