In der Formel-1-Weltmeisterschaft 2016 führte an den Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton und Nico Rosberg kein Weg vorbei. Die häufig beinharten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Silberpfeil-Piloten führten mehr als einmal zu Personalgesprächen zwischen Fahrern und Teamführung. Nach der Kollision beim Großen Preis von Spanien war die Geduld am Ende, wie Niki Lauda nun in einem Interview mit dem US-amerikanischen Journalisten Graham Bensinger zugab.

"Wir hatten einen riesigen Konkurrenzkampf innerhalb das Teams und manchmal war es einfach zu viel", so Mercedes-Aufsichtsrat Lauda über das Tauziehen, dass sich Hamilton und Rosberg von 2013 bis 2016 bei den Silberpfeilen lieferten. 2016 eskalierte der Kampf in Barcelona in einer Kollision, welche dem Team einen Doppelausfall bescherte und höchstwahrscheinlich einen Doppelsieg kostete. "Das war für Mercedes inakzeptabel", so Lauda.

"Wir müssen gewinnen. Einer der beiden Fahrer muss gewinnen und ihr könnt euch nicht gegenseitig abschießen", fügte der Österreicher an, was Teamchef Toto Wolff und er den Streithähnen einbläuten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Mercedes seine Piloten fast ausnahmslos frei fahren lassen. Selbst nach der ersten Kollision 2014 in Spa-Francorchamps wurden zunächst keine harten Sanktionen angedroht.

Nach dem Super-GAU in Barcelona war damit jedoch Schluss. Für den Fall einer Wiederholung behielt sich der Rennstall drastische Schritte vor, wie Lauda erklärte: "Es muss eine Strafe geben, wenn ihr so etwas noch einmal macht oder wir müssen in Erwägung ziehen, euch aus euren Verträgen zu entlassen. Wir sind Team-Player und das Team kann sich nicht gegenseitig vernichten."

In den folgenden 16 Rennen nahm der WM-Kampf zwischen Hamilton und Rosberg an Intensität zu. Beim Grand Prix von Österreich gerieten die Beiden dann tatsächlich ein zweites Mal aneinander. Lauda betonte jedoch, dass nach den Barcelona-Gesprächen wieder mehr Disziplin herrschte: "Toto hat sich ein paar gute Regeln ausgedacht und wir hatten wieder Frieden. Sie haben hart gekämpft und es kam zu weniger Unfällen."

Lauda: Hamilton und Rosberg grüßten sich nicht mehr

Während die Fahrer ihre erhitzten Gemüter im Cockpit weitestgehend unter Kontrolle hatten, herrschte in der Garage weiterhin Eiszeit. "Sie hatten überhaupt keinen Bezug zueinander", so Lauda. "Es war so schlimm, dass sie sich morgens nicht einmal Hallo gesagt haben." Angesichts des Konkurrenzkampfes hätte er zwar keine Verbrüderung erwartet, aber zumindest einen normalen Umgang.

"Ich hatte nicht erwartet, dass sie gemeinsam Frühstück haben, wenn sie sich nicht ausstehen können. Aber ihre Beziehung war wirklich schlecht. Es hat aber Lewis mehr aufgebracht als Nico", so der dreimalige Weltmeister weiter. Bei Hamilton hatten sich die Psychospielchen demnach auch auf der Strecke bemerkbar gemacht.

"Lewis war so genervt, dass er manchmal sogar verloren hat, weil sie Spielchen miteinander gespielt haben. Das war schlecht für das Team. Eigentlich wollen alle vorwärts kommen und nicht nur einer. Aber sie spielten alle Tricks aus, die sie hatten. Für das Team war das sehr stressig."

Rosberg sicherte sich letztendlich mit fünf Punkten Vorsprung auf Hamilton den Titel. Dieser hatte in einem kontroversen Finale bis zum Schluss versucht, den Teamkollegen mit einer Blockade in die Hände der Konkurrenz fallen zu lassen und sich dabei auch den Anweisungen der Mercedes-Bosse widersetzt, als diese den Sieg für das Team gefährdet sahen.