McLaren hat seit dem Donnerstag in Austin auch offiziell alle relevanten Bausteine für die Formel-1-Saison 2018 beisammen. Der Vertrag mit Superstar Fernando Alonso wurde verlängert, die Tiefstapelei wurde sogleich im tiefsten Keller in Woking eingemottet. 2018 soll es - mal wieder - Siege und im besten Fall gleich auch Titel regnen. Alonso selbst ist davon überzeugt, nach den drei verlorenen Jahren mit Honda wieder an alte Erfolge anknüpfen zu können. McLaren sei dafür der richtige Ort.

"Ich teile viele Werte mit dem Team. Wir akzeptieren keine zweiten Plätze oder Kämpfe um Q1 oder Q2. Ich versuche alles, was ich kann, um die Situation zu verändern. Und ich habe gesehen, dass das Team auch Dinge unternimmt, um die Situation zu verändern", erklärte er einen Teil seiner Entscheidungsfindung. Wenngleich McLaren die Laufzeit des neuen Kontraktes mit Alonso nicht exakt veröffentlichte, handelt es sich wohl um eine Vereinbarung, die über 2018 hinausgehen kann und auch soll.

Alonso selbst entscheidet über Vertragslaufzeit

"Wir haben eine Überienkunft getroffen, die es Fernando erlaubt, einige Zeit bei uns zu bleiben", sagte McLaren-Boss Zak Brown. "Unser Wunsch ist: Wenn Fernando fahren will, wann immer das sein mag, kann er es für McLaren tun." Doch Alonso gibt zu, dass es durchaus Überlegungen gab, der Formel 1 'Lebe wohl!' zu sagen. Besonders stark seien diese rund um seinen Ausflug zum Indy 500 gewesen.

"Nach Indianapolis, als ich in die Formel 1 zurückkam, hatte ich Zweifel, ob ich in der Formel 1 weitermache oder mich in einer anderen Serie umschaue", erklärt Alonso. "Während dieser Pause hatte ich auch einige Gespräche mit anderen Teams, wie ihre Situation aussieht. Aber es war einfach etwas in mir, das mir gesagt hat, ich soll bei McLaren bleiben", schildert er seine Gedankengänge.

Die Fortschritte, gerade auf Chassis-Seite, sowie optimierte Prozesse in den Abläufen ließen den zweimaligen Weltmeister diesen Entschluss verfestigen. "Nach der Sommerpause, um Spa und Monza, war ich bereit, den Vertrag zu unterzeichnen. Aber sie waren noch nicht bereit", erklärt Alonso.

Alonso: Entscheidung vor Honda-Trennung

Schuld daran: Die Prozesse rund um die Trennung McLarens von Honda und die Übereinkunft mit Renault. "Wir wollten auch schauen, wie die Situation mit der Power Unit ist. Wir haben dann in den letzten Rennen bei Red Bull auch die Resultate gesehen. Das hat uns eine extra Motivation gegeben", sagte der Spanier. Er betont aber: Bereits vor der Trennung McLarens von Honda habe er sich für den Verbleib beim britischen Team entschieden.

Einzig der zuletzt äußerst straffe Zeitplan, inklusive Asientour sowie jetzt der Reise nach Austin, habe einen früheren Vollzug verhindert. "Es ist die eine Sache, die Entscheidung im Kopf zu treffen, eine andere, sie auf Papier zu bringen. Durch die vielen Rennen in verschiedenen Zeitzonen hat es etwas länger gedauert als normal, aber die Entscheidung stand schon früher", bestätigte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Fernando Alonso und McLaren 2018: Ist das Ziel Siege utopisch? (02:26 Min.)

Wenngleich Alonso mit McLaren große Ziele in der Formel 1 verfolgt, ist es durchaus möglich, dass der Spanier auch in anderen Serien wieder unterwegs sein wird. Seine Teilnahme beim Indy 500 sorgte beim bekennenden USA-Fan für große Freude, für 2018 könnte es nun ein Auftritt bei den 24 Stunden von Le Mans geben. McLaren schließt das explizit nicht aus.

2018 bei den 24 Stunden von Le Mans?

"Wenn Fernando noch zusätzliche Rennen fahren möchte, die die Arbeit von McLaren in der Formel 1 nicht beeinträchtigen, ist das Fernandos Sache. Da sind wir flexibel und offen für jedes Gespräch, das haben wir schon früher in diesem Jahr gesagt", stellte Zak Brown klar. Und auch Alonso betont seinen Wunsch, auch anderweitig aktiv zu sein. "Ich habe immer gesagt, dass die 'Triple Crown' ein Ziel ist. Das Indy 500 war eine tolle Erfahrung. Ich habe mich konkurrenzfähig gefühlt, es war nicht einfach, ich bin zuvor noch nie ein Ovalrennen gefahren. Für Le Mans gäbe es bessere Möglichkeiten, sich vorzubereiten", hält er fest.

Gespräche mit möglichen Teams habe es aber noch nicht gegeben, wie Alonso beteuert. Toyota wurde als mögliches Team genannt, die Japaner sind 2018 - sofern sie überhaupt noch dabei sind - der einzige Hersteller in der LMP1-Klasse. Wenn Alonso nicht nur einen Klassen-, sondern auch den Gesamtsieg anstrebt, ginge das wohl nur mit der in Frankreich notorisch vom Pech verfolgten Truppe um TMG aus Köln.

Priorität aber hat für Alonso die Formel 1, dort will er 2018 den Angriff auf seinen dritten WM-Titel starten. "Deshalb bleibe ich", stellt er klar. Mit dem Wechsel von Honda zu Renault wächst aber auch der Druck, denn Ausreden gibt es keine mehr. "Wir haben die Fahrer, eine gute Power Unit, ein tolles Team, die Ressourcen - nächstes Jahr müssen wir zeigen, dass wir ein Top-Team sind", weiß auch Brown.