Für die größte Aufmerksamkeit sorgte Pascal Wehrlein in Malaysia erst nach Fallen der Zielflagge. Nachdem Sebastian Vettel in der Auslaufrunde mit Lance Stroll kollidiert war, hielt Wehrlein an und sammelte seinen Landsmann auf, um ihn zurück an die Box zu bringen. Es war die auffälligste Szene des Sauber-Piloten, der aber durchaus mit einem guten Gefühl aus Malaysia abreisen darf.

Denn anders als in den Rennen zuvor, schaffte Sauber zumindest einmal den Anschluss an die anderen Teams. Bereits im Qualifying wurde das sichtbar. Wehrlein fehlte in Sepang weniger als eine halbe Sekunde zum Einzug in Q2. So nah dran war Sauber seit dem Aserbaidschan GP nicht mehr, damals schaffte Wehrlein den Einzug in den zweiten Abschnitt sogar. Seither aber verlor Sauber immer mehr den Anschluss an die Konkurrenz.

So nah dran wie seit Aserbaidschan nicht mehr

Besonders frappierend war der Rückstand in den vor Malaysia drei Rennen nach der Sommerpause. In Belgien fehlten dem besten Sauber 1,5 Sekunden zum Einzug in Q2, in Italien gar zwei Sekunden und in Singapur 1,4 Sekunden. Der Abfall in Monza ist leicht erklärbar durch den Vorjahresmotor von Ferrari, den Sauber nach wie vor noch fährt. Updates gibt es für dieses Aggregat keine mehr, während die Konkurrenz fleißig Verbesserungen von den Herstellern bekommt.

Vettel bedankt sich bei Taxifahrer Wehrlein, Foto: Sutton
Vettel bedankt sich bei Taxifahrer Wehrlein, Foto: Sutton

Doch woher kommt nun der plötzliche Performance-Sprung in Malaysia? Betrachten wir uns einmal die Qualifying-Zeiten der beiden Sauber-Piloten genauer. Dort zeigt sich zunächst: Sowohl Wehrlein, als auch Ericsson fuhren in Q1 jeweils drei fliegende Runden, verteilt über die gesamten 18 Minuten.

Beiden gelang es, ihre Zeiten vom ersten Versuch bis zu Runde Nummer drei um mehr als eine Sekunde zu verbessern. Wehrlein fuhr zunächst eine 1:34.655 und stand am Ende bei einer 1:33.483, Ericsson schraubte seine Zeit von 1:35.394 auf 1:33.970 nach unten.

Eine derartige Verbesserung innerhalb von Q1 gelang im hinteren Teil des Feldes nur noch Romain Grosjean und Pierre Gasly. Alle anderen verbesserten sich entweder deutlich weniger oder gar nicht.

Fernando Alonso etwa, der für Sauber in dieser Situation als Referenz für den Einzug in Q2 gilt, brach seine letzte Runde nach zwei klaren persönlichen Sektorbestzeiten vorzeitig ab und kam mit einer einzigen fliegenden Runde am Anfang von Q1 in die nächste Runde. Entsprechend muss der Abstand mit Vorsicht bewertet werden.

Sauber-Faktor Reifen

Auffällig aber ist, dass Sauber es offenbar verstand, mit frischen Reifen und dem zusätzlichen Grip auf der Strecke noch mehr herauszuholen, als die Konkurrenz. Ohnehin waren die Reifen in Malaysia ein wichtiges Thema, Mercedes etwa führte die eigenen massiven Performance-Probleme auf die Gummis zurück, die die Silberpfeile nie ins richtige Fenster bekamen. Hier hatte Sauber gerade gegen Ende von Q1 offenbar ein gutes Verständnis.

Malaysia 2017: F1-Diskussion über Vettel, Verstappen und Mercedes (15:08 Min.)

"Das Qualifying war ganz in Ordnung, denn es lief besser als erwartet. Im Vergleich zu den Trainingssitzungen konnten wir den Abstand zur direkten Konkurrenz verringern, was durchaus positiv ist", sagte Wehrlein nach dem Qualifying. Gemeint war damit wohl vor allem der Rückstand auf Kevin Magnussen, zum Dänen fehlten Wehrlein nur 0,049 Sekunden.

Insgesamt ist Haas aktuell wohl die machbarste Option für Sauber, aus eigener Kraft vor einem Konkurrenten zu landen. Die Amerikaner haben ihre Entwicklungen für 2017 weitestgehend eingestellt und die Ressourcen bereits auf 2018 gelegt. In Malaysia kam nun ebenfalls die Reifenproblematik hinzu, die auch für Haas gravierend ist.

Betrachtet man aber die Punkteausbeute der Teams seit der Sommerpause, ist Haas mit acht Zählern das zweitschlechteste Team, sechs Punkte davon wurden zudem gleich in Belgien eingesackt. Im Chaos-Rennen von Singapur folgten die anderen beiden Zähler.

Sauber seinerseits ist zwar seit Aserbaidschan punktelos, aber doch nun hat man zumindest wieder einen Gegner. Aber nicht nur zu Haas war die Lücke im Malaysia-Qualifying geringer, auch in Relation zu den anderen Teams waren man näher dran.

Geht es bei Sauber weiter aufwärts?, Foto: Sutton
Geht es bei Sauber weiter aufwärts?, Foto: Sutton

Fortschritt auch im Rennen

Deutlich verbessert präsentierten sich die Schweizer in Malaysia aber nicht nur auf eine Runde, sondern auch im Rennen. Der Rückstand auf Esteban Ocon etwa, der den letzten Punkt einheimste, betrug für Wehrlein im Ziel nach 56 Runden gerade einmal 23 Sekunden - und das ohne jedes Safety Car.

Auch wenn sich Ocon zuvor im Rennen einen Dreher leistete, ist das ein ermutigendes Zeichen. Auf die Haas-Piloten fehlten 17 Sekunden, Wehrlein wurde - anders als in den Rennen zuvor - nur einmal überrundet. Was lapidar klingt, ist jedoch ein weiteres Indiz.

"Obwohl das Resultat diese Leistung nicht widerspiegelt, konnte ich ganz gute Rundenzeiten fahren und mich während eines bestimmten Rennabschnitts bis zum Mittelfeld durchkämpfen. Das ist ein guter Schritt", fasste es Wehrlein nach dem Rennen zusammen.

Teamchef Frederic Vasseur sah es ähnlich. "Unsere Strategie hat gepasst und wir konnten teilweise mit den Rundenzeiten des Mittelfeldes mithalten, immer im Vergleich zu unserer direkten Konkurrenz."

Wie stark Sauber in Malaysia von den Bedingungen profitierte oder ob die Lücke zum Mittelfeld tatsächlich geringer geworden ist, dürfte sich schon in Japan zeigen. Dort werden deutlich kühlere Temperaturen erwartet. Die Herausforderung der Reifenthematik beginnt dann wieder ganz von vorne. Schafft es Sauber auch dort, gerade im Rennen den Anschluss an die Konkurrenz zu halten, kann man in Hinwil wohl tatsächlich von einem Schritt in die richtige Richtung sprechen.