Im Januar gab Liberty Media bekannt, dass Bernie Ecclestone von seinem Posten als Geschäftsführer der Formel 1 zurücktritt. Über 40 Jahre hatte der britische Hardliner die Königsklasse geführt - und wäre es nach ihm gegangen, wäre er auch heute noch an der Spitze der Formel 1.

"Ich hatte mich nicht dazu entschieden, zu gehen. Ich wurde gefeuert", erklärt Ecclestone in einem Bericht der britischen Daily Mail, dass die Entscheidung zum Rücktritt keineswegs seine eigene war. Chase Carey, der die Mehrheitsanteile der Formel 1 mit Liberty Media für 8 Milliarden US-Dollar erstanden hatte, setzte Ecclestone sehr zeitnah in Kenntnis.

"Chase rief mich am Sonntag an und fragte: Kann ich dich morgen sehen?", so Ecclestone, der sich am darauffolgenden Tag in seinem Büro in London mit dem US-Amerikaner traf. "Er sagte: Du weißt, dass wir den Deal am Freitag vollendet haben?" Nachdem Ecclestone Carey gratuliert hatte, kam dieser schnell zum Punkt.

"Du musst als Chief Executive zurücktreten. Das ist der Job, den ich will", ruft er die Worte Careys in Erinnerung. Dabei hatte Ecclestone im Zuge der Übernahme noch darüber verhandelt, seinen Posten für drei weitere Jahre zu behalten. "Es war eine Überraschung, denn mir wurde gesagt, dass sie mich mit einem Dreijahres-Vertrag behalten wollten."

Andererseits hatte Geschäftsmann Ecclestone beim Verkauf der Königsklasse den Weg frei gemacht, von den neuen Eignern abgesetzt zu werden. "Ich sagte, er hat das Auto gekauft, also sollte er es auch fahren können. Sie hatten alle Verträge, um das mit mir zu machen", erklärt der Brite metaphorisch.

Ecclestone: Neue F1-Bosse wollen mich nicht an der Rennstrecke

In seiner neuen Position als Ehrenpräsident der Formel 1 kann der 86-Jährige nicht mehr aktiv im Geschäft mitwirken. "Sie haben mich in eine so hohe Position in der Firma gehievt, dass ich gar nicht mehr sehen kann, was passiert", so Ecclestone, der nur noch selten bei den Grands Prix vor Ort ist.

Doch ist es nicht so, dass er nicht gerne häufiger zu Gast wäre: "Chase hat einer meiner Assistentinnen im Büro eine Nachricht geschickt, dass sie an der Rennstrecke nicht so viele Büros zur Verfügung hätten - sondern nur so viele, wie der Veranstalter ihnen stellt." Laut Ecclestone nutzt das Führungstrio von Liberty Media sämtliche Räumlichkeiten vor Ort selbst.

"Es gibt nur drei und alle drei werden von ihnen (Chase Carey, Sean Brachtes und Ross Brawn) genutzt. Im Grunde genommen wollen sie einfach nicht, dass ich zu den Rennen komme. Es wäre genauso einfach gewesen, es mir direkt zu sagen", erklärt der ausgebootete Ecclestone.

In der Saison 2017 war er zuletzt beim Großen Preis von Österreich im Juli vor Ort. Beim vorletzten Rennen des Jahres wird er in Brasilien noch ein weiteres Mal zugegen sein. Im Heimatland seiner Ehefrau Fabiana wurden für ihn jedoch Plätze in den Mercedes- und Red-Bull-Motorhomes reserviert - nicht jedoch bei Liberty Media.

Ein erstes Fazit seiner Nachfolger fällt gemischt aus. "Sie haben bisher noch nichts gemacht, soweit ich das sehen kann. Sie sagten, dass sie nicht reden sondern Dinge anpacken würden. Mir wurde vorgeworfen, nur geredet und nichts gemacht zu haben. Aber das stimmt nicht. Ich habe die Dinge nur in aller Stille erledigt", so Ecclestone.

"Reden ist alles, was sie machen. Sie haben zum Beispiel erzählt, dass sie sechs Rennen in den USA wollen", stichelt er. "Wenn ich jetzt sage, dass ich einem von ihnen eine reindrücke, wenn ich sie das nächste Mal sehe, sollte ich das verdammt nochmal auch tun. Chase hatte vorgefasste Ideen von dem, was erledigt werden musste. Jetzt ist er am Ruder, doch es ist nicht so einfach, wie er es sich gedacht hatte. Also tut er mir leid."

Ecclestone: Von London in die Schweiz

Der nächste große Einschnitt im Leben des ehemaligen F1-Bosses, der am 30. Oktober seinen 87. Geburtstag feiert, ist ein Umzug in die Schweiz. Nach 80 Jahren in London kann er nun den Schritt machen, den er schon vor vielen Jahren gehen wollte. "Ich habe schon seit 30 Jahren ein Anwesen in der Schweiz", so Ecclestone, der zum Jahreswechsel nach Gstaad ziehen will.

"Ich hatte schon vor Ewigkeiten die Absicht, dort ein Haus zu bauen und mit dem gesamten Formel-1-Business ins Ausland zu ziehen. Aber ich konnte nicht all die Leute die ich brauchte dazu bewegen, England zu verlassen." Ohne seine Verpflichtungen als Kopf der Königsklasse ist der Weg nun frei.

"Jetzt ist es mir egal. Ich kann einfach dort hinziehen und leben. Ich nehme ein paar Mitarbeiter mit, aber nicht viele. Ich werde hin und wieder nach London kommen, um Freunde zu treffen. Ich werde auch mehr Zeit in Brasilien verbringen, wo ich eine Kaffee-Plantage habe. Aber die Schweiz wird mein Hauptsitz", so Ecclestone, der in Gstaad auch das Hotel Olden besitzt.

Während sein Büro in London verkauft werden soll, hat Ecclestone Angaben zufolge nun auch seine letzten Anteile an der Formel 1 für rund 300 Millionen Britische Pfund veräußert. Der Umbruch in seinem beruflichen sowie privaten Leben lässt ihn aber alles andere als kalt. "Es schmerzt etwas, nicht mehr in die Formel 1 involviert zu sein. Aber man gewöhnt sich daran."

Allem voran vermisst Ecclestone die Beziehungen, die er sich in über 50 Jahren im Formel-1-Fahrerlager aufgebaut hat. "Die Menschen sind es. All die Menschen, die meine Freunde geworden sind. Sehr nette Leute."