Im zarten Alter von 27 Jahren feiert Brendon Hartley in Austin beim USA GP sein Formel-1-Debüt. Der Neuseeländer ist nach Carlos Sainz, Daniil Kvyat und Pierre Gasly bereits der vierte Fahrer, der in dieser Saison für Toro Rosso ins Lenkrad greift. Gasly, der in Malaysia und Suzuka fuhr, ist weiterhin in Japan unterwegs und kämpft dort um den Titel in der Super Formula.

Hartley stand anfänglich nicht unbedingt im Fokus der öffentlichen Diskussionen, als der zweite Fahrer für Toro Rosso gesucht wurde. Viel eher konnte man sich da schon seinen WEC-Konkurrenten Sebastien Buemi vorstellen. Doch als ehemaliger Red-Bull-Junior stand Hartley bereits vor einigen Jahren selbst vor der Formel-1-Tür, doch er gesteht, dass er damals noch nicht bereit war.

"Ich hatte Erfolge in Nachwuchsserien und habe dann meinen ersten Formel-1-Test mit 18 Jahren bekommen. Aber ich habe den Druck gespürt und dabei den Spaß verloren. Ich war nicht mehr glücklich", blickt er zurück. Stattdessen führte ihn sein Weg in den Langstreckensport. 2013 war er zunächst in der ehemaligen Grand-Am-Serie in den USA aktiv, ab 2014 fuhr er für Porsche in der Langstrecken-WM.

Und das äußerst erfolgreich: 2015 wurde er Langstrecken-Weltmeister, in diesem Jahr steht er vor Titelgewinn Nummer zwei, zudem gewann er zusammen mit Timo Bernhard und Earl Bamber erstmals in seiner Karriere die 24 Stunden von Le Mans. Dass er nun mindestens für ein Rennen den Weg zurück in die Formel 1 findet, hat er sich nach eigener Aussage durch eine Art Bewerbungsgespräch bei Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko erarbeitet.

Bei Anruf Formel-1-Chance

"Als Porsche verkündet hat, dass sie den LMP1-Sport im kommenden Jahr aufgeben, habe ich Marko angerufen und ihm gesagt: 'Ich bin heute ein anderer Fahrer als vor zehn Jahren, ich habe viel gelernt, ich bin bereit'", schildert Hartley seine Initiativbewerbung. "Er hat nicht viel gesagt, sondern meinte nur, dass die Botschaft angekommen ist. Drei Monate später hat er angerufen, das ging dann sehr schnell", so der Neuseeländer.

Die Strecke in Austin kennt Hartley aus der WEC sehr gut, Foto: Porsche
Die Strecke in Austin kennt Hartley aus der WEC sehr gut, Foto: Porsche

Nun steht Hartley also vor seinem Debüt-Wochenende, zum ersten Mal seit 2012 sitzt er überhaupt wieder in einem Formelauto. Sein Vorteil dabei: Die Strecke muss er dank seiner Erfahrungen in der WEC nicht lernen, Austin zählte dort bis einschließlich dieser Saison zum festen Inventar. Doch Hartley hütet sich davor, deshalb erhöhte Erwartungen an sich selbst zu stellen. "Ich versuche einfach mein Bestes zu geben und keine Erwartungen zu stellen. Mir wurde auch keine seitens des Teams vermittelt", sagt er, sich der Bedeutung des Wochenendes bewusst. "Der Sonntag wird ein aufregender und besonderer Moment für mich."

Kein Geheimnis ist es, dass Hartley mit einem guten Auftritt tatsächlich zu einem Kandidaten werden könnte, 2018 im Toro Rosso zu fahren. Und auch, dass er anstelle von Daniil Kvyat die aktuelle Saison zu Ende fährt, steht im Raum. Das alles lässt Hartley aber nicht an sich heran. "Ich fokussiere mich auf das Wochenende und schaue, wie es läuft. Für nächstes Jahr ist noch nichts klar, ich habe auch noch nicht so viele Fragen gestellt", erklärt er.