Formel 1 Race Facts Austin 2017: Alle Infos vor dem Rennen (01:35 Min.)

1. S wie Startaufstellung

Lewis Hamilton bleibt der Sheriff von Austin! Zum zweiten Mal in Folge fuhr der Brite in Texas auf die Pole, im Rennen könnte er seinen fünften Sieg dort feiern. Einzig Sebastian Vettel gelang es 2013, für ein bisschen Abwechslung bei der Siegerehrung zu sorgen. Der inzwischen bei Ferrari tätige Deutsche startet von Rang zwei und macht damit den Kampf der Superstars auch in Austin perfekt.

Aus Startreihe zwei gehen Valtteri Bottas und Daniel Ricciardo in den viertletzten Saisonlauf. Startplatz fünf nimmt Kimi Räikkönen ein vor Esteban Ocon, der als erster Fahrer von zahlreichen Strafversetzungen profitiert. Carlos Sainz nimmt sein Debüt-Rennen für Renault von Rang sieben aus in Angriff, gefolgt von seinem spanischen Landsmann Fernando Alonso. Die Top 10 in der Startaufstellung komplettieren Sergio Perez und Felipe Massa.

2. S wie Start

Zu einem wichtigen Punkt, in Austin einen guten Start zu erwischen, dürfte sich die Startseite entwickeln. Der Gripunterschied zwischen ungeraden und geraden Startplätzen ist relativ groß. "Auf dem fünften Platz zu stehen oder auf Platz vier macht einen großen Unterschied", sagte etwa Kimi Räikkönen, der das Privileg genießt, auf der sauberen Seite starten zu dürfen. Sollte es am Sonntagmorgen Ortszeit aber den angekündigten starken Regen geben, könnte der Grip jedoch weggeschwemmt werden.

Ein weiteres Charakteristikum in Austin, das den Start zu einer besonders pikanten Angelegenheit macht, ist der Anstieg gleich nach dem Start hinauf zu Kurve eins. Die Strecke ist an dieser Stelle extrem breit, verengt sich aber zum Scheitelpunkt hin. Kollisionen waren dort in der Vergangenheit keine Seltenheit, wenn Fahrer versucht haben, sich möglichst weit innen irgendwie am Gegner vorbeizubremsen.

Streckendaten
Länge: 5,513 km
Runden: 56
GP-Distanz: 308,405 km
Rundenrekord: 1:39.347 (VET, 2012)
Kurven: 20
Weg bis Kurve 1: 363,5 m
Länge Boxengasse: 415 m
Zeit in Box bei 80 km/h: 18,675 s

3. S wie Strategie

Die Entscheidung der Teams, welche Strategie die richtige ist, fällt in Austin nicht allzu leicht. Eine Ein-Stopp-Strategie ist ebenso möglich wie eine Zwei-Stopp-Strategie. Je nach Rennsituation ist hier möglicherweise Flexibilität gefragt. Pirelli schlägt selbst zwei Boxenstoops vor mit zwei Stints auf Ultrasofts sowie einem auf Supersofts.

Alternativ ginge nach dem Startstint auf den in Austin rosa-gefärbten Reifen auch ein zweimaliger Wechsel auf die roten Pneus. Ist der Reifenverschließ aber gering - etwa bei niedrigeren Temperaturen, wie sie auch vorhergesagt sind - wird die Ein-Stopp-Variante zu einer klaren Option.

4. S wie Sonntagswetter

Das Wichtigste vorneweg: Das Rennen wird aller Voraussicht nach staubtrocken werden. Die neusten Prognosen schließen Regenfälle für die Startzeit um 14 Uhr Ortszeit nahezu aus. Interessant dürfte aber der Vormittag werden. Für den frühen Morgen sind Regenfälle vorhergesagt, die die Strecke wieder in ihren ursprünglichen, "grünen" Zustand versetzen könnten. Mit mangendem Grip hat vor allem Ferrari zu kämpfen.

Ebenfalls interessant ist der Blick auf die Temperaturen. So heiß wie im Qualifying dürfte es nicht mehr werden, etwa 26 Grad werden erwartet. Auch das sollte den Silberpfeilen eher schmecken. Faktor Nummer drei ist der Wind. Für den Sonntag ist eine steife Brise vorhergesagt, die nicht allen Autos entgegenkommt. "Ich hoffe, dass der Wind nicht so stark ist. Wir haben ein windanfälliges Auto, das hat uns etwas geschadet", berichtete Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko nach dem Qualifying. Im Rennen soll der Wind noch einmal deutlich zulegen.

Welchen Faktor spielt das Wetter in Austin?, Foto: LAT Images
Welchen Faktor spielt das Wetter in Austin?, Foto: LAT Images

5. S wie Strafen

Nicht weniger als sechs Startplatzstrafen gibt es im Vorfeld des Rennens. Vier davon gehen auf die Verwendung zu vieler Motorenteile zurück, hinzu kommen zwei Vergehen auf der Strecke. Prominentestes Opfer ist Max Verstappen, der von fast ganz hinten auf die Reise geht. Doch mit Verstappen auf dem Weg durch das Feld ist schon einmal eine Zutat für ein ansehnliches Rennen vorhanden. Bereits mehrfach zeigte er seinen unbedingten Kampfgeist und Ehrgeiz. Und auch die anderen "Sünder" wie etwa Nico Hülkenberg dürften sich noch Chancen auf die eine oder andere Verbesserung machen.

