Valtteri Bottas gehört zweifellos zu den größten Verlierern in der Formel 1 seit der Sommerpause. Ging er nach dem Ungarn GP noch mit einem selbstbewussten Gefühl in die Ferien, ein Wörtchen bei der Vergabe des WM-Titels mitreden zu können, hat er vor allem teamintern seither nichts mehr auf die Reihe bekommen. In jedem Rennen landete er hinter Lewis Hamilton.

Zugegeben, der Brite dominiert die Formel 1 seit dem Belgien GP nach Belieben, in sechs Rennen gab es fünf Siege und einen zweiten Platz. Aber Bottas selbst kam seither überhaupt nur zweimal auf das Podium. Und dabei handelte es sich um den Italien GP, der dem Mercedes auf den Leib geschneidert ist, sowie um das Chaosrennen in Singapur. Die Konstanz, in jedem Rennen unter die besten Fünf gekommen zu sein, kann angesichts des Mercedes-Boliden nur partiell als Erfolg gesehen werden.

In Austin gab es nun den nächsten Rückschlag. Konnte Bottas in der ersten Rennhälfte noch ein gutes Tempo gehen, brachen er wie seine Reifen am Ende ein. Der negative Höhepunkt: Als Sebastian Vettel nach seinem zweiten Stopp mit deutlich frischeren Reifen auf Bottas aufholte, überholte er ihn nicht einfach nur. Er nutzte eine Überrundungsaktion gegen Stoffel Vandoorne, um Bottas wie einen Fahrschüler aussehen zu lassen.

Während Bottas gefühlt im Schleichtempo innen an Vandoorne vorbeiging, kam Vettel von hinten an und fand die Lücke zwischen beiden, um Bottas zu kassieren. Kurze Zeit später ging auch Verstappen noch vorbei, das Rennen für Bottas war gelaufen. Der Boxenstopp kurz vor Schluss änderte daran auch nichts mehr. "Ich bin noch immer enttäuscht über mein Rennen und ich werde einige Zeit brauchen, um es wegzustecken", war Bottas nach dem Rennen extrem enttäuscht über seine Leistung.

Lauda: Bottas hat kein gutes Auto

Zuspruch erhielt er jedoch aus dem eigenen Team. Niki Lauda stellte sich noch am Sonntag in Austin schützend vor den Finnen. "Es ist schwierig für ihn, denn das Auto ist schwierig zu fahren. (…) Wenn man ihm kein gutes Auto gibt, kann er auch keine Leistung zeigen", sieht der Mercedes-Aufsichtsratsboss auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com die Verantwortung klar beim Team.

Niki Lauda sieht Valtteri Bottas nicht als Schuldigen, Foto: Sutton
Niki Lauda sieht Valtteri Bottas nicht als Schuldigen, Foto: Sutton

Der Mercedes-Bolide des Jahrgangs 2017 bereitete den Ingenieuren schon des Öfteren Kopfzerbrechen. Eine echte "Diva" sei das Auto, wie Motorsportchef Toto Wolff mehrfach sagte. Besonders der Umgang mit den Reifen macht dem Team samt den Fahrern zu Schaffen. Doch während Lewis Hamilton offenbar verstanden hat, wie er das Thema anpacken muss, stehen bei Bottas nur Fragezeichen im Gesicht.

"Was wir bei Valtteri gesehen haben, ist, dass er Probleme hat, die richtige Balance zu finden zwischen purer Pace und Reifenschonen. Heute war ein Beispiel dafür. Alles sah gut aus, aber dann nahm der Reifenverschleiß zu", erklärte Wolff das Dilemma. Hamilton diktierte an der Spitze die Pace und schonte nebenbei die Reifen, um mit einem Stopp ins Ziel zu kommen. Bottas dagegen musste im zweiten Stint jedoch deutlich mehr ans Limit gehen, um gute Rundenzeiten zu fahren. Das rächte sich im weiteren Verlauf mit oben beschriebenem Szenario.

Niki Lauda aber hat den Glauben daran nicht verloren, dass Bottas wieder zu der Form finden kann, die er in dieser Saison nicht zuletzt bei seinen Siegen in Russland und Österreich bereits gezeigt hat. Zwischen Kanada und Ungarn fuhr er in fünf Rennen in Folge auf das Podium.

"Wenn wir ihm aber ein einfach zu fahrendes Auto geben, das zu seinem Fahrverhalten passt, dann zeigt er es auch wieder", ist Lauda überzeugt. "So, wie unser Auto momentan performt, ist das entgegen seines Fahrstils. Selbst Lewis beschwert sich darüber, wie schwer das Auto zu fahren ist. Nichtsdestotrotz kann er noch die Rennen gewinnen", weiß aber auch Lauda um die besondere Leistungsfähigkeit Hamiltons. Dennoch: Mercedes stehe in der Pflicht, etwas zu verändern. "Der Druck liegt auf uns, es einfacher zu machen", stellt er klar.

Hamilton: Kein teaminterner Wettkampf mehr

Mercedes-intern aber sind die Rollen klar verteilt, zumindest in dieser Saison wäre es eine große Überraschung, sollte Hamilton in der Schlussphase eines Rennens noch einmal das Heck von Bottas sehen. Der Brite selbst lobte Bottas auffällig häufig, sprach die verbesserte Stimmung im Team im Vergleich zur Vergangenheit mit Nico Rosberg an.

Das Motiv für diese Äußerungen kam nun wohl in Austin aus ihm herausgesprudelt. "Die Ingenieure sind besser als je zuvor, es ist großartig, dass wir auch gegen ein anderes Team kämpfen. Der Fokus ist anders. Wenn du zwei gute Fahrer in einem Team hast, wie es war, dann findet der Kampf innerhalb des Teams statt." Dieser aber besteht nun scheinbar nicht mehr, zu deutlich ist der Leistungsunterschied. Das hat nun auch Hamilton bestätigt. Bottas drohen ganz schwere Wochen.