Formel-1-Fahrer Esteban Ocon hat am Donnerstag vor dem Mexiko GP das halbe Fahrerlager mit Aussagen schockiert, er habe in den vergangenen Monaten immer wieder Todesdrohungen erhalten. An die Öffentlichkeit geht der Franzose damit nicht zufällig in Mexiko, handelt es sich dabei doch um das Heimrennen seines Teamkollegen bei Force India, Sergio Perez.

Mit dem hatte sich Ocon im Saisonverlauf heftig verkracht. Durch zwei Unfälle, erst beim Aserbaidschan GP in Baku, dann beim Belgien GP in Spa, herrschte zwischen Perez und Ocon Eiszeit. "Natürlich hatten wir seit Baku eine schlechte Beziehung und besonders in Belgien haben wir dann einen absoluten Tiefpunkt erreicht", berichtet Perez während der ersten Pressekonferenz in Mexiko.

Ocon: Todesdrohungen seit Baku-Unfall mit Perez

Seitdem hat Force India mit klarer Teamorder durchgegriffen, Perez und Ocon dürfen bis heute nicht mehr frei gegeneinander Rennen fahren. Für Ocon hatten die Vorfälle mit seinem mexikanischen Teamkollegen jedoch noch weitaus üblere Folgen, weshalb er mit einem flauen Gefühl nach Mexiko reiste. Immerhin: Am Ende war die Erleichterung groß.

Ocon: "Ich habe diese Woche ein etwas härteres Willkommen erwartet. Bei all den Twitter-Nachrichten, die ich erhalten habe, was total verrückt war - und auch all die Todes-Nachrichten ... Aber tatsächlich hatte ich dann sofort ein sehr warmes Willkommen. Schauen wir, ob es so weitergeht. Ich hoffe, dass es das wird."

Perez: Mexiko-Fans verhalten sich Ocon gegenüber gut

Teamkollege Perez macht sich keine Sorgen, was dies betrifft. "Ich denke nicht, dass die Fans sich Esteban gegenüber schlecht verhalten werden. Natürlich werden sie mich hier sehr stark unterstützen, aber ich sehe keinen Grund, warum sie ihm gegenüber schlecht drauf sein sollten. Bei jedem Event, den wir hier bisher gemacht haben, waren sie gut zu ihm", sagt Perez.

Doch was war zuvor genau los gewesen? Überraschend locker berichtet Esteban Ocon der ziemlich schockierten Journalisten-Gruppe in seiner Medienrunde in Mexiko die Details zu den Todesdrohungen. Ob er das denn wirklich ernst gemeint habe? "Ja, und es waren viele", sagt Ocon. "Es ist niemals toll, Dinge wie diese zu erhalten. Aber gerade ist alles in Ordnung. Ich hoffe, es bleibt so."

Ocon: Die Letzte kam gestern ...

Eingegangen seien die ersten Drohungen bei ihm nach dem Unfall in Baku. Seitdem habe es nie wirklich aufgehört. "Ich denke, die Letzte kam gestern", berichtet Ocon. Das einzig Gute daran: Die Drohungen blieben bislang komplett ein einzig virtuelles Phänomen. "Abgesehen von Twitter hat mich in der echten Welt jeder sehr nett begrüßt und alle drücken auch für das Team die Daumen, nicht nur Checo."

Ob Ocon die Drohungen je ernst genommen habe, lässt der Franzose zumindest ein Stück weit offen. "Es waren Nachrichten in Sozialen Medien. Ich weiß nicht, ob ihr das ernst nehmt oder nicht", sagt Ocon. Allerdings sei es sicherlich nicht das Schlechteste, dass die Teamorder-Regeln Force Indias offenbar auch noch in Mexiko gelten, wie die Teambosse zuletzt berichtet hatten.

Force India in Mexiko doch ohne Teamorder?

Zwar seien die Restriktionen für ihn als Fahrer sehr hart, es sei einfach komisch, nicht frei gegeneinander Rennen fahren zu dürfen, doch sei es gerade in Mexiko sicher gut, wenn das Risiko eines dritten Unfalls mit Perez gegen Null geht. Der sei "nicht unbedingt nötig", so Ocon.

Doch ganz sicher ist die Fortführung der Regularien offenbar doch noch nicht. "Ich weiß nicht. Otmar (Szafnauer, Geschäftsführer, Anm. d. Red.) und die Bosse sind noch nicht hier. Ich denke, sobald wir vollkommen sicher sind und es unmöglich für Williams ist, uns noch zu überholen, dann werden wir wieder gegeneinander Rennen fahren. Aber ich denke nicht, dass das dieses Wochenende schon passieren wird", meint zwar Ocon.

Perez jedoch klingt ganz anders. "In Austin und Japan lag die Priorität darauf, Platz vier bei den Konstrukteuren abzusichern und da sind wir jetzt ganz nah dran. Vielleicht können wir hier wieder gegeneinander Rennen fahren", sagt Local Hero Checo. Diese Hoffnung ist umso größer, vermutet Perez, mit Force India in Mexiko einen extrem starken Heimauftritt hinlegen zu können. "Wir haben hier einige Upgrades am Auto und ich denke, die Strecke sollte dem Auto auch noch sehr gut liegen", frohlockt Perez.

Perez & Ocon: Streit ist beigelegt

Doch wird Ocon genauso über dieses Auto verfügen. Sollten die strengen Regeln fallen, droht also neuer Ärger. Oder? Nein, meint Ocon. "Es wird noch immer eine Leitlinie geben, nach der wir uns nicht berühren dürfen. Es wird schon sauber sein. Gerade ist zwischen uns auch alles okay, hoffentlich geht so weiter", sagt der Franzose. "Wir kommen gut zusammen klar. Es gibt kein Problem zwischen uns. Klar hatten wir gewisse Vorfälle in der Vergangenheit, aber wir haben uns jetzt gegenseitig viel Respekt ausgesprochen."

Ähnlich sieht das Perez. Die miese Stimmung der Saisonmitte habe sich gelegt. "Wir hatten ein gutes Gespräch nur miteinander - da war sonst niemand involviert vom Team. Seitdem hat sich alles verändert. Die Atmosphäre, nicht nur zwischen uns, sondern auch mit den Ingenieuren und allen, ist jetzt wirklich gut", versichert Perez. "Und wir müssen auch einfach gut zusammenarbeiten - zum Wohl des Teams. Da ist es wichtig, dass beide Fahrer eine Einheit bilden. Klar will man sich schlagen, aber mit Respekt."