Malaysia 2017: F1-Diskussion über Vettel, Verstappen und Mercedes (15:08 Min.)

Der 15. Lauf der Formel-1-Weltmeisterschaft 2017 führt den Zirkus nach Japan. Auf der legendären Acht von Suzuka geht der WM-Kampf zwischen Sebastian Vettel im Ferrari und Lewis Hamilton im Mercedes in die nächste Runde. Red Bull kämpft zwar nicht mehr um den Titel, könnte aber trotzdem eine entscheidende Rolle im Kampf um die Formel-1-WM spielen.

In den letzten beiden Rennen schien Vettel und Ferrari der Titel etwas zu entgleiten. In Singapur und Japan holte der vierfache Weltmeister nur zwölf Punkte, Teamkollege Kimi Räikkönen ging sogar komplett leer aus. Lewis Hamilton hingegen holte im Mercedes im gleichen Zeitraum 43 Punkte. Der Brite geht nur mit einem Vorsprung von 34 Zählern in den Japan GP.

Man könnte meinen, Mercedes hat das Momentum auf seiner Seite. 'The trend is your friend', wie es im englischen Sportjargon gerne heißt. Tatsächlich sieht es ein wenig anders aus. Sowohl in Singapur, als auch in Malaysia hatte Mercedes nicht das schnellste Auto. Auf beiden Strecken waren unter normalen Bedingungen Ferrari und Red Bull schneller.

Bei Mercedes läuten vor Suzuka die Alarmglocken

"Aber jeder Punkt zählt, egal wie wir ihn einfahren", gibt sich Mercedes Motorsportchef Toto Wolff kämpferisch. Doch die Minen bei der Abreise aus Malaysia im Silberpfeillager sprachen eine eindeutige Sprache. "Wir analysieren unsere Probleme, beginnen damit, deren Ursachen zu verstehen und arbeiten an Lösungen. Dies geschieht allerdings nicht über Nacht", gibt Wolff zu bedenken.

Die Alarmglocken bei Mercedes läuten nun. Hat Mercedes ein generelles Problem oder war es einmal mehr die Streckencharakteristik? Nach Monaco, Budapest und Singapur war es schon der vierte Ausrutscher. "Suzuka ist eine Strecke, die unser Auto ganz anders beanspruchen wird als Sepang. In den vergangenen Jahren haben wir uns dort sehr stark geschlagen", erinnert sich Wolff, schränkt aber ein: "Die zurückliegenden Wochen haben uns daran erinnert, dass frühere Erfolge mit den 2017er Autos und Reifen nicht viel bedeuten."

Bei Ferrari stehen die Vorzeichen genau umgekehrt: Viel Pace, wenig Punkte. Dabei hatten viele nur in Singapur mit der Ferrari-Überlegenheit gerechnet, nicht aber in Sepang. "Wir haben das Auto, die Leute, die Fahrer, die Mittel und den Spirit, bis zum Ende zu kämpfen", so die Kampfansage von Ferrari Teamchef Maurizio Arrivabene. "Ich bin noch immer optimistisch, weil wir wissen, dass wir ein schnelles Auto haben", so Vettel.

Vettel: Getriebe nach Stroll-Crash wohl nicht kaputt

Das Singapur-Debakel war schnell vergessen, Unfälle passieren. Doch das Malaysia-Drama wirft seine Schatten bis nach Suzuka: Ferrari hatte an beiden Autos Zuverlässigkeitsprobleme. Vettel startete deshalb vom letzten Platz, Kimi Räikkönen konnte das Rennen gar nicht erst starten. An beiden Autos trat das gleiche Problem auf: Zwischen Verdichter und Ansaugtrakt des Motors trat Luft aus. Der Turbo funktionierte und konnte Ladedruck erzeugen, allerdings kam der nicht am Motor an.

Durch Vettels Unfall in der Auslaufrunde mit Lance Stroll schwebte ein zusätzliches Damokles-Schwert über dem ältesten Formel-1-Rennstall: Wenn beim Unfall das Getriebe Schaden nahm, würde das eine Strafversetzung in Japan bedeuten. Ferrari konnte inzwischen Entwarnung geben, angeblich nahmen die Innereien keinen Schaden. Andere Komponenten des Getriebes dürfen straffrei getauscht werden, nur die tatsächliche Übersetzung muss sechs aufeinanderfolgende Rennen halten.

Red Bull wieder mit dem schnellsten Auto?

Neben Ferrari und Mercedes könnte aber erneut Red Bull eine entscheidende Rolle spielen. Die Bullen haben seit der Sommerpause ein bärenstarkes Auto. Schon bei den Rennen in Spa und Monza beeindruckte der RB13. Trotz Leistungsdefizits des Renault-Aggregates im Heck fuhr Red Bull auf den beiden Highspeed-Kursen erstaunlich gut mit. In Singapur konnte Max Verstappen nach der Startkollision das Potential nicht zeigen, Daniel Ricciardo hatte im Rennen Getriebeprobleme, weshalb er gegen Lewis Hamilton chancenlos war.

Vor allem der erste Sektor in Suzuka sollte Red Bull entgegenkommen. Allerdings muss der Rennstall einmal mehr Abtrieb opfern, um auf den Vollgas-Passagen nicht zu viel Zeit zu verlieren. In Suzuka fällt das etwas mehr ins Gewicht als in Malaysia, weil der Power-Faktor größer ist. Deshalb leidet Red Bull wohl auch etwas mehr unter dem Qualifikationsmodus der Konkurrenz. "Der kostet sicher eine halbe Sekunde", meint Teamchef Christian Horner.

Überholen ist in Suzuka deutlich schwieriger. Selbst wenn Red Bull im Renntrimm wieder das schnellste Auto haben sollte, so einfach wie Verstappen in Sepang an Hamilton vorbeiging, wird es wohl nicht mehr. Das Duell gab es im vergangenen Jahr umgekehrt: Nach seinem verpatzten Start musste sich Hamilton von Platz acht zurückkämpfen. Am Ende kämpfte er im überlegenen Mercedes gegen Max Verstappen um Platz zwei - fand aber keinen Weg vorbei am Red Bull.

Für Vettel könnte Red Bull entscheidend werden: Der viermalige Formel-1-Weltmeister kann zwar noch aus eigener Kraft Weltmeister werden, braucht aber langsam auch etwas Hilfe. Im Idealfall gewinnt er in Suzuka, während Teamkollege Kimi Räikkönen und die beiden Red-Bull-Piloten Hamilton Punkte wegnehmen.