Im Jahr der längsten F1-Saison aller Zeiten gibt es keine Verschnaufpausen für den F1-Tross: Nur wenige Tage nach dem ereignisreichen Großen Preis von Kanada auf der Ile de Notre Dame im von Fahrern wie Fans geliebten Montreal, geht es im von den Zuschauern nicht minder vergötterten amerikanischen Motorsportmekka von Indianapolis in die neunte Runde dieser Mammutsaison.

Im Gegensatz zu den Fans steht der Indianapolis Motor Speedway - trotz seiner von allen Fahrern anerkannten Tradition - bei den Piloten nicht unbedingt ganz oben in der Liste der Lieblingsstrecken. Dennoch werden die 20 schnellsten Sonntagsfahrer dieses blauen Planeten auch am kommenden Wochenende auf dem gerne als Mickey Mouse Kurs verschrienen Parcours inmitten des berüchtigten Nudeltopfes alles geben um wichtige WM-Zähler zu ergattern.

Renault: Ende der Pechsträhne?

Können die Gelb-Blauen wieder im Doppelpack enteilen?, Foto: Sutton
Können die Gelb-Blauen wieder im Doppelpack enteilen?, Foto: Sutton

Besonders wichtig sind diese für Renault, die nach ihrem Doppelausfall von Montreal, zwar noch immer beide WM-Wertungen anführen, aber dennoch etwas unter Zugzwang geraten sind. Angesichts der guten Performance des R25 in Kanada erwarten sich die Gelb-Blauen aber auch auf dem IMS eine ähnlich gute Leistung, welche dann aber ein besseres Endergebnis mit sich bringen soll. Insbesondere Giancarlo Fisichella dürfte darauf brennen seiner Pechsträhne endlich ein Ende zu bereiten.

McLaren: Beginn der Jagd

"Der Eismann kommt." Mit diesen Worten eröffnete Norbert Haug endgültig die Jagd auf den WM-Spitzenreiter Fernando Alonso. Dabei erhoffen sich die Silbernen, dass ihr MP4-20 in Indianapolis noch etwas besser liegt als zuletzt in Montreal, wo Renault ihnen mindestens ebenbürtig war. Da Ron Dennis allerdings die Devise ausgegeben hat Rennen gewinnen (und keine mathematischen Spielchen spielen) zu wollen, wird auch Juan Pablo Montoya alles daran setzen seinen ersten silbernen Sieg, welchen er eigenen Aussagen zu Folge in Montreal durch die schwarze Flagge verpasst hat, zu holen. Für seinen Teamkollege wäre dies im WM-Kampf ein weiterer Gegner, den der Eismann bezwingen müsste.

Williams: Rückkehr zu alter Stärke?

In Kanada lief nicht alles perfekt., Foto: Sutton
In Kanada lief nicht alles perfekt., Foto: Sutton

In Kanada lief es für BMW-Williams nicht so gut wie bei den beiden vorangegangen Grand Prix. Dennoch lag Nick Heidfeld nach einem erneut fehlerfreien Rennen - dank der vielen Ausfälle - auf Podestkurs. Sollte der FW27 diesmal durchhalten, so könnten Heidfeld und sein Teampartner Mark Webber auch in Indy von Punkten und vielleicht sogar etwas mehr träumen. Denn auch dort darf mit einigen Ausfällen gerechnet werden. Aus eigener Kraft werden die Weiß-Blauen aber wohl auch weiterhin noch nicht in den Kampf zwischen McLaren und Renault eingreifen können.

Toyota: Gong zur nächsten Runde

Ebenso wie Giancarlo Fisichella oder Juan Pablo Montoya wurde Ralf Schumacher von uns zuletzt als Schattenmann bezeichnet. Und ohne Jarno Trullis Bremsdefekt in Montreal wäre der Deutsche auch auf der Ile de Notre Dame klar im Schatten seines Teamkollegen gestanden. Und zwar obwohl der Kerpener gerade in Kanada immer besonders gute Leistungen zeigt. In Indy kehrt er nun - eigenen glaubhaften Aussagen zu Folge ohne 'Angst' - an den Ort seines letztjährigen Horrorunfalls zurück. Dort könnte er nun also tatsächlich mit einer starken Performance aus dem (Wind)Schatten seines Teamkollegen treten. Das Auto sollte zumindest für vordere Punkteränge gut sein.

