Sebastian Vettel startet den USA GP in Austin von Platz zwei - direkt neben seinem großen WM-Rivalen Lewis Hamilton von Mercedes. Im Qualifying zum Formel-1-Rennen in Texas trennten Ferrari-Pilot Vettel 0,239 Sekunden von der Pole Position.

Nur 0,239 Sekunden kann man angesichts der bisherigen Dominanz Lewis Hamiltons an diesem Wochenende gut ergänzen: In sämtlichen Sessions - allen Trainings und Qualifying-Abschnitten - markierte der Brite die Bestzeit. Lange war überhaupt kein Kraut gewachsen gegen Hamilton.

Vettel im USA-Qualifying auf den letzten Drücker schnell

Auch nach den ersten Runs in Q3 war es einzig Teamkollege Bottas, der mit rund vier Zehnteln Rückstand noch ein wenig mithalten konnte. Sebastian Vettel allerdings lag weit abgeschlagen, noch hinter Teamkollege Kimi Räikkönen, mit mehr als sieben Zehnteln Rückstand nur auf P4.

Somit deutete viel auf eine Fortsetzung des bisher durchwachsenen Wochenendes (Abflug im FP2, schwammiges Gefühl auf der Vorderachse, nächtlicher Chassis-Wechsel) für Vettel hin. Doch dann drehte Vettel plötzlich auf. Im letzten Versuch katapultierte er seinen Ferrari noch auf P2, lag damit nur noch knapp hinter Hamilton, der sich nicht zu verbessern vermochte.

Wie er das geschafft hat? "Ich habe meinen Rhythmus nicht sofort gefunden, in ein paar Kurven hatte ich zu kämpfen. Aber ich wusste, dass ich einen großen Schritt mache, wenn ich es zusammen bekomme. Und genau das habe ich im finalen Run gemacht", erklärt Vettel.

Sebastian Vettel bei USA GP mit Kamera in der Ferrari-Box (00:37 Min.)

Vettel: Wusste, dass es im Ferrari steckte

"Ich musste mich ein bisschen strecken, aber ich wusste, dass es im Auto steckte. Deshalb war ich schon relativ entspannt. Aber mir war auch klar, dass es der letzte Run war und es dann schon sitzen muss - zumal es dahinter sehr eng war und du dann Ruckzuck in der zweiten oder dritten Reihe stehst", ergänzt der Formel-1-Pilot.

Insbesondere in der Bergaufpassage um die Kurven acht und neun habe er sich zuvor schwer getan, berichtet Vettel auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com:"Da war es mit dem Wind heikel - eigentlich den ganzen Tag schon. Aber heute Morgen dachte ich noch, dass es okay war. Heute Nachmittag habe ich einfach auf dem falschen Fuß angefangen. Es war nicht wirklich eine Frage, sich da zu beruhigen, sondern einfach eine Frage davon, es richtig hinzubekommen. Zum Glück war das Timing dann genau richtig."

Diese Formel-1-Fahrer verloren die WM an den Defektteufel (02:14 Min.)

Vettel schon im Qualifying dran: gutes Omen für USA GP

Überrascht war Vettel jedoch, wie dicht er Lewis Hamilton am Ende tatsächlich auf den Leib gerückt war. "Am Ende sind wir näher dran gewesen als wir erwartet haben", sagt Vettel. "Morgen sollte es deshalb gut laufen, wenn das Auto sich genauso anfühlt wie heute." Und genau davon geht Vettel mehr als nur aus. Die Zuversicht für das Rennen ist nahezu grenzenlos.

"Es war wichtig, in die erste Reihe zu kommen, denn ich denke, dass unsere Rennpace echt gut sein wird. Im Quali waren wir ja das ganze Jahr ein kleines bisschen dahinter. Also Glückwunsch an Lewis, aber ich freue mich schon auf morgen ...", sagt Vettel mit einem schelmischen Grinsen.

Doch nicht nur indirekt kann Vettel Kampfansage. Der Ferrari-Pilot weiter: "Wir schauen, dass wir einen guten Start hinlegen und dann geht die Post ab!" Zunächst einmal hoffe er aber, überhaupt länger mitfahren zu dürfen als in den vergangenen Rennen, so Vettel. "Das würde schon sehr helfen. Was den Speed angeht sollten wir dann gut mitmischen können."

Hamilton vs. Vettel: Psychospiele vor dem US Grand Prix (00:49 Min.)

WM-Druck? Vettel: Will ja sowieso gewinnen

Nichts würde dagegen sprechen - auch nicht die verpasste Fahrzeit am Freitag. "Weil die Saison so weit fortgeschritten ist, wird jeder auch immer besser darin, die Zeiten und Reifen zu lesen. Also denke ich nicht, dass wir in eine schwächeren Position sind", erklärt Vettel. "Ich denke, wir wissen, was wir tun müssen." Noch dazu sei es mit dem neuen Chassis sofort dramatisch besser gelaufen.

Voll auf Sieg geht es also bei Sebastian Vettel in Austin. Mit Blick auf die WM muss es das auch. Dringend muss der Ferrari-Star einen möglichst großen Batzen seiner 59 Punkte Rückstand abknabbern. Besonderen Druck verspüre er deshalb nicht. "Das Rennen will ich ja sowieso gewinnen", sagt Vettel. Im Kopf habe er die WM allerdings schon ein Stück weit. "Aber es ist gut, dass die zwei Missionen (Rennsieg, WM-Kampf; Anm. d. Red.) da so gut zusammen passen."

Aufgegeben sei jedenfalls noch gar nichts. "Wir wollen es noch schaffen und glauben auch daran", versichert Vettel. "Wir haben das Auto dafür, wollen morgen das Optimum. Und das ist der Sieg. Das wäre ein guter Start in die nächsten Wochen."

So wird Lewis Hamilton in den USA Formel-1-Weltmeister 2017 (01:54 Min.)