Am 26. Oktober 2017 jährt sich Jacques Villeneuves erster und einziger Formel-1-Weltmeistertitel zum 20. Mal. 1997 siegte der Williams-Pilot im skandalträchtigen Finale gegen Michael Schumacher. In Jerez war es aber Michael Schumacher, der für Aufsehen sorgte, nicht so sehr Villeneuve. Dabei ist der Kanadier seit jeher das Enfant terrible der Formel 1. Eine Anekdote, deren Hintergrund bis heute nur wenige kennen: In seinem Weltmeisterjahr hieß Villeneuve im offiziellen Formel-1-Computer-Spiel nicht Villeneuve - sondern Driver X oder Driver Williams.

Motorsport-Magazin.com unterhielt sich anlässlich des 20. Jubiläums seines WM-Titels mit Villeneuve über eine seiner vielen Eigenheiten. "Ich habe mir Driver X nicht ausgesucht", erzählt Villeneuve. "Es waren wohl die Leute, die das Spiel gemacht haben."

Aber warum hießen alle Formel-1-Piloten im Spiel, wie sie auch im realen Leben hießen, nur Villeneuve nicht? "Als ich in die Formel 1 gekommen bin, hielten die Teams die Rechte an den Fahrern. Die Rechte gehörten nicht der FIA, es war kein Bestandteil der Superlizenz", erklärt Villeneuve. "Als ich bei Williams unterschrieben habe, haben wir ihnen diese Rechte nicht gegeben."

Aber warum weigerte sich Villeneuve, seine Namensrechte abzutreten? "Es war noch die Zeit, in der Fahrer ihre eigenen Spiele gemacht haben", rechtfertigt sich Villeneuve. "Es gab nicht nur das eine offizielle Formel-1-Spiel." Man erinnere sich beispielsweise an das Formel-1-Game von Nigel Mansell aus dem Jahr 1992.

Dass Villeneuves Name dann nicht erschien, lag aber nicht nur am Weltmeister von 1997. "Der Spieleentwickler hatte die Rechte von der FIA gekauft. Die hatte meinen Namen nicht und der Spielehersteller wollte nicht direkt mit mir verhandeln." Nicht nur in seinem Weltmeisterjahr hieß Villeneuve Driver X oder Driver Williams, auch schon 1996 und in späteren Jahren.

Irgendwann wurde dem Rechteinhaber das Treiben aber zu bunt. "Später musste man, um die Superlizenz zu erhalten, die Rechte abtreten", erklärt Villeneuve. "Wenn du in die Formel 1 wolltest, musstest du deine Rechte abtreten. Wegen mir wurden die Regeln für die Superlizenz geändert, nicht schlecht oder?"

Villeneuve würde es heute wieder so machen: "Das war lustig, denn so viele Leute haben mich gefragt, was denn los sei, warum mein Name nicht drauf war. Ich habe damals nicht darüber nachgedacht, es war eine reine Rechte-Sache. Jeder wollte wissen, wer Driver X ist. Es hat einen kleinen Mythos kreiert und man erinnert sich heute noch daran."

Villeneuve bringt eigenes Computerspiel heraus

Übrigens: Jahre später brachte Villeneuve dann tatsächlich sein eigenes Spiel auf den Markt. Allerdings war Jacques Villeneuves Speedchallenge kein Formel-1-Spiel, sondern seine persönliche Vision vom Motorsport der Zukunft. Die Zusammenarbeit zwischen dem Spieleentwickler Ubisoft und Villeneuve endete allerdings frühzeitig, weil man Feedback des Kanadiers nicht entsprechend umsetzen wollte. Der brachte sogar Techniker Jock Clear mit, um den Entwicklern Dinge wie Traktionskontrolle genauer zu erklären. "Wenn ich so etwas mache, will ich schon involviert sein, nicht nur meinen Namen drauf schreiben", erklärt Villeneuve.

Zu 80 Prozent war Villeneuve aber noch in die Entwicklung involviert. Und was ist dabei herausgekommen? Boliden, die ohne Benzin fahren, eine Cockpit-Kanzel haben und einen Frontflügel, der die Vorderräder verkleidet. Man könnte fast meinen, Villeneuve erschuf damals die Formel E.

"Es gab vor allem künstliche Dinge", erinnert sich Villeneuve. "In einem Spiel kannst du das machen, aber doch nicht in der Realität. Und das Künstliche ist heute tatsächlich in die Formel 1 gekommen. Vintage kommt deshalb immer mehr in Mode, egal in welchen Bereichen. Ich glaub, die ganze Welt ist einen Schritt zu weit gegangen und deshalb seht man sich nach den Wurzeln. In der Formel 1 will man das DRS loswerden."

Einen ausführlichen Hintergrundartikel zum Weltmeistertitel von Jacques Villeneuve mit vielen weiteren Erinnerungen des Entfant Terrible zur Saison 1997 finden Sie in der aktuellen Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com.