Rubens war in Montreal wieder einmal der Pechvogel., Foto: Sutton
Rubens war in Montreal wieder einmal der Pechvogel., Foto: Sutton

Ferrari: Fortsetzung des Aufwärtstrends?

Trotz der doppelten Podestplatzierung lautete das rote Motto der letzten Tage tief zu stapeln respektive realistisch bleiben. Denn auch Michael Schumacher und Jean Todt haben begriffen, dass sie in Kanada eine gehörige Portion Glück auf ihrer Seite hatten. Nichtsdestotrotz möchte man auch in Indy ähnlich viel Glück provozieren. Helfen soll dabei womöglich eine neue Motorenausbaustufe, über deren Einsatz man aber noch nicht entschieden hat. Ansonsten darf auch im roten Teamduell mit einem harten Kampf gerechnet werden. Denn Indianapolis lag Rubens Barrichello in der Vergangenheit immer sehr gut.

Red Bull: Flügel für die Bullen?

Der erste US Grand Prix des Red Bull Racing Teams ist für die Mateschitz-Truppe garantiert kein Grand Prix wie jeder andere. Schließlich haben die Energy Drink Fabrikanten das erklärte Ziel ihre Dosen auf dem amerikanischen Markt zu promoten, weshalb auch der zweite Nordamerika-Testeinsatz von Scott Speed leicht zu erklären ist. Ohne ein Zutun der Konkurrenz in Form von Aus- oder Zwischenfällen, dürften die Dunkelblauen aber wohl kaum wieder wie am Nürburgring auf Podiumskurs oder zumindest Punktekurs gelangen. Denn bei den letzten beiden Rennwochenenden kristallisierten sich leichte Performanceprobleme bei den Bullen heraus. Abhilfe soll nun ein 30 PS stärkeres Cosworth-Aggregat schaffen, welches in Indy debütieren wird.

Sauber: Keine Streitereien mehr

Felipe möchte auch in Indy vor Williams liegen., Foto: Sutton
Felipe möchte auch in Indy vor Williams liegen., Foto: Sutton

Nachdem der Streit zwischen Jacques Villeneuve und Peter Sauber vor dem Kanada GP wieder einmal hoch gekocht wurde, möchten die Schweizer in Indianapolos, an das sie aus dem Jahr 2003 noch gute Erinnerungen haben, wieder durch ähnliche sportliche Erfolge wie Felipe Massas vierten Rang von Montreal auffallen. Angesichts der immensen Konkurrenz um die acht Punkteränge, dürfte dies allerdings ein schwieriges Unterfangen werden. Jedenfalls so lange die Boliden der Rivalen standfest bleiben.

B·A·R: Endlich die ersten Punkte?

Jene von British American Racing waren es zuletzt nicht. Dennoch ist man bei den Weißen nach der guten Vorstellung von Montreal sicher, dass man nun endlich die Saison beginnen könne. Dafür wird es aber auch Zeit, schließlich befinden wir uns bereits im neunten von neunzehn Rennen und die Mannschaft von Teamboss Nick Fry hat noch immer keinen einzigen WM-Zähler auf dem Konto. Sollte die Motoren halten und das Team die Leistung von Montreal wiederholen können, dürfte sich dieser punktlose Zustand in Indy aber ändern.

Jordan: Neuer Motorendeal für 2006

Der Gegner der Gelben heißt Minardi., Foto: Sutton
Der Gegner der Gelben heißt Minardi., Foto: Sutton

Da Jordan sportlich wohl kaum groß Ansprüche an das Indianapolis-Wochenende stellen darf, ist für die Gelben die Ankündigung eines endgültigen Motorendeals für die kommende Saison der wichtigste Schlüsselfaktor des anstehenden Rennwochenendes. Auf der Rennstrecke werden die beiden Piloten hingegen erneut den harten Kampf gegen das immer besser in Fahrt kommende Minardi Team antreten müssen.

Minardi: Kampf gegen Jordan

Entsprechend möchte die Stoddart-Truppe dem "besten Saisonrennen des Jahres" nur eine Woche danach noch ein viel besseres Wochenende folgen lassen, an welchem auch Patrick Friesacher wieder einmal ins Ziel kommen möchte. Ausreichend ungenutztes Potenzial um das Auto noch schneller zu machen, möchte der Österreicher jedenfalls in seinem PS05 geortet haben. Vielleicht kann er somit dem letzten Minardi-Punktgewinn von Zsolt Baumgartner aus dem Vorjahr ein ähnlich starkes Ergebnis folgen lassen.