6. S wie Silbertopf

Lewis Hamilton kann sich in Austin bereits zum Weltmeister krönen, wenn er selbst gewinnt und Sebastian Vettel maximal Sechster wird. Auch Rang zwei könnte zur Entscheidung langen, wenn Vettel maximal Neunter wird und Valtteri Bottas nicht gewinnt. Die letzte WM-Entscheidung in Austin ist noch gar nicht so lange her. 2015 schmiss Nico Rosberg den eigentlich sicheren Austin-Erfolg durch einen Fahrfehler weg, Hamilton zog vorbei und machten den Titel mit dem Sieg perfekt. Nun könnte Texas also zum zweiten Mal binnen drei Jahren zum Ort der Entscheidung werden.

Deutlich wahrscheinlicher als die sichere Vergabe des WM-Titels ist die Entscheidung in der Konstrukteurs-WM. Mercedes hat in der Gesamtwertung 145 Punkte Vorsprung auf Ferrari. Nach dem USA GP sind noch 129 Zähler offen, heißt: Holt die Scuderia nicht mindestens 17 Punkte auf die Silberpfeile auf, ist der Titel fix in Brackley.

7. S wie Sieger

Die klare Favoritenrolle für den USA GP sollte bei Lewis Hamilton liegen. Alle bisher gefahrenen Sessions - die drei Trainings sowie auch die drei Qualifying-Abschnitte - beendete er mit der Bestzeit. Der Brite liebt die Strecke, sein Auto funktioniert bestens. Doch zeigte die jüngere Vergangenheit bereits, dass der Sonntag noch einmal eine andere Herausforderung ist. "Wir wissen, dass wir im Training und Qualifying häufig gut sind aber es in den Rennen schwierig wird, was die Balance angeht", sagte Hamilton mit Blick auf die Rennpace der roten und blauen Konkurrenz.

Der Ehrgeiz ist bei Ferrari auf alle Fälle vorhanden. Die Resthoffnung in der WM bleibt nur erhalten, wenn Vettel in Austin gewinnt. "Das Rennen will ich ja sowieso gewinnen", stellt der Deutsche klar. "Aber es ist gut, dass die zwei Missionen (Rennsieg, WM-Kampf; Anm. d. Red.) da so gut zusammenpassen", so Vettel weiter. Doch wird auch er wissen: Um diesen Hamilton in Austin zu bezwingen, bedarf es fast schon eines Wunders.

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den USA Grand Prix:

Stephan Heublein: Hamilton. Eigene Welt. Vettel, Bottas, Räikkönen. Die Top-4 sind mit den Silbernen und Roten schon vergeben. Deshalb tippe ich lieber die Mittelfeld-3 dahinter von P5 bis P7. Ricciardo kann auf die Distanz nicht mithalten und Sainz setzt sich im spanischen Duell beim Renault-Debüt gegen Alonso durch - ganz sicher das beste Rennen seiner Karriere!

Stephans P5-P7-Tipp: 5. Ricciardo 6. Sainz 7. Alonso

Manuel Schulz: Wie das Rennen in Austin ausgeht ist klar, darauf braucht man nicht tippen. Hamilton gewinnt vor Bottas und Verstappen. Tippwürdig ist aber, wer wann ausfällt. Dabei machen es Kevin Magnussen und Brendon Hartley enorm spannend in der ersten Kurve, weil sie Unfälle mit insgesamt neun verwickelten Fahrern verursachen.

Manuels Crash-3-Tipp: 1. Vettel (DNS, Motorproblem) 2. Stroll (1. Kurve, Totalschaden) 3. Magnussen (Neben Stroll, kaputte Front)

Chris Lugert: Lewis Hamilton holt sich überlegen seinen fünften Austin-Seig, daran gibt es keinen Zweifel. Sebastian Vettel bleibt aber von einem weiteren Defekt verschont, wird Zweiter und vertagt damit die WM-Entscheidung mindestens bis Mexiko. Den letzten Podestplatz sichert sich Daniel Ricciardo, der vom inter-finnischen Crash zwischen Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas in Kurve eins profitiert.

Chris' Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Vettel 3. Ricciardo

Jonas Fehling: Endlich gehts mal richtig rund auf der Strecke zwischen Vettel und Hamilton. Die beiden geben es sich über die gesamte Renndistanz so richtig. Hammer-Racing in Austin, fair, knallhart. Am Ende setzt sich Vettel durch, weil er mit Blick auf den Punktestand viel mehr Risiko nehmen kann als Hamilton - und es gutgeht. Dritter wird Carlos Sainz, Erster am Flughafen ist Nico Hülkenberg.

Jonas' Top-3-Tipp:1. Hamilton 2. Vettel 3. Sainz

Florian Becker: Das USA-Wochenende ist schon jetzt das Rennwochenende des Haas-Gemeckers. Erst motzen sich Romain Grosjean und Kevin Magnussen gegenseitig an, dann schimpft Sergio Perez über die US-Amerikaner. Deshalb meine Top-3 Piloten, die sich im Rennen über einen Haas-Piloten aufregen - in chronologischer Reihenfolge: Am Start treffen zunächst Hülkenberg und Magnussen aufeinander. Da ist Stress vorprogrammiert und der Hulk beschwert sich gleich nach Kurve 1 über die Linie des Dänen. Romain Grosjean motzt sich selbst an, als er sich mit einem Dreher aus dem Rennen verabschiedet. Gegen Rennende steht der gute K-Mag dem Führungsduo Hamilton und Vettel im Weg und versaut dem Ferrari-Piloten einen finalen Angriff auf den Sieg. Der funkt ganz klassisch: "Blue flags, come on! Honestly..."

Florians Top-3-Tipp: 1. Hülkenberg 2. Grosjean 3. Vettel