Schon beim nächsten Rennen in Austin auf dem Circuit of the Americas kann Lewis Hamilton den Titel in der Formel 1 Weltmeisterschaft 2017 klar machen: Nach dem bitteren Motoren-Defekt an Sebastian Vettels Ferrari beim Japan GP fliegt Hamilton mit 59 Punkten Vorsprung nach Amerika. Während Vettel Hamiltons vorzeitigen Titelgewinn in Austin noch aus eigener Kraft verhindern kann, kann er seit dem Suzuka-Drama den Titel nicht mehr aus eigener Kraft gewinnen.

Trotzdem will Vettel noch nicht aufgeben: "Man braucht kein Genie oder Mathe-Crack zu sein, um das zu verstehen. Aber wir haben dieses Jahr noch eine Chance. Es ist nicht in der Kontrolle, in der wir es gerne hätten, aber die Chance ist noch da. Wir wissen, dass wir das Paket haben, um bei den letzten Rennen gut zu sein. Alles andere sehen wir dann. Man zählt am Ende des Jahres zusammen." Und auch Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene gibt sich kämpferisch: "Wir werden bis zur letzten Kurve des letzten Rennens alles geben."

Bei Mercedes will man naturgemäß ebenfalls noch nichts vom Titel wissen. "Ich hatte mich heute auf das Rennen gegen Sebastian gefreut, aber er hatte sehr viel Pech. Trotzdem ist es noch ein langer Weg und es sind noch 100 Punkte zu vergeben", so Hamilton.

Mercedes Motorsportchef Toto Wolff klammert sich ebenfalls an die Mathematik: "Ein Blick auf den Punktestand mag uns kurzfristig beruhigen, aber es sind noch immer vier Rennen zu fahren und dabei noch 100 Punkte in der Fahrer-Weltmeisterschaft zu vergeben. Und wenn uns die zurückliegenden Wochen eines gelehrt haben, dann ist es die Tatsache, dass im Motorsport alles passieren kann."

Formel 1 WM-Stand 2017 nach dem Japan GP

Nach der engen Weltmeisterschaft bis zum Ende der Europa-Saison deutete alles auf einen Showdown beim letzten Rennen in Abu Dhabi hin. Nach der Sommerpause konnte Vettel jedoch kein einziges Rennen mehr gewinnen, holte in fünf Rennen nur 45 Punkte, während Hamilton 118 Punkte sammelte. Allein in den drei Asien-Rennen verlor Vettel 56 Punkte auf Hamilton. Der Showdown in Abu Dhabi ist in weite Ferne gerückt. Schon vier Rennen vor dem Ende der Saison könnte sich Hamilton zum vierten Mal zum Weltmeister krönen.

Es ist der WM-Kampf der Zahlenspiele: Holt sich Hamilton den Titel, hat der Pilot mit der Startnummer 44 Titel Nummer 4. Holt sich wider Erwarten Vettel den Titel, hat der Pilot mit Startnummer 5 Titel Nummer 5. Doch in Austin ist erst einmal die Zahl 16 entscheidend.

Hamilton kann in Amerika Formel 1 Weltmeister 2017 werden

Hamilton muss 16 Punkte mehr als Vettel holen, um die Formel 1 Weltmeisterschaft 2017 zu gewinnen. Dann würde er mit 75 Punkten Vorsprung nach Mexiko reisen - bei noch 75 zu vergebenden Punkten in den letzten drei Rennen. Weil Hamilton schon bei acht Saisonsiegen steht, Vettel aber nur bei vier, würde der Deutsche die WM trotz Gleichstands in Abu Dhabi verlieren.

So holt sich Lewis Hamilton schon in Austin den WM-Titel, Foto: Motorsport-Magazin.com
So holt sich Lewis Hamilton schon in Austin den WM-Titel, Foto: Motorsport-Magazin.com

Konkret bedeutet das für das nächste Rennen: Gewinnt Hamilton den US GP, muss Vettel mindestens Fünfter werden, um die WM-Entscheidung zu vertagen. Theoretisch könnte Hamilton Titel Nummer vier auch mit einem zweiten Platz schon klar machen. Dafür allerdings müsste Vettel gleichzeitig Neunter oder schlechter werden.

Besonders bitter für Vettel: Nach seinem Ausfall in Japan ist er auf mindestens zwei Hamilton-Ausrutscher angewiesen. Selbst wenn Hamilton in Austin ausfällt und Vettel gewinnt, kann der Ferrari-Pilot die WM in den drei verbleibenden Rennen nicht mehr aus eigener Kraft holen. In den ersten 16 Rennen der Saison kam der Brite aber nie schlechter als Platz sieben ins Ziel.

In der Konstrukteursweltmeisterschaft sieht es noch eindeutiger aus - und wieder spielt die 16 eine entscheidende Rolle. Verliert Mercedes auf dem Circuit of the Americas nicht mehr als 16 Punkte auf Ferrari, dürfen die Silberpfeile die nächste Konstrukteursweltmeisterschaft gewinnen. Nach Rennen 16 liegt Mercedes 145 Punkte vor Ferrari - nach Austin müssen es für den vorzeitigen Titelgewinn noch 129 sein.