Romain Grosjean sorgte im zweiten Training zum Mexiko GP der Formel 1 gleich mal für einen kuriosen Auftakt. Nach nur gut drei Minuten der Session flog der Haas-Pilot in der letzten Kurve völlig unvermittelt ab, urplötzlich brach das Heck seines VF-17 in der alten Peraltada aus als Grosjean die Kurve eigentlich längst schon gemeistert haben musste, voll für die lange Gerade auf dem Pinsel stand.

"Ich hatte richtig mit dem Heck zu kämpfen. Im ersten Moment wusste ich überhaupt nicht, was da passiert ist - ob wir zu viel Aero-Balance hatten oder einfach das Setup nicht richtig hinbekommen hatten. Ich habe diesen Dreher dort überhaupt nicht erwartet", berichtet Grosjean auch selbst völlig perplex.

Grosjean: Reifenschaden wirklich Folge des Drehers?

Immerhin einen Einschlag in die Streckenbegrenzung konnte Grosjean trotz Überraschung und vier völlig blockierenden und am Ende gefühlt eckig gebremsten Reifen noch verhindern, sodass der Franzose begann, sich zurück in Richtung Garage zu schleppen. Damit nahm das Drama erst seinen Lauf: Stück für Stück löste sich der linke Hinterreifen auf und zerlegte während er sich selbst zerfetzte den Haas-Boliden an Unterboden und Heck gleich mit. Grosjean schaffte es zwar an die Box, konnte das Training auch nach einer wegen der Trümmerteile folgenden Rot-Phase wegen zu umfangreicher Reparaturen allerdings nicht mehr aufnehmen.

"Als ich dann den Reifen auseinander fliegen gesehen habe ... Ich weiß nicht, was zuerst war - die Henne oder das Ei, aber es fühlte sich auf dieser Runde ziemlich komisch an", sagt Grosjean. Was er damit meint: Führte am Ende vielleicht ein Reifenschaden zu dem Abflug, nicht der Abflug zu dem Reifenschaden? Für Grosjean wäre das ein willkommener Grund, wäre er somit aus dem Schneider.

Pirelli: Reifen war vor Abflug in Ordnung

Doch Pirelli enttäuscht den Franzosen. "Grosjeans linker Hinterreifen hatte einen großen Flat Spot, der dann die Konstruktion beschädigt hat. Deshalb ist er zurück an die Box. Er hat Teile der Reifenoberfläche verloren. Aber da war nichts, wir haben es untersuchst, den Reifen aufgeschnitten und es gecheckt", sagt Mario Isola. Also kein Konstruktionsfehler am Reifen.

Sondern eine klarer Folgeschaden wegen des Rutschens bei hoher Geschwindigkeit mit blockierenden Reifen. Isola: "Auch die drei anderen Reifen wahren sehr flat spotted, aber hinten links befand sich der Reifen, auf dem die meiste Last war. Es ist lange gerutscht und wurde deshalb beschädigt - mehr als die anderen Reifen", stellt Isola eindeutig klar.

Mexiko: Formel-1-Abflüge ohne Ende

Der Auslöser für Grosjeans Abflug muss als woanders zu suchen sein, nicht beim Reifen. Erster Verdacht: Snap Oversteer, plötzliches Übersteuern, wie man es im Mexiko-Training mehrfach bei fast allen Piloten mehr oder weniger gut beobachten konnte. "Die Strecke hier ist einfach rutschig. Hier wird über das Jahr nicht so viel gefahren, das macht es so schwer. Dann fehlt ein bisschen Grip, sodass es schwerfällt, die Reifen aufzuwärmen", erklärt Sebastian Vettel. "Damit hatte jeder ein bisschen zu kämpfen." Ganz besonders offenbar mal wieder Romain Grosjean.

Einen Kerb - laut Vettel zum Teil ganz besonders heikel in Mexiko - jedenfalls hatte der Franzose nicht erwischt. Nun gilt es für den Haas-Fahrer am Samstag jede Menge Arbeit nachzuholen. Denn: Neben nur drei Runden im zweiten Training hatte Grosjean im ersten Training nicht einmal eine gedreht, da Antonio Giovinazzi sein Cockpit erhalten hatte. Für Dreher-Grosjean im Rückblick nun umso ärgerlicher: "Wir müssen jetzt morgen unbedingt ein paar Runden schaffen, auch wenn wir keinen Longrun bekommen werden. Natürlich schießt du dir da selbst in den Fuß wenn du einen Freitag erwischst, an dem du weder in FP1 noch FP2 fährst."

Genauso kurios wie Grosjeans-Dreher: Die Aufräumaktion danach: