Max Verstappen kommt nach seinem Befreiungsschlag in Malaysia reichlich erleichtert zum 16. Saisonrennen nach Japan. Der Red-Bull-Star schüttelte mit seinem Sieg in Sepang das Pech der bisherigen Grands Prix ab. So dominant er bei seinem Triumph über Lewis Hamilton auftrat, so schwierig war das Wochenende für Verstappen. Der Niederländer war gesundheitlich nicht voll auf der Höhe. Außerdem verriet Verstappen ein Geheimnis, das ihm den ersten Saisonsieg ermöglichte.

"Ich war ziemlich tot", beschreibt Verstappen seinen körperlichen Zustand in dem Moment, als ihn Teamkollege Daniel Ricciardo schlafend auf dem Flug von Malaysia nach Japan ablichtete, um das Foto hinterher in den sozialen Netzwerken zu teilen. Ähnlich wie Sergio Perez war auch Verstappen beim physisch härtesten Rennen der Saison körperlich angeschlagen. "Ich hatte in Malaysia schon am Donnerstag die Nase zu und Kopfschmerzen, und fühlte mich schwach."

Als es in Sepang zur Sache ging, war Verstappen nicht zu 100 Prozent fit. "Es wurde immer schlimmer und mit so einem harten Rennen dann noch schlimmer. Eigentlich hätte der Sonntag ein super Tag sein sollen, aber tatsächlich habe ich mich gar nicht so gut gefühlt", erklärt der 20-Jährige, dem es die direkt aufeinanderfolgenden Wochenenden nicht einfacher machten, sich von dem Infekt zu erholen. "Nach der Reise nach Japan habe ich es wirklich ganz ruhig angehen lassen und viel geschlafen. Jetzt geht es mir besser. Für das Wochenende sollte es in Ordnung sein."

Unter dem Strich steht für Verstappen das Gefühl der Erlösung, nach sieben unverschuldeten Ausfällen endlich die Ernte seiner harten Arbeit eingefahren zu haben. "Ich hatte immer ein gutes Gefühl, nur leider ohne gute Ergebnisse. Der Sieg motiviert mich einfach nur wieder und zeigt mir, dass es sobald es gut läuft, auch ein gutes Resultat gibt", erklärt er. Der zweiter Sieg seiner Formel-1-Karriere war außerdem ein ganz neues Gefühl für den Shooting Star.

Verstappen wusste: Hamiltons Mercedes hat nicht die volle Power

"Barcelona war ein bisschen Glück und wir haben mit einer guten Strategie das Rennen gewonnen", zieht er den Vergleich zu seinem Premieren-Sieg beim Spanien GP 2016. "Dieses Mal musste ich es wirklich selbst erledigen, jemanden überholen und das Rennen kontrollieren." Beim entscheidenden Überholmanöver gegen Hamilton in der vierten Runde gab es darüber hinaus ein kleines Geheimnis, das von außen nicht sofort ersichtlich war.

"Seine MGU-K setzte oft aus und das Team sagte mir im Funk, dass seine Ingenieure ihm sagten, dass er in der nächsten Runde wieder die volle Leistung der Batterie haben würde. Also musste ich in der Runde attackieren", verrät Verstappen. "Er kämpfte bereits in der Runde davor in der letzten Kurve mit der Traktion. Ich habe dort etwas Zeit gewonnen, dann meine Batterie genutzt und es hat funktioniert."

Verstappen stellt jedoch auch klar, dass dies nicht bedeutet, dass er erst auf Anweisung der Boxenmauer Tempo gemacht habe: "Sie haben mir zwar gesagt, dass ich attackieren soll, aber es ist nicht so, dass ich nur gepusht habe, weil sie es gesagt haben. Ich tat es ohnehin schon und holte auf. Nur begann ich dann, meine Batterie mehr zu nutzen." Nach dem Manöver gegen Hamilton musste er noch 52 Runden überstehen. Sorgen, dass sein RB13 ihn wie so oft in dieser Saison im Stich lassen könnte, hatte er aber nicht.

Verstappen hat keine Angst vor weiteren Power-Unit-Strafen

Selbst bei den beiden Rennen zuvor hatte ich keine Probleme mit dem Motor. Ich habe also nicht darüber nachgedacht. Und wenn es passiert, passiert es sowieso. Was kannst du da schon machen?", erklärt er. Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko hatte vor Suzuka bereits angekündigt, dass das Bullen-Duo unter Umständen noch mit Power-Unit-Wechseln und Strafversetzungen zu rechnen habe. Nach seiner Pleiten-Saison sieht Verstappen angesichts dieser Gefahr aber auch keinen Grund zur Panik.

"Das kann passieren. Aber nach der Saison die ich hatte, sind diese Dinge einfach ein Teil davon - wenn du so viele Ausfälle hattest", so der Niederländer. Über den vermeintlich besten Ort für eine Grid Penalty hat er sich allerdings schon Gedanken gemacht: "Mexiko vielleicht." Die Wiederauferstehung in Malaysia sah Marko darüber hinaus auch als Beweis für die Qualität von Red Bull, nach wie vor das beste Chassis abliefern zu können.

Was die Fortschritte seit Melbourne angeht, sieht Verstappen ebenfalls einen steilen Aufwärtstrend. Deshalb zu denken, dass weitere Siege in Reichweite sind, hält er jedoch für etwas zu optimistisch. "Wir haben in den letzten Rennen sehr zugelegt, aber wir müssen hier wieder zeigen, dass wir ein wirklich gutes Chassis haben. Du musst immer das Fenster treffen, um das Auto richtig abzustimmen", gibt er hinsichtlich des anstehenden Japan GP zu bedenken. "Das kann manchmal einfach sein, aber manchmal auch richtig schwierig."

Red Bull mit mehr Vertrauen in die Stärken des RB13

Was Red Bull aus den vergangenen Rennen in jedem Fall gelernt hat, ist, mehr auf die Qualitäten des RB13 zu vertrauen. "An irgendeinem Punkt muss man auf die Stärken des Autos setzen, statt immer nur nach Kompromissen zu suchen. Das haben wir in Malaysia getan und es schien zu funktionieren", so Verstappen, dessen Red-Bull-Ingenieure oft versuchten, das Power-Unit-Defizit mit Abstrichen beim Anpressdruck zu kompensieren.

Streckenabhängig Prognosen aufzustellen, traut er sich aber trotzdem nicht. Schließlich haben die letzten Rennen nicht unbedingt das belegt, was vorher vermutet wurde. "Eigentlich war es Singapur", erinnert er an die vermeintlich beste Chance auf dem Papier. "Dann dachten wir, Malaysia wird okay - und dann gewinnen wir dieses Rennen. Ich weiß es also nicht. Ich hoffe einfach nur, dass jetzt jedes Rennen für uns in Ordnung sein wird."

Druck, das Erfolgserlebnis aus Sepang wiederholen zu müssen, macht sich Verstappen allerdings keinen: "Ich will es einfach halten, hart arbeiten und versuchen eine gute Balance ins Auto zu bekommen." Ein Ansatz, der auch in Suzuka den Weg weisen soll: "Wir müssen erst den Freitag abwarten, um zu sehen, ob wir konkurrenzfähig sind. Es ist zu früh um schon zu sagen, dass wir wieder um den Sieg kämpfen."