Lewis Hamilton dominierte das Wochenende des USA GP 2017 auch im Qualifying nach Belieben. Der Mercedes-Pilot sicherte sich mit der 72. Pole Position seiner Karriere in Austin die bestmögliche Ausgangslage, um am Sonntag seinen ersten Matchball im WM-Kampf gegen Sebastian Vettel zu verwandeln. Mit dem Rivalen auf Startplatz zwei glaubt Hamilton jedoch nicht an eine vorzeitige Titelentscheidung.

"Ich denke es ist höchstunwahrscheinlich, dass das der Fall sein wird", wiegelt der Pole-Sitter ab. "Sebastian ist voll da. Wenn er keinen dummen Fehler macht, was ich für unwahrscheinlich halte, denn schließlich ist er ein viermaliger Weltmeister, werden wir sehen, wie es in den kommenden Rennen weitergeht." Statt an eine Vorentscheidung zu denken, will Hamilton es angehen wie bisher: "Ich werde alles geben, um mich nicht nur zu verteidigen sondern auch das Maximum herauszuholen und diese Rennen zu gewinnen."

"Darauf arbeite ich normalerweise immer hin und mit Rennsiegen kommen die Punkte und so werden letztendlich Weltmeisterschaften gewonnen", fügt er an. In den vergangenen drei Rennen half ihm das Glück im Kampf gegen Vettel ordentlich unter die Arme. In Austin hatte er sich die Bestzeit im Qualifying mit zwei Zehnteln vor dem Rivalen gesichert. Ferrari hat er für das Rennen dementsprechend auf der Rechnung.

"Wir wissen, dass wir im Training und Qualifying häufig gut sind aber es in den Rennen schwierig wird, was die Balance angeht", so der Brite, der sich in den letzten beiden Rennen in Malaysia und Japan jeweils dem Druck von Max Verstappen im Red Bull ausgesetzt sah - und sich in Sepang mangels Rennpace sogar geschlagen geben musste. Auf dem Circuit of The Americas fürchtet er allerdings keine Niederlage.

"Ich denke, wir sind gut aufgestellt. Ich habe gute Reifen und ich denke die Balance stimmt auch. Ich freue mich auf das Rennen gegen Sebastian und Valtteri. Das hier ist eine Rennstrecke, auf der du näher folgen und auch überholen kannst - so wie in dem Rennen zwischen Sebastian und mir 2012, was großartig war", erklärt der dreimalige Weltmeister, der zum 117. Mal aus der ersten Startreihe in einen Grand Prix gehen wird und damit Michael Schumacher einen weiteren Rekord abspenstig gemacht hat.

So wird Lewis Hamilton in den USA Formel-1-Weltmeister 2017 (01:54 Min.)

USA sind Hamilton-Revier: Keine Ahnung, warum es hier so gut läuft

Hamiltons Pole Position für den USA Grand Prix 2017 war seine dritte auf US-amerikanischem Boden. Siegreich war er in den Staaten bereits fünf Mal. Vier seiner Triumphe feierte er in Austin. "Mein zweiter Grand-Prix-Sieg war hier, bei meinem ersten Rennen in den USA, in Indy. Das war ein unglaubliches Gefühl. Ich weiß nicht, warum es hier für mich bisher immer so gut lief. Aber ich spüre hier definitiv eine positive Energie", so der 32-Jährige, der sich in den vergangenen Jahren immer häufiger in den USA aufgehalten hat.

"Die Amerikaner identifizieren sich mit Gewinnern und die Tatsache, dass ich hier Erfolg hatte, geht mit dieser Beziehung Hand in Hand. Ich weiß die Unterstützung hier sehr zu schätzen und es fühlt sich wie ein zweites Heimrennen für mich an. Es ist ein Ort, an dem ich so viel meiner Freizeit wie möglich verbringe, weil ich hier in der Regel am glücklichsten bin", fügt Hamilton an.

Der Circuit of The Americas steht bei ihm auch als Rennstrecke hoch im Kurs. "Das ist eine fantastische Strecke, einfach wegen dem Layout und dem Wind, der in den Kurven ins Spiel kommt. Das macht es wirklich herausfordernd. Wenn du durch die Esses fährst, ist es nicht immer dasselbe. Mal hast du einen Gegenwind, mal einen Seitenwind und mal einen Gegenwind und einen Rückenwind. Aber deshalb liebe ich diesen Kurs. Er ist einfach fantastisch zu fahren", erklärt er.

So holt sich Lewis Hamilton schon in Austin den WM-Titel, Foto: Motorsport-Magazin.com
So holt sich Lewis Hamilton schon in Austin den WM-Titel, Foto: Motorsport-Magazin.com

Hitzeschlacht in Austin? Hamilton sorgt sich um die Reifen

Was die Rennpace angeht, erlebte Mercedes diese Saison bereits die eine oder andere böse Überraschung. Die Reifen ins richtige Temperaturfenster zu bringen, gestaltet sich beim F1 W08 zuweilen knifflig. In Austin werden die für den Rennsonntag Temperaturen von über 25 Grad Celsius eine entscheidende Rolle spielen, denn das Streckenlayout setzt den Reifen selbst bei solch moderaten Temperaturen richtig zu.

"Es gibt hier viele Highspeed-Kurven. Im TV kann man leider nicht wirklich sehen, welche Kräfte nicht nur durch unseren Körper, sondern auch durch die Reifen gehen", erklärt Hamilton im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Ich denke, mehr als auf den meisten anderen Strecken, kann man im ersten Sektor wirklich sehen, wie das Auto sich verlagert und die Richtung wechselt. Die Reifen sind wie lebendiges Gewebe. Die Temperaturen ändern sich die ganze Zeit. Ein kleiner Rutscher oder etwas Wheelspin wirken sich auf die nächste Kurve aus und die Kurve danach", fügt er an.

Was auf einer Runde mit dem Ultrasoft bereits eine Herausforderung ist, wird im ersten Stint des Rennens umso schwieriger zu managen sein. "Es wird ein hartes Rennen. Bei diesen Bedingungen auf die Reifen aufzupassen, wird hart. Aber ich bin so gut vorbereitet, wie ich es sein kann", so Hamilton, der mit 59 Punkten Vorsprung auf Vettel trotz aller Tiefstapelei eine realistisch Chance hat, in Austin den vierten Weltmeistertitel vorzeitig einzutüten.

Hamilton vs. Vettel: Psychospiele vor dem US Grand Prix (00:49 Min.)