Für Sebastian Vettel sind die Chancen auf seinen fünften Weltmeistertitel in der Formel 1 vor dem Mexiko GP 2017 rapide gesunken. Nach dem Sieg seines großen WM-Rivalen Lewis Hamilton beim USA GP in Austin liegt Vettel drei Rennen vor Saisonende nun 66 Punkte hinter dem Mercedes-Piloten.

Heißt bei insgesamt nur noch 75 zu holenden Zählern: In Mexiko muss der Ferrari-Fahrer mindestens Zweiter werden, will er zumindest eine kleine Chance haben, die Entscheidung zu vertagen. Andersherum braucht Hamilton lediglich einen fünften Platz, um sicher Weltmeister zu sein - egal, wo Vettel dann ankommt.

Sebastian Vettel schreibt Formel-1-WM 2017 nicht ab - nicht direkt

Schlechter könnte es also kaum aussehen für Sebastian Vettel. Und doch: Eingestehen will sich der Ferrari-Pilot die Niederlage direkt nicht - zumindest nicht mit direkten Aussagen in der offiziellen Pressekonferenz der FIA direkt vor dem Rennwochenende in Mexiko. Im Gegenteil. Dort gibt sich Vettel betont locker, wirkt bestens gelaunt. "Es ist noch nicht vorbei", sagt der Ferrari-Pilot. Gesteht jedoch: "Aber es liegt nicht mehr so sehr in unserer Hand, wie wir es gerne hätten."

Trotzdem: "Wir haben noch eine Chance. Wir wollen die letzten drei Rennen gewinnen. Das ist das Ziel. Und dann sehen wir, wer am Ende gewinnt", ergänzt Vettel kämpferischer als realistisch. "Es wäre eine verschwendete Gelegenheit, wenn wir uns hierhin stellen würden und sagen würden, es gäbe keinen Weg. Es gibt einen Weg. Aber es müssen viele Dinge passieren. Doch manchmal passieren viele Dinge ..."

Direkt gibt es von Vettel in Mexiko also nur das Gegenteil von Aufgabe-Parolen. Doch wer zwischen den Zeilen weiterer Aussagen ließt, erkennt schnell, dass auch Vettel selbst im Grunde längst erkannt hat, wie aussichtslos sein Vorhaben doch ist.

Vettel sucht schon das Positive: Ferrari hat 2017 alle überrascht

"Wir hatten ein besseres Jahr als gedacht. Niemand hatte uns so stark erwartet, schon gar nicht mehr noch zur Saisonmitte. Da haben wir alle widerlegt, die uns nicht stärker erwartet hatten. Viele haben Mercedes für den klaren Favoriten gehalten. Und über Red Bull haben viele gesprochen, aber niemand über Ferrari. Wir haben alle überrascht", sagt Vettel. Das klingt schon stark danach, nur noch das Gute in einer auch durchaus guten, aber eben nicht perfekten, mit der WM gekrönten, Ferrari-Saison zu suchen.

Zumal Vettel bereits prophylaktisch Gründe für die zu erwartende Niederlage im Titelkampf nennt: "Es gab aber ein paar Rennen, in denen wir nicht kämpfen konnten - oder erst gar keine Chance hatten, zu kämpfen. Das war bitter und hat am Ende einen großen Unterschied gemacht", sagt Vettel, spielt damit vor allem auf die jüngsten Ausfälle durch Defekte und einen Unfall an.

Vettel in Mexiko: Eine kuriose und magere Bilanz

Genau diese Schäden seien es, was Ferrari in Zukunft besser machen müsse. "Aber das gehört zum Rennsport eben dazu. Wir müssen da aber noch viel tun, können auch viel tun und besser machen. Das wissen wir und werden wir anpacken. Wir haben ein paar Schwächen und manche Dinge gehen da eben schnell, andere langsam. Aber wenn wir das alles aussortiert bekommen, können wir ein noch stärkeres Team werden", sagt Vettel. "Wir haben schon massive Schritte gemacht, da müssen wir jetzt weitermachen."

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Doch das zielt natürlich alles auf langfristige Ziele für 2018, nicht die nahe Zukunft und den zumindest rechnerisch noch nicht entschiedenen WM-Kampf in der Formel 1 2017. Der geht nun eben erst einmal in Mexiko weiter. Auf einem Kurs, der bei den bisherigen zwei Auftritten der Formel 1 alles andere als Highlights für Sebastian Vettel brachte.

"Vor zwei Jahren bin ich hier gecrasht, letztes Jahr gab es diesen Kampf um das Podium und dann war es kein Podium, dann wieder Podium, dann wieder keines", erinnert sich der Ferrari-Pilot noch gut an die schlechten Wochenenden. "Dieses Jahr hoffe ich aber mal auf ein sauberes Rennen ohne Probleme und ein dann wohlverdientes Podium."

Ferrari dank dünner Mexiko-Luft im Vorteil gegen Mercedes?

Vettel weiter: "Generell mag ich die Strecke, eigentlich waren wir schnell hier. Auf dem Papier sieht es auch etwas besser aus (als in Austin, Anm. d. Red.), denn jeder fährt hier mit maximal Downforce wegen der dünnen Luft. Ich mag es hier mit den ganzen verschiedenen Kurventypen und habe hoffentlich einen besseren Freitag als in Austin, um in den Rhythmus zu kommen."

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Die mittlere Stufe des Podiums sollte es dann aber schon sein, wenn zumindest eine Chance auf eine weitere WM-Chance zumindest noch halbwegs leben soll - das hängt dann ganz an Lewis Hamiltons Ergebnis in Mexiko.